Amerika ganz anders

Auch wenn sich die USA als politische Weltmacht gerade verabschieden – eine Weltmacht in Sachen Kunst sind sie seit dem 2. Weltkrieg bis heute geblieben. Aber wie sah es eigentlich davor in den Ateliers zwischen New York und San Francisco aus? Diese Frage beantwortet derzeit eine große Ausstellung im Kölner Wallraf-Richartz-Museum, und so opulent wie die museale Retrospektive auf 300 Jahre ist auch der Katalog dazu ausgefallen. Der Rückblick ist spannend: Nach höchst epigonalen Anfängen, einem 19. Jahrhundert voller Stilleben und Historiengemälde (und ein wenig „Native Art“ der Ureinwohner) kam mit der legendären „Armory Show“ von 1913 die große Zäsur: Amerikas Kunst fand zu sich selbst. Der ruppige Realismus der „Ash Can School“ (dt. „Mülleimerschule“) brach als erster mit den aus Europa importierten akademischen Traditionen; mit den dramatischen Anfängen des Abstrakten Expressionismus endet der epische Überblick in diesem mächtigen Wälzer. Zurück bleibt ein Betrachter mit lahmem Arm und der Erkenntnis „Irgendwie schon toll, diese Amis!“

 

Es war einmal in Amerika. 300 Jahre US-Amerikanische Kunst. 576 S., 541 Abb. Wienand. 49,80 Euro Foto: Wienand

 

Zwischen Himmel und Erde

Eissalat (crisphead) heißt das doppelseiten-große Bild in diesem Prachtband, aber es könnten auch Papierschnipsel oder überfrorene Cornflakes sein. Jedenfalls entdeckt man immer mehr schöne Formen und Strukturen, je länger man hinschaut. Die Bildlegende verrät nur, dass das Foto am Lake Abraham in Kanada entstand.

Sieben Kontinente bereiste der Fotograf Tom Jacobi und brachte weiße Bilder von atemberaubenden Landschaften mit, so wie crisphead eben. Mal sind es entlaubte Bäume auf Tasmanien, mal steile Felsen, genannt Seven Sisters, in Sussex, England. Ergänzt werden die beeindruckenden Fotos mit einfühlsamen Texten von Gattin Katharina Jacobi, in denen sie beschreibt, wo und wie die Aufnahmen entstanden.

 

Tom Jacobi: Into the light – between heaven and earth, between light and darkness.144 S., 70 Abb. Hirmer Verlag. 49,90 Euro.  Foto: Hirmer

 

Spielen kann man überall

Düstere Hinterhöfe, trostlose Trümmerhaufen, hässliche Gleisanlagen – egal: Wenn Kinder spielen wollen, dann spielen sie eben. Und die Großstadt Berlin wird unversehens zu einem riesigen Erlebnispark, in dem es jeden Tag etwas Neues zu entdecken gibt. Das war um 1900 schon so und am Ende des letzten Jahrhunderts noch immer so. Nur gut, dass Fotografen wie Willy Römer oder Friedrich Seidenstücker das alles – den Karton auf dem Kopf und das Gespritze im Planschbecken – mit ihrer Kamera festgehalten haben: So ist aus ihren Aufnahmen, im redlichen Schwarzweiß versteht sich, jetzt ein bezaubernder kleiner Bildband geworden, der aufs schönste beweist, dass schon ein bisschen Phantasie genügt, um den öden Alltag in ein lustiges Abenteuer zu verwandeln.

 

Kindheit in der großen Stadt. 128 S. 90 Abb. Edition Braus. 14,95 Euro. Foto: Edition Braus