Was für Bauten!

Man muss nur kurz in diesem Reiseführer blättern, um daran erinnert zu werden, wie aufregend Paris ist. Und dabei geht es hier bloß um die Architektur! Der Autor gibt einen Überblick über Pariser Bauten von 1898 bis heute. Er beginnt mit Hector Guimard und seinem Art Nouveau-Stil, den er zum Beispiel beim Hotel Guimard in der Avenue Mozart verwirklicht hat, und beschreibt in sieben Kapiteln anhand von 250 zum Teil ganz unbekannten Bauwerken die spektakuläre Geschichte der Architektur in Frankreichs Metropole. Das Buch endet mit dem missglückten Projekt „La Canopée“ von 2016, dem „Dach im Garten“ über einem Einkaufzentrum im Stadtteil Les Halles.
Jedes Gebäude wird mit Foto, Text und Adresse vorgestellt, und ein Stadtplan hilft beim Finden. Also sollte man eigentlich sofort losfahren und sich die schöne, aufregende und ja, auch die hässliche Architektur in Paris selbst anschauen.

Jean-Philippe Hugron: Architekturführer Paris. 312 S. DOM Publishers. 38 Euro. Foto: DOM Publishers

 

 

Was für eine Stadt!

Das Buch „Welcome to Jerusalem“ ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die noch bis zum 30. April im Jüdischen Museum Berlin zu sehen ist. Aber das Buch funktioniert auch, ohne dass man die Schau in der Hauptstadt gesehen hat. Denn die klugen Essays zu den Heiligtümern der drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam in Jerusalem, zu den Beziehungen Deutschlands zur Heiligen Stadt, zu den arabisch-israelischen Konflikten und zur Teilung der Stadt sind allesamt überaus lesenswert und liefern einleuchtende Erklärungen für den aktuellen Status Jerusalems. Souvenirs von Pilgerreisen, Briefe, Gemälde und jede Menge Fotos der Stadtgeschichte ergänzen den bescheiden wirkenden Band.

Nur eins kann dieses hervorragende Buch nicht: Das mystische Gefühl vermitteln, das auch Nicht-Gläubige in der Heiligen Stadt überkommt.

Margret Kampmeyer, Cilly Kugelmann für das Jüdische Museum Berlin: Welcome to Jerusalem. 264 S., 44 Abb., Wienand, 39,80 Euro Foto: Wienand

Was für eine Tristesse!

Vor nun bald dreißig Jahren ist sie untergegangen – Abstand genug für eine DDR-Nostalgie? Da sei Jürgen Hohmuth vor: Sein Buch „Graustufen“ schildert den ersten (und bislang letzten) Arbeiter-und Bauernstaat auf deutschem Boden mit der schmerzhaften Präzision eines Mannes, der lange genug östlich der Elbe gelebt hat, um genauer hinter die ohnehin klapprigen Kulissen des realen Sozialismus geblickt zu haben. Denunziation ist freilich nicht Hohmuths Sache: Beim Betrachten seiner oft poetischen Fotos beschleicht einen fast so etwas wie Wehmut darüber, dass es mit der DDR nicht besser geklappt hat – ein Eindruck, der durch die begleitenden Texte noch verstärkt wird.

Jürgen Hohmuth: Graustufen – Leben in der DDR in Bildern und Texten. 144 S., 29,95 Euro, Edition Braus
Foto: Edition Braus