Man macht doch hie und da Beobachtungen, die man lieber nicht gemacht hätte. Aber das ist nicht zu ändern, will man nicht mit geschlossenen Augen durch die Welt laufen. Und, zugegeben, manchmal macht es auch richtig Spaß, etwas genauer hinzuschauen.

Im Turnverein zum Beispiel, der heute selbstverständlich Fitnesscenter heißt, gibt es immer wieder wirklich schöne Hingucker. Die Turnhosen etwa, die natürlich Jogginghosen genannt werden, und trotzdem gelegentlich wie Känguruh-Beutel vor kleinen Wabbelbäuchlein hängen, aber aus schillernder, blasslila Fallschirmseide gearbeitet sind. Oder die Yoga-Hosen, die, man weiß nicht genau, warum, vom Knie abwärts gaaanz breit werden, geschlitzt und viel zu kurz sind. Manchmal haben sie auch noch Bommel dran. Schon merkwürdig.

Wie etliche der Menschen in solchen Outfits. Unjüngst hastete wieder die streng schauende Mittvierzigerin auf dem Crosstrainer dahin, gekleidet wie immer in zu kurzen Cargohosen mit Zugband an der Wade und knallengem Muscle-Shirt. Die hochgetüdelten Haare sollten bestimmt lässig wirken, haben sie aber sicher zwanzig Minuten gekostet. Später unter der Dusche sah man dann ihren straffen durchtrainierten Oberkörper und, als sie sich drehte, das A… äh Popo-Geweih in Form von Engelsflügeln von linker Hüfte bis zu rechter Hüfte. Irre. Und da drunter einige gar nicht attraktive Dellen – Cellulitis eben.

Kurz darauf tauchte auch noch die junge Frau auf, die vor etlichen Jahren als klapperdürre Magersüchtige verbissen Stunden um Stunden trainierte und dabei kein einziges Mal lächelte. Heut ist sie nicht mehr spitz und eckig, sondern durchtrainiert und schlank, blickt immer noch grimmig, ist aber mittlerweile Trainerin geworden. Auch sie drehte sich unter der Dusche und zeigte eine Weinranke mit dicken, fetten Trauben von der rechten Schulter bis zur linken Pobacke. Wahrscheinlich hat sie sich gerade in einen Winzer verliebt. Vielleicht lächelt sie bei dem ja mal.