Vive la France!

Nein, einen normalen Reiseführer mit akkuraten Ortsangaben, Hotel- und Restauranttipps und was dergleichen nützliche Infos mehr sind, den hat Manfred Hammes nicht geschrieben. Aber wer die Kulturlandschaft Südfrankreich kennenlernen will, der stößt in diesem 700-Seiten-Band auf eine Schatzkiste, die im wahrsten Sinne des Wortes überquillt. Denn der Autor, seit über 30 Jahren in der Gegend unterwegs, kennt sie alle: Alle Künstler, Schriftsteller und Musiker, alle Köche, Literaten und Weltenbummler, die sich je an Frankreichs Mittelmeerküste samt Hinterland aufgehalten haben – von den Einheimischen ganz zu schweigen. In 16 lesefreundlichen Postkarten (sprich: Kapiteln) breitet er sein enzyklopädisches Wissen kurzweilig und anekdotenreich aber durchaus nicht systematisch aus, und die einzige Warnung, die angesichts dieser Faktenfülle beherzigt werden sollte: Übers Festlesen nicht vergessen, irgendwann auch loszufahren. PM
Manfred Hammes: Durch den Süden Frankreichs – Literatur, Kunst, Kulinarik. 704 S., ca. 1300 Abb. Nimbus Verlag. 29,80 Euro Foto: Nimbus Verlag

 

Geliebter Garten

Das neue Werk des Autoren Georg Möller und des Fotografen Gary Rogers ist mal ein ganz anderes Gartenbuch. Man lernt nicht, wie man Radieschen zieht oder Geranien vermehrt, stattdessen kommen Schriftstellerinnen wie Ingrid Noll, Charlotte Link, Eva Demski und andere zu Wort, die von ihrer Natur- und Gartenleidenschaft erzählen und in ihre Gärten einladen. Neben ausführlichen Porträts der Schriftstellerinnen stehen kurze Interviews zu den Fragen „Was ist Heimat?“ und „Wie sieht der Schreiballtag aus?“ und sehr lesenswerte Statements von Zsusa Bank, Barbara Frischmuth, Ulla Hahn und weiteren Kolleginnen. Schade ist allerdings, dass die schönen Fotos von Gary Rogers meist nur sehr klein abgedruckt wurden, und dass der Stil des Gartenautors Georg Möller doch weit hinter dem der Schriftstellerinnen zurück bleibt.
Georg Möller, Gary Rogers: Und immer wieder mein Garten…. 240 S., 200 Abb. DVA. 30 Euro Foto: DVA

 

Meister unter sich

Das ist ein Fest für alle Bewunderer der italienischen Renaissance-Malerei: Die Gemälde-Galerie in Berlin und die National Gallery in London haben – neben vielen Werken aus eigenem Besitz – aus Europa und Amerika über 100 Bilder von Andrea Mantegna und Giovanni Bellini zusammengetragen. Über den Winter war die faszinierende Schau in London zu sehen, nun ist sie nach Berlin gereist (1. März bis 30. Juni) – und dazu ist ein opulenter Katalog erschienen, der in großzügigen Abbildungen höchst anschaulich dokumentiert, wie beide Künstler ihre Bilderwelten vorangebracht haben. Zugleich wird Zeitgeschichte lebendig: Sehr spannend ist nachzulesen, wie im 15. Jahrhundert die noble Universitätsstadt Padua und das kultivierte kleine Mantua – die Lebensstationen von Mantegna – und andererseits das elegante, mächtige Handelszentrum Venedig, wo Bellini lebte, die unterschiedliche künstlerische Entwicklung der beiden Maler vorgezeichnet haben. Als Mantegna, Sohn eines Tischlers und später ambitionierter Hofmaler von Mantua, in die angesehene Künstlerfamilie Bellini einheiratet, beginnen die beiden Maler einen wechselseitigen Austausch, der eine bis heute einzigartige Brillanz hervorbringt.

Wer noch weiter in das Werk von Giovanni Bellini eintauchen möchte, dem sei der großformatige Bildband des Bielefelder Kunstwissenschaftlers Johannes Grave empfohlen, der die Lichtvariationen seiner Naturdarstellungen, die Leuchtkraft seiner biblischen Szenen und die Detailversessenheit seiner Porträts ebenso kenntnisreich wie verständlich kommentiert und zugleich erläutert, wie der Venezianer zu einem neuen meditativen Sehen einlädt. UvS

Caroline Campbell u.a. (Hrsg.): Mantegna und Bellini. Meister der Renaissance. Hirmer Verlag. 304 S., 287 Abb., 39,90 Euro
Johannes Grave: Giovanni Bellini und die Kunst des Betrachtens. Prestel Verlag. 288 S., 230 Abb., 99 Euro Foto: Hirmer/Prestel