Bildschirmfoto 2017-03-26 um 11.37.41Unser Kolumnist, der Ungar Péter Pál Meleghy, ist Autor vieler Reiseführer und Kochbücher und schreibt für verschiedene deutsche Zeitschriften. Er lebt in Hamburg und Budapest und betreibt die Website www.ungarnaktuell.de, außerdem die beiden Literaturseiten www.phantastisch-realistische-literatur.de und www.ein-oscar-fuer-hitler.com

Badengehen in Budapest.Die Beleuchtung ist spärlich, der Dampf reichlich, der Ort fremd und märchenhaft zugleich. Acht hohe Steinsäulen tragen eine flache Kuppel mit bunten, runden Glassteinen, durch die das Sonnenlicht wie durch Scheinwerfer auf das zitternde Wasser fällt. Aus einem dicken Hahn mit uralter Steinablagerung strömt 36 Grad warmes Quellwasser in das achteckige zentrale Becken. Darin sitzen, liegen und dösen die Badegäste. Oder sie wandeln um die Säulen herum von einem der kleineren Tauchbecken zum anderen, in denen das Wasser zwischen 28 und 42 Grad warm ist. An den meisten Tagen der Woche sind die Besucher Männer (noch vor zehn Jahren war das Bad nur für Herren zugänglich). Sie tragen hinten offene Lendenschürze, die man vom Personal bekommt. Der interessante Anblick ist montags und von Mittwoch bis Freitag zu genießen – dienstags tragen Damen die Schürze. Und am Wochenende baden beide Geschlechter in ordentlichem Badekostüm gemeinsam.
Meleghy 2017-03-17 um 15.11.12Das Rudas Bad ist die älteste weitgehend im Originalzustand erhaltene Therme von Budapest. Erbauen ließ sie 1572 im klassischen osmanischen Hamam-Stil der damalige Pascha von Buda, Repräsentant des türkischen Sultans und Befehlshaber der Besatzungsarme.
Heute, erweitert und vergrößert, bietet das Rudas außer Balneotherapie gegen Rheuma, Dampfbäder und Saunen, eine Dachterrasse und ein 25 Meter langes Schwimmbecken.
Das Thermenglück der Budapester entstand durch einen Bruch in der Erdkruste entlang der Donau (die hier, als freundliche Orientierung, von Nord nach Süd fließt). In einer Reihe entspringen die heißen Quellen (die des Rudas mit 72 Grad). Etwas weiter südlich sprudelt die des Jugendstil-Thermalhotels Gellért, weiter nördlich befindet sich das kleinere, ebenfalls türkische Király und das Lukács Heil- und Wellnessbad mit den hohen, alten Platanen am Eingang, die sogar die breite Sonnenterrasse teilweise überschatten. Auf der anderen Seite der Donau liegt das Széchenyi mit dem größten (36 Grad) warmen Freibecken der Stadt. Außerdem bieten die insgesamt acht Thermalbäder neben medizinischen Behandlungen alles, was Bade-Fans sich wünschen – allerdings oft im Labyrinth der Angebote versteckt.
Ich (mit Schwimmhäuten auf die Welt gekommen) schreibe seit Anfang der 1980er Jahre über das Thermenwunder Budapest und gehe natürlich regelmäßig schwimmen – was aber manchmal gar nicht so einfach ist. So wollte ich im kalten Januar 2017 nichts ahnend ins Rudas. Dort aber war bereits die weite Eingangshalle, wo auch die Kassen sind, so voll mit Touristen, dass ich gleich wieder gegangen bin. Im Gellért, Király, Lukács das gleiche.
Vielleicht sollte ich nicht mehr übers „Badengehen in Budapest“ schreiben.

Mein Büchlein zum Thema (mit schönen Fotos, zu ca. 8 Euro) finden Sie in jeder Buchhandlung von Budapest und im Internet: „Meleghy-Peter-Budapester-Bäder-Zu-jeder-Jahreszeit&id=111954“ bei Libri Bookline.
Informativ ist die Seite: „budapest gyogyfurdoi – wikipedia“.      
Mehr aus Ungarn auf www.ungarnaktuell.de  Fotos: privat/ rudasfurdo.hu