Ziemlich windig. Erfunden wurden sie, um den Menschen abzukühlen: die ersten Fächer der frühen Hochkulturen, die aus Blättern und Vogelfedern entstanden. Bald aber entdeckte man, dass mit ihnen auch Gefühle ausgedrückt und schlechte Zähne verborgen werden konnten. Königin Elisabeth I. von England (1533-1603) besaß eine Sammlung von 27 Fächern und ließ sich meist mit einem der schönsten Exemplare porträtieren. Zur gleichen Zeit brachten portugiesische Seefahrer aus Fernost die ersten Faltfächer mit nach Europa, wahrscheinlich aus Elfenbein, denn Papier hätte die lange Fahrt übers Meer wohl nicht überstanden. Die exotischen Windmacher waren sofort sehr begehrt, so dass die Produktion in China speziell für den Export angekurbelt wurde.
In seinem Buch „Mehr Wind!“ stellt der Autor Hans Merkle seine beachtliche Sammlung wunderschöner Exemplare vor und erzählt die spannende Kultur-Geschichte dieses kleinen Accessoires.
 
Hans Merkle (Hg.): Mehr Wind! Ein Streifzug durch die Welt der Fächer. 200 S., 189Abb. Hirmer. 34,90 Euro
Foto: Hirmer                                                                                                                                                                                               

Ziemlich berühmt. Er hat gerade mal 35 Gemälde hinterlassen, und die sind meist eher klein. Jan, Johannes oder Johan Vermeer (1632-1675) war zu Lebzeiten nur in seiner Heimat Delft bekannt, nach seinem Tod geriet sein Werk schnell in Vergessenheit.
Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden seine Bilder wieder entdeckt. Seither gilt er neben Rembrandt als bedeutendster niederländischer Künstler seiner Zeit, der besonders wegen seiner handwerklichen Fähigkeiten und seiner genauen Beobachtungsgabe geschätzt wird. Der ehemalige Direktor der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien, Karl Schütz, erzählt in seinem gewichtigen Band „Vermeer“ das Leben des Künstlers detailgenau nach, ordnet sein Werk ein und bildet alle Arbeiten des Künstlers großformatig ab. Wer also mehr darüber wissen möchte, wie Vermeer mit Licht umging, wie sein alltägliches Leben aussah und warum er welche Sujets bevorzugte, der ist mit diesem lesenswerten Buch gut bedient.
Karl Schütz: Vermeer – Das vollständige Werk. 260 S., Taschen. 29,99 Euro
Foto: Taschen

Ziemlich misslungen. Scheitern gehört zum Leben der Menschen dazu, findet der Mailänder Architekt und Design-Dozent Alessandro Biamonti. Und so argumentiert er in seinem Buch „Archiflops“ dafür, die Bausünden unserer Zeit als Anschauungsobjekte stehen zu lassen. Beispiele zeigt er aus aller Welt: Die Megastadt Kilamba in Luanda, Afrika, mit geplanten 82 000 Wohnungen, von denen bis 2011 nur 2800 fertig gestellt und erst 220 verkauft waren, oder den gigantischen Hotelturm „Ryugyong“ in Pjöngjang, Nordkorea, dessen Bau 1987 begonnen und bis heute nicht beendet wurde, oder die 6,8 km lange Metrolinie Chatelet in Charleroi, Belgien, die nie in Betrieb genommen wurde. 24 Projekte stellt der Autor in kurzen, einordnenden Texten und großformatigen Bildern vor; die meisten, so Biamonti, sind mittlerweile zu touristischen Attraktionen avanciert. Aber warum auch nicht, schließlich ist sogar das Kolosseum „letztlich…nichts anderes als ein aufgelassenes altes Stadion“.
 
Alessandro Biamonti: Archiflop. Gescheiterte Visionen. Die spektakulärsten Ruinen der modernen Architektur. 192 S., DVA. 29,95 Euro
Foto: DVA