Unser Kolumnist, der Ungar Péter Pál Meleghy, ist Autor vieler Reiseführer und Kochbücher und schreibt für verschiedene deutsche Zeitschriften. Er lebt in Hamburg und Budapest und betreibt die Website www.ungarnaktuell.de, außerdem die beiden Literaturseiten www.phantastisch-realistische-literatur.de und www.ein-oscar-fuer-hitler.com

Wundervolle Geschäfte – Geld hier, Geld dort, Geld weg

Ungarn hat bislang kaum Flüchtlinge aufgenommen, die Regierung plant es auch für die Zukunft nicht. Die verhältnismäßig wenigen, zumal aus Syrien, die 2015 am Budapester Ostbahnhof kampierten und von Freiwilligen-Organisationen versorgt wurden, haben das Land Richtung Westen verlassen. In der World Press Foto-Ausstellung 2015 waren unter den Ausgezeichneten eine Ungarin und ein Ungar. Ihre dramatischen Bilder von Flüchtlingen an der ungarischen Grenze füllten einen eigenen Saal. Darunter das Foto einer Kleinfamilie, Mutter, Vater, Windelkind im Stacheldraht verhakt.
Andere „illegale Einwanderer“ sitzen heute unter Menschen-unwürdigen Umständen in Sammellagern.
Doch wie durch ein Wunder leben zurzeit mindestens 17.000 „legale Einwanderer“ in Ungarn. Die meisten von ihnen in Budapest, darunter auch ein weltweit gesuchter russischer (Ukrainischer?) Gangster.
Denn die Regierung ist keineswegs so grausam, wie es scheint. So durften Freunde des Ministerpräsidenten schon 2010 in wichtigen Ländern, wie Russland, der Türkei, in asiatischen Wirtschaftszentren und Steuerparadiesen wie den Virgin Islands ungarische Einwanderungsbüros eröffnen. Dort konnte jeder, der für 512.000 € Ansiedlungsanleihen (für fünf Jahre Laufzeit) gezeichnet und 100.000 € Vermittlungsgebühr bezahlt hat, sich in Ungarn häuslich und geschäftlich niederlassen. Zudem hat er (samt Familie) das Recht erworben sich im gesamten Schengen-Raum frei zu bewegen. Ein großes Loch im Schengen-Zaun! Offen für alle, die sehr viel Geld haben und ihre Geschäfte, welcher Art auch immer, von ihrem Heimatland in eines der Schengen-Staaten verlegen wollten – oder mussten.

Von den ungarischen Vermittlern im Ausland hatte die heimische Steuerbehörde erhofft, dass sie ihre Gewinne (50 % der Einnahmen) brav nach Ungarn bringen und sie dort ebenso brav versteuern würden. Wie es sich jetzt herausstellt, war es eine eitle Hoffnung. So wurde denn auch in diesem Jahr die Aktion Ansiedlungs-Anleihe für beendet erklärt.

Aber keine Angst: Wie die zauberhaft hübsche, blonde Doktorin der Juristerei und Inhaberin eines Budapester Anwaltsbüros auf ihrer Webseite erklärt, hat sie mit der bulgarischen Regierung eine ähnliche Konstruktion vereinbart – und ist jedem Interessenten gern behilflich.

Nachschlag 1: Die „Nasse Weltmeisterschaft“ (15. – 31. Juli) in Budapest wurde mit einem riesigen Polizeiaufgebot, Straßensperren und einem Feuerwerk an der Donau eröffnet. Und damit bei einem körperlichen Schaden eines Sportlers, einer Sportlerin, eines Zuschauers sogleich medizinische Hilfe zur Verfügung stand, boten die Veranstalter dem sachverständigen Krankenhaus-Personal , sich für diese Zeit beurlauben zu lassen, um für die „Nasse Zeit“ zur Verfügung zu stehen – für ein Paar Forint mehr. Kleiner Schönheitsfehler: viele Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger arbeiten schon seit Jahren in Österreich, Deutschland und in anderen EU-Ländern – in Ungarn dagegen herrscht ein dramatischer Mangel an medizinischem Personal.

Nachschlag 2: Die meisten Ungarn haben die „nasse Weltmeisterschaft“ gesund und trocken überlebt. Foto: privat