Die einen sagen: Die Hafencity ist grandios, hat spektakuläre Architektur, eine sensationelle Planung, wird ein schickes Quartier. Die anderen glauben: Das wird nie was, sie ist kalt, unmenschlich, baumlos und viel zu pompös. Einig ist man sich nur darin, dass die Elbphilharmonie viel zu teuer ist und viel zu spät fertig wird. Aber welcher Meinung man auch sein mag, hin muss man. Und wenn man in Hamburg lebt, sollte man alle zwei Monate mal schauen, was sich getan hat.
Am besten fährt man mit der U3 bis zum Baumwall und guckt sich erst einmal den eleganten Hochwasserschutz an, den das Hamburger Büro der in London lebenden Architektin Zaha Hadid dort verwirklicht hat. Geniale Idee, die „begehbare Bandskulptur“!
IFDie „Elphi“ hat man schon vorher aus der Bahn im Blick. Das Wahrzeichen Hamburgs – jawohl, das ist die Elbphilharmonie schon jetzt – wird letztendlich 110 m hoch sein und eine 82 m lange, konkav gebogene Rolltreppe als Zugang haben, drei Konzertsäle, 45 Eigentumswohnungen und ein Hotel mit 244 Zimmern wird sie beherbergen, und von einer Plaza in 37 Metern Höhe kann jedermann dann Hamburg aus einer nie da gewesenen Perspektive bewundern. Und irgendwann wird man die Kosten vergessen haben. Bestimmt!
IFAber erst einmal kommt einem gleich an der Kehrwiederspitze ein bescheidener Backsteinbau mit Polizeiwache irgendwie bekannt vor. Spielt hier nicht …? Ja richtig, das ist das Polizeirevier in der Vorabendserie „Notruf Hafenkante“. Also gut möglich, dass Oberkommissarin Melanie Hansen gleich mit gezogener Waffe an Ihnen vorbei stürzt.

Eigentlich sollte man jetzt rechts über die Mahatma-Gandhi-Klapp-Brücke über den Sandtorhafen direkt zur Elphi gelangen, aber Pustekuchen, hier ist alles gesperrt, denn die Brücke ist zu niedrig und viel zu schmal und muss deshalb erneuert werden. Das dauert angeblich bis Mai 2015! Wer’s glaubt.
Also läuft man „Am Sandtorkai“ entlang bis zur „Magellanterrasse“, am besten auf dem geschwungenen Ponton des „Traditionsschiffhafen“, der die 1866 eröffnete Kaianlage wieder mit Leben und Liegeplätzen für Lotsenschoner, Feuerlöschboote und Co füllt. Übrigens: Ehrenamtliche Hafenmeister werden noch gesucht!
Vergessen Sie die Mitbringsel nicht! Kaffeebecher mit der Elphi oder Lacktaschen mit „I love Hamburg“ gibt es gleich gegenüber an der Ecke „Großer Grasbrook“ und „Am Dalmannkai“.
IFWenn Sie weiter in Richtung „Marco Polo Tower“ mit den angeblich teuersten Wohnungen Hamburgs gehen (zwei Zimmer, 76 qm, 619.000 Euro), kommen sie links zum kleinen „Grasbrookpark“ mit tollem Spielplatz und Riesenrad, von dem man aus in 60 m Höhe den Überblick bekommt (noch bis 19. Juli 11 – 21 Uhr).
IF Stadtsp4aWir biegen jetzt links in die „San Francisco Straße“ und lassen die noch unbebaute Einöde rechts liegen, aus der einsam der Zugang zur neuen U-Bahn Linie 4 ragt, mit der man in zehn Minuten am Jungfernstieg ist. In der Überseeallee sollte man einen Blick ins „Hotel 25hours“ werfen, das an „ein Seemannsheim erinnern soll, das mit viel Seemannsgarn zusammen gehalten wird.“ He lücht – wissen die Hamburger.
snackbootWer jetzt genug gebummelt ist, oder wem die steife Brise auf Dauer zu steif ist, der sucht sich am Überseeboulevard ein gemütliches Lokal wie zum Beispiel den „Lieblingsplatz“, ein Bäcker mit Mittagstisch, oder den schicken Italiener „La Baracca“, wo per E-Mail bestellt wird. Falls Freitag ist, können Sie am Snackboot von Gottfried Friedrichs köstlichen Räucherfisch oder Matjes im Brötchen vertilgen – alles garantiert nachhaltig gefischt.

IFIFGut gestärkt geht es dann nämlich vorbei am Denkmal für den Piraten Klaus Störtebeker – vermutlich dort wurde er mit 73 anderen geköpft – zum Maritimen Museum, einem ehemaligen, riesigen Speicher, in dem etwa 3.000 Objekte aus der Geschichte der Seefahrt zu sehen sind: von Uniformen und Orden über Knochenschiffe und Segel bis zur Queen Mary II aus fast einer Millionen Legosteinen. Beeindruckend!
IFVom Museum ist man in fünf Minuten in der Speicherstadt, dem größten auf Eichenpfählen stehenden Lagerhauskomplex der Welt von 1888, der seit 1991 unter Denkmalschutz steht. Hier kann man dann entweder im Wasserschlösschen abhängen oder sich die großartige Miniatur-Modelleisenbahn anschauen oder man kauft sich eine Karte für „Jedermann“, der vom 25. Juli bis 24. August in dieser phantastischen Kulisse im Freien  gespielt wird.

Fotos: CO/25hours hotel/snackboot