Mehr vom Meer

Sie waren die Stars des deutschen Impressionismus: Max Slevogt und Max Liebermann und das nicht zuletzt dank ihres rührigen Berliner Galeristen Paul Cassirer. 1908 besuchten ihn die beiden Maler in seinem Ferienhaus im holländischen Noordwijk, und dieses Treffen (bei dem auch Lovis Corinth noch kurz dabei ist) erwies sich als so ergiebig, dass ihm das Landesmuseum Mainz vergangenes Jahr eine ganze Ausstellung widmete, die von diesem informativen und detailreichen Katalog begleitet wurde. Im Mittelpunkt stand dabei Slevogt, dessen 150. Geburtstag sich 2018 jährte: So tauchte pünktlich zum Jubiläum seine bis dahin unbekannte „Skizze mit Flagge“ auf, eines von vier Gemälden, die der dem Meer und dem Strandleben nicht sonderlich gewogene Slevogt in Noordwijk malte. Sie können mit Arbeiten von Liebermann verglichen werden, der den maritimen Motiven deutlich mehr zugetan war. Fast noch interessanter: Eine ganze Reihe von Grafiken und Zeichnungen und zahlreiche Briefe, die nicht nur eine Sicht auf diesen Sommerurlaub sondern auch Einblicke in das Verhältnis der beiden Künstler untereinander und zu ihrem Händler gewähren. PM

Ein Tag am Meer – Slevogt, Liebermann & Cassirer 200 S., 210 Abb., Hirmer, Verlag, 39,90 Euro Foto: Hirmer


Farbenfroh

Die Unterzeile des Buches – die Farben Afrikas – ist ein bisschen irreführend, denn „wax“ ist so viel mehr. Zu allererst ist es eine Drucktechnik, die ihre Ursprünge möglicherweise in Ägypten, China oder Indien hat und mit der Muster mit Wachs auf Stoffe aufgetragen werden. Als gesichert gilt, dass die Technik im 16. Jahrhundert von den Holländern aus Java nach Europa gebracht und von den Engländern mit nach Afrika genommen wurde. Dem Kontinent ordnet man die fröhlich bunten Waxprints mittlerweile zu, denn dort wurden sie weiter entwickelt. Heute findet man die beidseitig bedruckten Stoffe mit den unterschiedlichsten Motiven – von Blättern und Blumen über wilde Muster bis hin zu Zündkerzen, Statements und selbst Politiker-Porträts. Die Autorin, Anthropologin und Kunsthistorikerin, hat die buchstäblich farbige Geschichte dieser famosen Textilien für dieses Buch erforscht und mit vielen bunten Bildern illustriert.

Anne-Marie Bouttiaux: Wax – Die Farben Afrikas, 192 S.,Gerstenberg, 32 Euro. Foto: Gerstenberg

Das besondere Buch des Monats

Diesem Buch wünscht man einfach viele, viele Leser. Denn hier erfährt man, wie es wirklich ist, als Obdachloser in Hamburg zu leben. Ganz nüchtern und ohne Selbstmitleid erzählt Dominik Blog von seinen  Jahren unter den Brücken und in den Parkanlagen der Hansestadt, von dem täglichen Kampf um einen sicheren Schlafplatz, um Essen, um Hygiene und ein bisschen Würde. Dominik Blog ist in dieser Zeit zur Schule gegangen, hat Abitur gemacht und weiter auf der Straße gelebt. Als er sich 2015 für Flüchtlinge engagierte, fand er neue Freunde und Helfer, und heute lebt er in einer eigenen Wohnung, fand einen Job und hat nebenher dieses wichtige, eindringliche Buch geschrieben.

 

Dominik Blog: Unter Palmen aus Stahl, 191 S., Ankerherz Verlag, 20 Euro. Foto: Ankerherz