Ausgesprochen einladend – die Altstadt Bautzens

Was fällt Ihnen zu Bautzen ein? Der Senf wahrscheinlich, und die Älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an den Begriff „gelbes Elend“ oder „Stasi-Knast“. Das Gefängnis in Bautzen wurde 1904 errichtet, damals für 1100 Häftlinge, und galt anfangs als sehr fortschrittlich. Zur Nazizeit waren hier politische Gegner von SPD und KPD, Zeugen Jehovas und kirchliche Gegner inhaftiert. Nach 1945 sperrten die Sowjets Kriegsverbrecher und später Stalinismus-Gegner unter unmenschlichen Bedingungen ein, bis zu 7000 Gefangene gleichzeitig. Nach zwei 1950 von der Volkspolizei der DDR brutal niedergeschlagenen Häftlingsaufständen wurde Bautzen auch im Westen bekannt und berüchtigt. Nach 1975 hielt die DDR hier unter anderen Menschen gefangen, die einen Ausreiseantrag gestellt hatten.
Unmittelbar neben dem Gefängnis, in dem heute bis zu 380 Straftäter einsitzen, befindet sich die Gräberstätte Karnickelberg mit einem Gedenkstein für die Opfer politischer Verfolgungen, die hier einst verscharrt wurden. Man muss sich den Knast am Stadtrand nicht unbedingt anschauen, aber dass es ihn noch gibt, sollte man zumindest wissen.
Weitaus sehenswerter ist die hübsch restaurierte Altstadt mit dem Haus der Sorben. Die Sorben oder Wenden sind Nachfahren eines slawischen Stammes, der vor 1400 Jahren das Land zwischen Elbe, Saale, Ostsee und den Deutschen Mittelgebirgen besiedelte. Heute gibt es noch etwa 60 000 Sorben, die versuchen, ihre Sprache, ihre Kultur und ihre Bräuche zu bewahren. All das kann man sich im Haus der Sorben am Postplatz anschauen.

Das beeindruckende Rathaus

Danach geht’s zum Kornmarkt. Dort steht am Anfang der Reichenstraße der schiefe „Reichenturm“ von 1490, der 56 m hoch ist und einen herrlichen Rundumblick auf Bautzen bietet. Weiter zum Hauptmarkt mit dem imposanten Rathaus, das 1729 im Barockstil erbaut wurde, nachdem das ursprüngliche Bauwerk von 1213 zuerst 1634 und noch einmal 1704 durch Brände zerstört worden war. Daneben kann man ein Stadthaus von 1333 bewundern, in dem nacheinander der Stadtsyndikus, der Direktor des Gymnasiums, dann eine Sparkasse und später das Hauptsteueramt residiert haben. Der Hauptmarkt war einst auch Hinrichtungsstätte, ein mit einem Kreuz markierter Pflasterstein kennzeichnet den einstigen Standort des Galgens.
Geht man um das Rathaus herum, erreicht man den Fleischmarkt mit dem Dom St. Petri von 1430. Bereits seit 1524 wird er als Simultankirche genutzt, das heißt, beide christliche Konfessionen halten hier ihre Gottesdienste ab. Der Bautzener Dom ist damit vermutlich die älteste Simultankirche in Deutschland, heute gibt es 63 weitere.
Schräg gegenüber befindet sich der „Bautz´ner Senfladen“ mit Museum.
Dort gibt es herrliche Sorten zu kaufen, Sauerkirsch-, Orangen-, Preiselbeer- oder Heidelbeer-Senfsauce zum Beispiel, oder Meerrettich-, Bärlauch-, Honig- oder sogar Bier-Senf. Und alle darf man probieren!

Hier schmeckts!

Natürlich könnte man Bautzen jetzt verlassen, beladen mit vielen schweren Senftöpfen aus Porzellan, aber das wäre schade. Wenigstens zur stattlichen Ortenburg sollte man noch spazieren, die wohl im 10. Jahrhundert erbaut und mehrfach zerstört wurde. Seit 2002 arbeitet hier das Sächsische Oberverwaltungsgericht. Nicht weit entfernt steht an der Spree die „Alte Wasserkunst“ , das Wahrzeichen Bautzens, ein Wehrturm von 1558. Von hier wurde einst das Spreewasser in Rohrleitungen in 86 in der Stadt verteilte Tröge geleitet und sicherte so die Versorgung der Bevölkerung. Heute kann man dort ein technisches Museum besuchen.
Ein Stück weiter befindet sich schließlich die „Neue Wasserkunst“, die ab 1606 den steigenden Bedarf mit deckte.
Wenn Sie jetzt zurück in die Schlossstraße gehen, können Sie sich im Bautzener Senfrestaurant mit einem „Original Bautz´ner Käsesenfschnitzel“, „Würzigem Feuerfleisch mit Böhmischen Hefeknödeln“ oder „Lammrücken mit Schokoladen-Senfsoße“ verwöhnen lassen. Echt scharf!
Fotos: CO/ Tourismus Bautzen