IF IF IFAlte und neue Geschichte, wohin man blickt in dieser ehrwürdigen Hansestadt mit ihrer über 1000-jährigen Historie: So kann Lech Walesa, der ehemalige Elektriker der Danziger Lenin-Werft und Vorsitzender der Gewerkschaft „Solidarnosc“, später polnischer Präsident und Friedensnobelpreisträger, der heute im „Grünen Tor“ sein Büro hat, aus dem im flämischen Manierismus 1568 errichteten Bau auf den „Langen Markt“ mit Rathaus und angrenzender „Langen Gasse“ und auf der anderen Seite auf den Fluss Mottlawa und die Speicherinsel sehen. Den spektakulären Ausblick hat er sich reichlich verdient. Er gehörte schon 1970 zu den Streikenden auf der Lenin-Werft, 80 Arbeiter wurden damals bei der blutigen Niederschlagung umgebracht. Trotzdem traten die Schiffbauer 1980 wieder in den Streik – der Grund waren (wie 1970) drastisch erhöhte Lebensmittelpreise und zudem die Entlassung einer aufmüpfigen Kollegin – und gründeten unter Walesas Führung die Gewerkschaft „Solidarnosc“.

IFMit ihr begann der demokratische Wandel in Osteuropa, und die inzwischen stillgelegte Werft, am Rande der Altstadt zu finden, ist ein beeindruckendes Monument europäischer Geschichte.

Auf dem Rückweg in die Altstadt kommt man an der „Kleinen Mühle“ und an der „Großen Mühle“ am Radaune-Kanal vorbei. Die große wurde vom Deutschen Orden 1350 mit zwölf mächtigen Rädern erbaut, um Gerste, Roggen, Weizen und Malz zu mahlen. Das gotische Backstein-Gebäude gegenüber, genannt  „Kleine Mühle“, entstand etwas später und war möglicherweise als Hilfsmühle oder als Speicher gedacht.

IFEin Stückchen weiter steht an der Straße „Weglarska“ die Nikolaikirche, die älteste Danzigs aus dem 12. Jahrhundert und die einzige, die 1945 nicht zerstört wurde. Angeblich bestach der damalige Küster sowjetische Soldaten mit zwei Flaschen Wodka, damit sie das Gotteshaus nicht anzündeten. Nicht weit entfernt erblickt man Europas größte mittelalterliche Backsteinkirche von 1343, die Marienkirche, mit einem 82 Meter hohen Glockenturm. Sie ist 106 Meter lang und bietet 25.000 Besuchern Platz. In ihr gibt es eine astronomische Uhr von 1470, die Uhrzeit, Datum, Feiertage und Mondphasen anzeigt, und einen Hochaltar, der zwischen 1510 und 1517 in Augsburg gefertigt wurde.

IFVon hier sind es nur ein paar Schritte auf den schönsten Platz Danzigs: Der „Lange Markt“ (Dlugi Targ) mit der anschließenden „Langen Gasse“. Hier steht das „Rechtstädter Rathaus“ von 1556 mit einem schönen Uhrwerk und einem vierzehnstimmigen Glockenspiel. Nebenan findet man das prächtigste Haus Danzigs, das „Goldene Haus“ aus dem 17. Jahrhundert mit Skulpturen von Kleopatra, Ödipus, Achilles und Antigone. Auf der selben Platzseite steht auch der “Artushof“ von 1342 mit historischer Biertheke und einem zehn Meter hohen Kachelofen aus dem 16. Jahrhundert. Hier versammelten sich reiche Kaufleute und Adlige, um sich zu amüsieren und auch Geschäfte abzuschließen.

IFGenau davor sprudelt seit 1633 der Neptunbrunnen, den Bürgermeister Bartholomew Schachmann nach einer Italienreise bauen ließ. Der Legende nach war Neptun so empört über die Münzen, die in seinen Brunnen geworfen wurden, dass er sie mit seinem Dreizack kurz und klein schlug. So sollen in das Trinkwasser der Stadt feinste Goldpartikel gelangt und das heute noch berühmte „Danziger Goldwasser“, ein Gewürzlikör, entstanden sein.

IFApropos Goldwasser: Das Restaurant gleichen Namens findet man genau an der Mottlawa mit eindrucksvoller Terrasse zum Wasser hin, ein paar Schritte entfernt vom schwarzen „Krantor“, dem Wahrzeichen Danzigs von 1444, mit dem Lasten von bis zu zwei Tonnen 27 Meter hochgezogen werden konnten. Im „Goldwasser“ kann man sich dann anderen Danziger Spezialitäten widmen, den Piroggen oder der kaschubischen Fischsuppe mit Klößen zum Beispiel, der Danziger Ente oder dem „Bigos“, einem Eintopf aus Sauerkraut und Fleisch. Dazu trinkt man natürlich ein Gdanske-Bier, und zuletzt einen Wodka oder eben ein „Danziger Goldwasser“.

Fotos: CO