Hopp-Hopp. Erst „hop on”, dann „hop off”. So heißen in den meisten Metropolen dieser Welt die Doppeldeckerbusse, die Touristen zu den Sehenswürdigkeiten der jeweiligen Stadt schaukeln. So natürlich auch in Istanbul. Wenn das Wetter schön ist, muss man unbedingt einen Platz auf dem oberen Deck ergattern, dann kann man den Einheimischen im zweiten Stock so schön in die Fenster schauen. Praktischerweise fahren die Busse direkt vor dem Topkapi-Palast, der Hagia Sophia und der blauen Moschee ab, die ja alle dicht bei einander liegen.

IF

Stadtsp 1 Hagia  2015-05-25 um 08.24.06

Aber vor der Stadtrundfahrt erst mal die Hagia Sophia besichtigen. Natürlich gibt es immer Warteschlangen vor den Tickethäuschen, und auch am Metalldetektor muss man anstehen, aber dann ist man drin in diesem gewaltigen Gotteshaus, das heute Museum ist. Die Hagia Sophia oder Sophienkirche wurde 537 fertig gestellt, und ab 641 war sie Krönungskirche der (christlichen) byzantinischen Kaiser. 1453 eroberten die Osmanen das damalige Konstantinopel: Die Hagia Sophia wurde Moschee und bekam vier Minarette. 1934 machte der erste Präsident der türkischen Republik Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938) sie zum Museum. Wer bisher nicht wußte, was „erhaben“ eigentlich bedeutet, der sollte sich unter die großartige Kuppel des gewaltigen Bauwerks stellen – 56 m hoch und 31 m im Durchmesser. Tausend Jahre lang galt sie als achtes Weltwunder. Wunderschöne Mosaiken aus dem 9. und 10. Jahrhundert dekorierten einst die Kirche, wurden aber bei der Umwandlung zur Moschee übermalt oder entfernt, einige wurden auch beim großen Erdbeben von 1894 zerstört, einige wenige sind heute wieder zu sehen. Seit 1985 zählt die Hagia Sophia zum Weltkulturerbe.

Nach diesem imposanten Erlebnis ist ein gemütliches Plätzchen auf dem Dach des Busses genau das richtige. Zuerst geht es durch die engen Gassen des Stadtteiles Sultanahmet hinunter zur Galata-Brücke, die das Goldene Horn überquert, eine 7 km lange Bucht, die die beiden europäischen Teile Istanbuls trennt. Die Galatabrücke in der heutigen Form entstand 1992 auf 114 Pfeilern, nachdem seit 1845 mehrere Holz-Brücken erbaut und geändert worden waren. Die aktuelle Version ist zweigeschossig, und ab 2002 sind im Untergeschoss Restaurants eingezogen. Natürlich ist es hier sehr touristisch – man hat halt einen schönen Blick -, aber für einen Mittagsimbiss lohnt sich eine Pause auf jeden Fall.
Unser Stadt-Hopper schaukelt jetzt weiter am Wasser entlang, vorbei am sehenswerten Museum „Istanbul Modern“, in dem seit 2004 auf 8000 qm Ausstellungsfläche sehr sehenswerte internationale und junge türkische Kunst gezeigt wird.
Die nächste Haltestelle des Busses ist der unglaubliche Palast Dolmabahce mit seinen 46 Sälen und 285 Zimmern, 6 Hamam und 68 Baderäumen. Den Palast ließ sich Sultan Abdülmecid I. von 1843 bis 1856 bauen, weil ihm seine bisherige Residenz, der Topkapi-Palast, zu orientalisch geworden war und er sich mehr Europa annähern wollte. Also wurde auch die neueste Technik eingebaut: Gasbeleuchtung und wassergespülte Toiletten. Angeblich wurden 14 Tonnen Gold allein zur Verkleidung der Decken benötigt, und der weltgrößte Kronleuchter ziert die zentrale Halle. Nach dem Ende der Monarchie residierte Atatürk in diesem Palast, und hier starb er auch 1938. In seinem Sterbezimmer wurde die Uhr damals angehalten: Sie steht bis heute auf 9 Uhr 05.
Stadtsp. 3 Brücke 2015-05-23 um 14.19.13Der Bus fährt jetzt gemächlich einen Berg hinauf – und plötzlich liegt sie vor einem, die atemberaubende Bosporus Brücke, die seit 1973 Europa mit Asien verbindet. Die Hängebrücke hat vier Fahrspuren und ist 64 m hoch, damit selbst Flugzeugträger vom Mittel- ins Schwarze Meer gelangen können. Wer von Europa nach Asien fährt, muss eine Maut bezahlen, durch die die Stadt jeden Monat 10 Millionen Euro einnimmt. Ursprünglich sollte die Maut nach drei Jahre abgeschafft werden, aber das hat man wohl vergessen.
Stadtsp. 4 Galataturm 2015-05-23 um 14.21.50Unser Bus dreht nur eine kleine Runde durch Asien und fährt dann zurück über den Bosporus, durchs schicke Hotel-Viertel mit eindrucksvollen Filialen von Hilton, InterConti, Hyatt und Ritz Carlton und hält dann am Taksim Platz mit dem angrenzenden Gezi-Park, dessen 70 Jahre alte Bäume einem Einkaufszentrum weichen sollten. Dagegen gab es im Mai 2013 massive Proteste, die von der Polizei brutal beendet wurden.
An der nächsten Bushaltestelle sollte man aussteigen und durch die kleinen Gassen zum Galata-Turm schlendern. Der 67 m hohe Rundbau, der 48 m über Meereshöhe steht, wurde 1348 als Sakralbau erbaut, diente dann aber als Wachtturm, ehe er zum Aussichtspunkt wurde. Von oben hat man einen grandiosen Blick über das europäische Istanbul mit Hagia Sophia, Topkapi-Palast, blauer Moschee, der Galata-Brücke und dem Marmara Meer. Lassen Sie sich hier oben einen Tee servieren, er ist köstlich!
gewuerze-stadtspaziergang-kunoStadtsp. 5 Basar 2015-05-23 um 14.24.48Und jetzt? Den Berg hinunter zur Galata-Brücke, hinüber auf die andere Seite und dort gleich in den „Ägyptischen Basar“, in dem seit dem 17. Jahrhundert Gewürze verkauft werden. Hier duftet es nach Minze und Ingwer, nach Zimt und Pfeffer. Es gibt quietschbunte Süßigkeiten und feinste Teesorten, Datteln, Feigen und Aprikosen. Und kunstvoll bemalte Teller, Schalen und Becher. Und weil viele Touristen mit dem Flugzeug da sind, halten die Händler dicke Rollen Knipsfolie bereit, damit nichts zerbrechen kann.
Na dann: Gute Rückreise – und bis zum nächsten Mal in dieser faszinierenden Stadt!
Fotos: CO