Die Veganer sind da. Schräges Völkchen, nicht?
Keine Milch, kein Käse, keine Eier und kein Honig mehr auf dem Tisch. Gummibärchen haben auch Hausverbot, Fisch und Fleisch sowieso. Warum machen die das? Als ob nur eine Kuh, ein Huhn oder eine Biene deswegen glücklicher wäre, zumal sie munter weiterleben dürfen. Was soll man diesen Leuten eigentlich anbieten, wenn man sie einlädt, und auf dem Ledersofa werden sie wahrscheinlich auch nicht sitzen wollen. Ignorieren, mit Trotz reagieren oder was? Es ist doch so: Wenn einer was Neues macht, fühlen sich Andersdenkende und womöglich Konservative provoziert — was soll das denn jetzt schon wieder? Und hoffen, dass der Spuk schnell wieder vorbei ist. Aber war es mit dem Bio-Quatsch und den vegetarischen Verirrungen einst nicht genauso? Erst dieses unbestimmte Unbehagen, dann jedoch die Feststellung, dass das Abendland keineswegs unterging und man auch sonst nicht gequält wurde. Wer weiß, vielleicht ist damals sogar ein spannender Entwicklungsprozess an einem vorbeigegangen. Aber vegan und spannend? Vegan ist doch ideologisch! Nein, muss es nicht sein. Ein Beispiel: Schätzungsweise 75 Prozent der Weltbevölkerung leiden unter Laktoseunverträglichkeit. Und warum? Weil der Mensch als einziges Geschöpf dieser Erde über seine Säugezeit hinaus regelmäßig Milch (und Milchprodukte) konsumiert. Dazu noch die Milch von anderen Lebewesen. Milch trinken ist eben nicht artgerecht. Wie wäre es also mit einem Selbstexperiment: Zwei Wochen vegan leben, nur um sich selbst zu beobachten. Da tut sich auf einmal was. Und das kann schon spannend sein. Richtig spannend sogar!

Martin Lagoda, Food-Journalist und Buchautor, war Chefredakteur der Zeitschrift ESSEN&TRINKEN und ist Entdecker von Tim Mälzer. Er arbeitet heute frei für verschiedene Auftraggeber. Kontakt über www.snowdon-lagoda.de