100 Jahre Bauhaus ist für uns Anlass, ein paar Neuerscheinungen
zu seinem Jubiläum vorzustellen:

Das Bauhaus für Anfänger

Für die, die noch nicht viel über das Bauhaus wissen, ist dieses Buch ein idealer Einstieg. Es beginnt mit einem kurzen Überblick, was das Bauhaus überhaupt war, gefolgt von 24 Kurz-Biografien aller wichtigen Bauhäusler, danach gibt es jeweils ein Kapitel zu den Bauhaus-Standorten in Weimar, Dessau und Berlin. Das Buch endet mit einem Überblick über die tatsächlich gebaute Bauhaus-Architektur und einem kurzen Exkurs, was aus Lehrern und Schülern im und nach dem Krieg wurde.
Nach der Lektüre weiß man, was der Architekt Mies van der Rohe meinte, als er in seiner Rede zum 70. Geburtstag des ersten Bauhaus-Direktors Walter Gropius (bis 1928) am 18. Mai 1953 sagte: „Das Bauhaus war eine Idee, und ich glaube, dass die Ursache für den ungeheuren Einfluss, den das Bauhaus auf jede fortschrittliche Schule in der Welt gehabt hat, in der Tatsache zu suchen ist, dass es eine Idee war. Eine solche Resonanz kann man nicht mit Organisation erreichen und nicht mit Propaganda. Nur eine Idee hat die Kraft, sich soweit zu verbreiten.“

Christiane Kruse: Das Bauhaus in Weimar, Dessau und Berlin – Leben, Werke, Wirkung, 144 S., 148 Abb. Edition Braus. 19,95 Euro. Foto: Edition Braus

Das Haus des Bauhauses

Natürlich gibt es auch ein Gebäude, das zum Inbegriff des Bauhauses wurde. Walter Gropius (1883 bis 1969) baute „das Bauhaus“ 1925/26 in Dessau, in dem die „Hochschule für Gestaltung Bauhaus Dessau“ bis 1932 residierte. Die Stiftung Bauhaus Dessau hat jetzt ein Buch herausgegeben, in dem mit vielen stillen Fotos und kurzen Texten dokumentiert wird, wie das Haus heute nach den vollständigen Restaurierungen 1972 und 2006 aussieht. Im Anhang werden die unterschiedlichen Ausbildungs-Werkstätten und viele Bauhäusler in Kurzbiografien dargestellt.

Bauhaus Dessau – Architektur – Gestaltung – Idee. 144 S., 82 Abb. Jovis. 25 Euro Foto: Jovis

Auerbachs Bauhaus

Walter Gropius hatte schon einige Häuser gebaut, als er 1924 von dem Physiker Prof. Felix Auerbach und seiner Frau Anna den Auftrag für ihr privates Wohnhaus in Jena erhielt und hier erstmals alle Bauhaus-Kriterien umsetzen konnte. Das Gebäude wurde 1994/95 grundlegend restauriert und kann nach Absprache besichtigt werden.
Wer mehr wissen will, sollte zu diesem Buch greifen, in dem die Autoren neben Fotos, Zeichnungen und Grundrissen auch Abbildungen von Original-Briefen, Postkarten und Zeitungs-Annoncen zeigen. Dazu erzählen sie detailliert die Geschichte des Hauses von den ersten Plänen, über die Auswahl der Möbel bis hin zur Farbgestaltung. Einen großen Teil des Buches nimmt schließlich die Geschichte der Bewohner ein, die mit einem gemeinsamen Suizid nach der Machtergreifung 1933 endete.

Barbara Happe, Martin S. Fischer: Haus Auerbach von Walter Gropius, 136 S., Jovis. 39,90 Euro. Foto: Jovis

 

Die Meinung der Fachleute
Die klare Sachlichkeit und schnörkellose Strenge des Bauhaus-Stils – das war 1919 etwas völlig Neues und Faszinierendes. Und auch der Versuch, Architektur, Kunst und Kunsthandwerk zusammenzuführen, elektrisierte seinerzeit viele. Und heute? Dr. Sandra Hofmeister, Chefredakteurin der „Edition Detail“, hat weltweit hundert Statements von hundert Architekten eingesammelt. So erklärt der Südtiroler Architekt und Designer Matteo Thun, dass die Gruppe Memphis ohne das Bauhaus nicht entstanden wäre: Er und seine Mitstreiter wollten der „grauen Bauhaus-Maus“ damals „bunte mit Emotionen gefüllte Objekte“ entgegen setzen. Kollege Daniel Libeskind wiederum, polnisch-amerikanischer Architekt u.a. des Jüdischen Museums Berlin, betrachtet die Prinzipien von einst noch immer als kategorischen Imperativ: „Noch heute verstehe ich Gestaltung im Sinne des Bauhauses als eine ethische Herausforderung und einen grundlegenden Ansatz für den Aufbau einer besseren Gesellschaft.“
Ergänzt wird der lesenswerte Band durch eine Einführung der Autorin und hundert Mini-Biografien der Architekten.

Sandra Hofmeister: Mein Bauhaus – 100 Architekten zum 100. Geburtstag eines Mythos. 240 S. Edition Detail. 29,90 Euro Foto: Edition Detail

Lebensläufe
Nicholas Weber leitet seit langem die Albers Foundation in Connecticut und hat viel Zeit mit dem Bauhaus-Künstlerpaar Josef und Anni Albers verbracht. Ihn interessierten die Menschen hinter den Bauhaus-Ikonen, und so hat er für sein Buch die „Bauhaus-Bande“, bestehend aus Walter Gropius, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Ludwig Mies van der Rohe und eben Anni und Josef Albers, detailliert und kenntnisreich porträtiert.
Das flott geschriebene 500-Seiten-Werk ist unterhaltsam zu lesen und hat jede Menge bisher unbekannte Informationen zu bieten.

Nicholas Fox Weber: Die Bauhaus-Bande – Meister der Moderne. 545 S., DOM Publishers. 48 Euro Foto: DOM Publishers

Lustvoll gebaut
Mit dem Bauhaus hat dieses Buch eigentlich gar nichts zu tun, aber es ist sehr unterhaltsam. Das Prinzip ist schnell klar: Auf einer Vorderseite sieht man eine merkwürdige Lebensmittel-Skulptur, zum Beispiel einen dicken Büffelmozzarella, das nächste Foto zeigt, wem der Klops verblüffend ähnelt, nämlich der Allianz Arena in München. Oder man betrachtet Zwiebelviertel aufgeschichtet auf einer Knäckebrotscheibe, und richtig: das erinnert an Sydneys Oper. Fünf im Kreis aufrecht gestellte Bananen stellen die Kathedrale von Brasilia dar.
Schnurrig wie das Buch ist seine Entstehung: Die Autoren suchten nach einem Geschenk für einen Architekten und begannen, Ikonen der Baugeschichte aus Lebensmitteln nachzubauen. So findet man jetzt in dem lustigen Bändchen Haribo-Konfekt als Hundertwasserhaus, eine Weißwurst als schiefen Turm von Pisa, Käse als Elbphilharmonie in Hamburg, Brüssels Atomium aus Weintrauben und Zahnstochern und das Kolosseum in Rom aus Zwieback.

Katharina Empl und andere: Bauschmaus – Ein kulinarisch-architektonisches Rätselbuch. 176 S., DVA. 15 Euro Foto: DVA