Sie ist schon sehr lange tot, aber noch heute ist Bingen ihretwegen in der ganzen Welt bekannt: Die Äbtissin und Universalgelehrte Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) hinterließ Schriften zu Religion, Medizin, Musik, Ethik und Naturkunde. Besonders ihre Kräuterkunde ist auch heute noch gut für Laien zu gebrauchen.

Natürlich hat das Binger „Museum am Strom“ eine Dauerausstellung zu der berühmten Dame, in der man sich umfassend über Leben und Werk dieser ungewöhnlich Frau informieren kann.

Aber die kleine Stadt am Rhein hat noch einiges mehr zu bieten: Den Mäuseturm zum Beispiel. Der steht seit dem 14. Jahrhundert auf einer kleinen Insel im Fluss und diente als Wachturm. Seinen Namen hat er einer Sage zu verdanken, wonachh der hartherzige Bischoff Hatto II. (gestorben 970) seine gefüllten Kornkammern dem hungernden Volk nicht öffnete und dafür von Mäusen in eben jenem Turm lebendig gefressen wurde.

Nicht weit davon findet man das Binger Loch, allerdings unterhalb der Wasseroberfläche, denn es wurde im 17. Jahrhundert in ein Riff gesprengt, das bis dahin die Rhein-Schifffahrt behinderte.

Wenn man den Überblick über die kleine Stadt haben möchte, steigt man am besten zur Burg Klopp hinauf, die Bingen überragt. Schon 355 n.Chr. gab es hier eine Verteidigungsanlage, durch die Jahrhunderte entstanden an dieser Stelle immer wieder Burgen, wurden zerstört und wieder aufgebaut. Seit 1689 blieb es dann bei einer Ruine, die als malerisches Ausflugsziel gut genutzt wurde. Mitte des 19. Jahrhunderts baute der Kölner Kaufmann Cron die Burg schließlich wieder auf, seit 1897 gehört sie der Stadt Bingen und dient heute als Amtssitz des Bürgermeisters und der Verwaltung.

Der Aussichtsturm kann übrigens von April bis Oktober täglich besteigen werden, von dort oben hat man dann einen Rundblick über die Stadt, den Rhein und die hier einmündende Nahe, die Weinberge und auf der anderen Rheinseite Rüdesheim.

Jetzt geht’s zurück durch die kleinen Gassen mit ihren netten Läden und Cafes zum Kulturufer am Rhein. Hier fand 2008 die Bundesgartenschau statt, und so kann man denn durch einen schönen Rosengarten schlendern, den alten Kran von 1487 anschauen und in der Vinothek Weine aus Rheinhessen probieren. Außerdem gibt es ein Denkmal für den in Bingen 1882 erstmals gekelterten Eiswein zu sehen und drei Dichterkabinette zu besuchen. Die von einer
2 m hohen Eibenhecke umgebenen Gartenräume sind der Rheinromantik der Dichter Clemens von Brentano, Achim von Arnim und Victor Hugo gewidmet. Ach, wie schön ist es am Rhein!

Und wie schön, dass es hier am Fluss ein paar Kneipen gibt, in denen man nicht nur den Blick aufs Wasser genießen kann. Im „Zollamt“ zum Beispiel gibt es schon morgens „Schweinerei im Hühnerstall“ (Eier mit Speck) oder „Lange Nacht“ (Müsli mit Joghurt und Obstsalat). Wer aber Croissants mit Nutella wählt, isst „Verliebt in Bingen“. Fotos: CO