MelegyUnser Kolumnist, der Ungar Péter Pál Meleghy, ist Autor vieler Reiseführer und Kochbücher und schreibt für verschiedene deutsche Zeitschriften. Er lebt in Hamburg und Budapest und betreibt die Website www.ungarnaktuell.de, außerdem die beiden Literaturseiten www.phantastisch-realistische-literatur.de und www.ein-oscar-fuer-hitler.com 

Budapester Perlen. Ungarischer Ritterorden – Eine Auszeichnung mit Folgen.
Im Frühjahr 2016 bezeichnete Bayer Zsolt, Freund des Ministerpräsidenten Viktor Orban und Mitbegründer der jetzigen Regierungspartei Fidesz,  in der Tageszeitung Magyar Idök (Ungarische Zeiten) jeden Flüchtling über 14 Jahren als potentiellen Terroristen.Für die Veröffentlichung des Artikels verurteilte der Ungarische Presserat die Zeitung zu einer Geldbuße von 250.000 Forint (833.- €). Der ungarische Staatspräsident sah das anders. Er zeichnete den Autor mit dem Kreuz des Ungarischen Ritterordens aus. Daraufhin schickten mehr als hundert verdiente Künstler und Wissenschaftler ihre Orden dem Staatspräsidenten zurück. Es ist nicht bekannt, was das Staatsoberhaupt mit den retournierten Auszeichnungen vorhat. 

meleghyWo fährt sie hin – die falsche Straßenbahn?
Ich stehe an einem warmen Maitag an der Haltestelle an der Donau, gegenüber dem Hotel Gellért. Um mich viele Wartende. Die Straßenbahn Nr. 41 hält, das Fahrerhäuschen genau neben mir. Der Fahrer beugt sich ein wenig aus dem Fenster und sagt: „Ich weiß, dass der Wagen die Nummer 41 trägt, aber das ist ein Fehler, sie wurde vertauscht. Ich fahre die Strecke der 47. Also nicht weiter gerade aus, an der Donau entlang, sondern hier gleich rechts auf der Freiheitsbrücke nach Pest.“ Seltsam, denke ich, die meisten Fahrgäste hören ihn gar nicht und steigen ein.
„Was hat er gesagt?“ fragt eine alte Frau neben mir. Ich sage es ihr. Weil es ihre und meine Route ist, steigen auch wir ein. Doch zu unserem Erstaunen fährt die Bahn weiter geradeaus an der Donau entlang. Mir ist es egal, der Blick auf die Schiffe und die Pester Häuserzeile ist hübsch. Aber die alte Dame protestiert. „Der Fahrer hat doch gesagt…“

Die anderen Fahrgäste schimpfen: „Können Sie nicht lesen? Das ist die Nummer 41. Die fährt nicht nach Pest.“ 
„Ist das ein Irrenhaus?“ kreischt sie. Darauf ein Chor: “Jaaa!“ Dann lachen wir alle. (Foto: budapest.wikia.com)
 
Lachen in der Garderobe – vermutlich die netteste Nachricht des Jahres  
Ich bin in der Garderobe meines Lieblings-Thermal-Schwimmbades (namens Rudas). Mehrere Reihen Schränke, dazu Umkleidekabinen. Ich finde schnell einen leeren Schrank. Dem gegenüber zwei freie Umkleiden, in denen, während ich meinen Mantel im Schrank aufhänge, zwei junge Mädchen verschwinden. Ich will mich gerade in einer anderen Reihe nach einer Kabine zum Umziehen umsehen, als die mittlere der drei Umkleiden frei wird. Ich also hinein.
Die beiden Mädchen rechts und links von mir unterhalten sich fröhlich. Ich bin in Gedanken, höre nur ihre hübschen Stimmen, als ich plötzlich niesen muss. Im Sekundenabstand erklingt von rechts und links im klingenden Sopran: „Gesundheit!“, „Gesundheit!“ Darauf ich, in meinem melodischen Bariton: „Danke!“ Und nach einer Schrecksekunde, als meine Nachbarinnen merken, dass nicht die jeweils andere geniest hat – lachen wir herzlich im kleinen gemischten Chor.
Ein mächtiger Freund in Übersee
Anfang Dezember berichtete Jeffrey D. Gordon, der außenpolitische Berater des neuen US-Präsidenten Donald Trump, dass dieser „eine tiefe Verehrung“ und gar „Bewunderung für den ungarischen Ministerpräsidenten, Viktor Orban“ hege. Ist das nicht wunderbar?
Zum 60. Jahrestag des Ungarnaufstandes im vergangenen Jahr ein kurzer Text aus der Sammlung des Petöfi Literatur Museums in Budapest. Es klingelt Anfang November 1956 an der Wohnungstür im dritten Stock eines Mietshauses in der Pester Ringstraße. Eine alte Dame öffnet die Tür. Vor ihr steht ein hübscher, kleiner, blonder, blauäugiger Junge von 13, 14 Jahren mit einem langen in Zeitungspapier gewickelten Gegenstand unterm Arm. „Was möchtest Du?“ fragt sie. „Bitte!“ sagt der Junge. „Wenn ich meine Schuhe gründlich abputze und mich ganz ordentlich benehme, darf ich dann aus Ihrem Fenster schießen? Flinte und Munition habe ich dabei.“