Es gibt viele Gründe, nach Colmar zu fahren, allen voran natürlich Matthias Grünewalds großartiger Isenheimer Altar von 1515. Aber auch das Münster und das Pfisterhaus, überhaupt die ganze Altstadt mit ihren wunderschönen Fachwerkbauten und auch La Petite Venise, Klein-Venedig, die Brunnen und die vielen schönen Plätze mit Kneipen und Restaurants sind einen Besuch wert. Am einfachsten ist es übrigens, wenn man mit „Le petit train blanc“, der kleinen weißen Eisenbahn, durch Colmar zuckelt. Das kostet etwa 7 Euro, dauert knapp 35 Minuten, und man bekommt alles zu sehen und in sechzehn Sprachen zu hören, was wichtig ist. Und danach besucht man alle Sehenswürdigkeiten zu Fuß.

Stadtsp5Zuerst natürlich den Isenheimer Altar: Fünfhundert Jahre sind die drei sogenannten Wandelbilder alt, die auf zwei festen und vier drehbaren Flügeln die Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu und alle Apostel als Schnitzplastiken zeigen. Auf einem Seitenflügel ist der Heilige Antonius dargestellt, der Schutzpatron des Klosters war, für das der Altar entstand. Man brachte damals alle Kranken vor der Behandlung im Kloster zu ihm, weil man hoffte, dass der Heilige die Krankheit heilen würde. Niemals vorher waren Bilder von so einer Detailgenauigkeit, Phantasie und Intensität zu sehen, der Altar war etwas absolut Neues – und erschüttert seine Betrachter bis heute.

Das Kunstwerk ist im Museum Unterlinden zu sehen, das gerade vom Architektenbüro Herzog & de Meuron (ja, genau, die Erfinder der Hamburger Elphi) restauriert und erweitert wurde. Zu den anderen ausgestellten Werken zählen Bilder von Schongauer, Holbein, Cranach, aber auch von Monet, Picasso und Dix.

Stadtsp4Von der Place des Martyrs direkt vor dem Museum geht es über die Place Rapp mit einer Statue des Jean Rapp (1771 bis 1821), eines Generals unter Napoleon, der in Colmar geboren wurde, zum Champ de Mars, einem Park, der bereits 1793 angelegt wurde. Mittendrin steht der großartige Bruat-Brunnen, ebenfalls einem in Colmar geborenen hohen Offizier gewidmet, 1864 von Frederic-August Bartholdi erbaut und 1958 restauriert. Und dann weiter in Richtung Petite Venise an die Lauch . An der Rue de Herse könnte man in ein Boot umsteigen und sich die mittelalterlichen Fachwerkhäuser mit ihren romantischen Gärten vom Wasser aus anschauen oder in einem der gemütlichen Restaurants am Fluss einen Cafe au Lait genießen.

Danach schlendern wir weiter an die Place de l’Ancienne Douane  (Alter Zoll) im schön restaurierten Gerberviertel. Die Häuser hier stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert, sind schmal und hoch, unterm spitzen Dach trockneten die Gerber ihre Felle.

SONY DSCAuf dem Platz steht ein Brunnen mit der Statue des Lazare von Schwendi mit einem Rebensetzling in der Hand, geschaffen von Fréderic-August Bartholdi. Schwendi (1522-1583) war kaiserlicher Vogt und zog in den Krieg gegen Ungarn. Von dort soll er einige Setzlinge des berühmten Tokaier-Weines mitgebracht haben, die dann mithalfen, den Elsässischen Wein bekannt zu machen.

Am selben Platz steht auch das alte Kaufhaus, „Koifhus“, das 1433 – 1480 gebaute Zollamt, das Ende des 19. Jahrhunderts grundlegend restauriert und zwischenzeitlich auch mal als Theater und als Handelskammer genutzt wurde. Heute finden dort öffentliche Veranstaltungen statt.

Als nächstes steuern wir die Place de la Cathedrale an, dort steht die gotische St. Martin-Stiftskirche, auch Martinsmünster genannt. Sie entstand 1234 bis 1365 und hat ein auffälliges farbiges Ziegeldach. Ein Dachstuhlbrand im ursprünglichen Glockenturm führte zu der heutigen, 1572 entstandenen Bekrönung im Renaissancestil.

Am Ende unseres Spaziergangs stehen wir wieder an der Place des Martyrs und haben uns hoffentlich unterwegs ein Lokal ausgesucht, in dem man die viel gerühmte elsässische Küche genießen kann. Zum Beispiel in der Brasserie im Koifhus, wo „Choucroute“  (Sauerkraut) eine begehrte Spezialität ist, oder im „Chez Hansi“, wo man Huhn in elsässischem Wein gart. Egal, wo Sie sich niederlassen, ein feines Glas Riesling wird überall serviert.

Fotos: Touristbüro Colmar/CO