IFLondon ist laut, voll und hektisch. Kein Wunder, dass Touristen, die vormittags von der Tate Modern zum Buckingham Palace eilen und sich nachmittags von Madame Tussaud nach Soho schleppen, abends völlig erschöpft sind. Wo erholt man sich in einer solchen Stadt?

Am Wasser natürlich! Die gleichmäßige Bewegung von fließendem Nass, das leise Plätschern und Gluckern und die schillernden, stets wechselnden Farben beruhigen alle Sinne. London liegt bekanntlich nicht am Meer, und die Themse ist ziemlich zugebaut, aber in jedem Park gibt es Teiche und kleine Seen, an denen man rasten kann.
Wir empfehlen ein ziemlich unbekanntes Stückchen Erholung: Little Venice am „Grand Union Canal“, der einst eine Hauptader der englischen Binnenschifffahrt war. Dazu fahren Sie mit der District  oder der Circle Line bis zum Bahnhof Paddington und verlassen ihn in Richtung Sheldon Square, einem Neubaugebiet mit Büros hinter Glasfassaden und Wohnungen in Hochhäusern. Aber man steht auch sofort am Kanal, einem hier schmalen Wasserweg, auf dem gleich am U-Bahn Ausgang bewohnte Kähne liegen.
IFAuf einem von ihnen gibt es Second Hand Bücher, auf einem anderen Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Geht man nach Norden, passiert man „Smiths Bar and Grill“ und „Starbucks“ und zwei Herren, die dort mit den Händen in den Taschen wohl auf ewig stehen werden (sie sind nämlich Skulpturen).

IFÜberqueren Sie jetzt den Kanal auf der schwungvollen Brücke und gleich unter der nächsten Brücke hindurch, über die der Verkehr donnert: Dann finden Sie rechts „Rembrandt Gardens“. Der 1950 entstandene kleine, idyllische Park wurde 1975 umgestaltet und mit 5000 Tulpen und 500 Hyazinthen bepflanzt, die eine Spende der Stadt Amsterdam waren. Aus Dankbarkeit bekam die Grünanlage den Namen „Rembrandt Gardens“. Hier gibt es viele Bänke, von denen man auf den Kanal und das Wasserbecken von „Little Venice“ mit seinen Hausbooten und der kleinen wilden Insel mittendrin schauen kann. Das Becken wurde 1810 an dem Schnittpunkt zweier Kanäle angelegt.
Wenn Sie sich jetzt satt gesehen haben an dem üppigen Grün und den vielen Büschen und Blumen, dann folgen Sie der Warwick Avenue über die nächste Brücke und links in die Bloomfield Road und dann immer am Wasser entlang. Ein kurzer Spaziergang vorbei an strahlend weißen Fassaden führt zum „Summerhouse“, einem vorzüglichen Restaurant direkt am Kanal. Bei edlen „Fish and Chips“ oder „Lobster Pappardelle“ kann man dem lebhaften Bootsverkehr zuschauen.
Stadtsp. 5  The Waterway_942longOder man geht ein kurzes Stück weiter zum „The Waterway“ mit großer Terrasse, das ist nicht ganz so elegant, aber ein 900g T-bone-Steak haben sie auch auf der Karte.  Zum Essen ist es noch zu früh, aber ein Aperitif wäre jetzt recht?
Dann sollten Sie unbedingt die paar Schritte zum Pub „The Prince Alfred“ gehen. So etwas haben Sie bestimmt noch nicht gesehen. Den Pub gibt es seit 1863, er ist ein klassisches Beispiel für ein „Victorian Public House“, um die Bar in der Mitte sind lauter kleine Räumchen mit Mahagony-Interieur und kunstvoll gebogenen Glasscheiben angeordnet, die einen Zugang von der Straße haben und untereinander mit niedrigen Klapptüren verbunden sind, durch die man nur gebückt kommt. Sehr lustig!
IFZurück am „The Waterway“ überqueren Sie den Kanal und schlendern zurück, an den urigen Kähnen mit dem einen oder anderen skurrilen Bewohner vorbei. Am Wasserbecken von „Little Venice“ können Sie sich dann entscheiden, entweder Sie besteigen den „Waterbus“ und lassen sich gemächlich durch den Regents Park, vorbei am London Zoo, nach Camden Lock schippern (fährt stündlich, Fahrzeit 50 Min., Preis 8,20 £)

Oder Sie gehen zur Station Warwick Avenue der Bakerloo Line und sind nach wenigen Stationen wieder mitten drin im herrlich lebendigen London.

Fotos: CO