IFRote Rosen sind nicht einfach nur Rosen. Jedenfalls in Lüneburg nicht. Denn „Rote Rosen“ ist eine tägliche Telenovela der ARD, die seit 2006 in Lüneburg gedreht wird und inzwischen mehrere hunderttausend Besucher jedes Jahr in die Stadt bringt. Reisebusse aus ganz Deutschland und sogar aus Italien steuern regelmäßig den Ort an der Ilmenau an. Das hat die Stadt natürlich für sich zu nutzen gewusst, es gibt einen Stadtplan mit allen Außendrehorten der Serie, Führungen zum Thema, und natürlichen werden auch jede Menge Fanartikel – von der Tasse bis zum Stift – im Tourismusbüro angeboten. Das finden Sie im Alten Rathaus auf dem Platz „Am Markt“, und spätestens hier merken Sie, dass die alte Hansestadt südlich von Hamburg weitaus mehr Geschichte zu bieten hat als nur die von den Roten Rosen.

Der älteste Saal des Rathauses stammt von 1328, die prächtige Schaufassade entstand im 18. Jahrhundert. Sehen Sie sich auch auf jeden Fall den Innenhof an, an dem die „Kämmerei“ von 1476 und die „Große Ratsstube“ von 1564 liegen. Das Lüneburger ist eines der größten historischen Rathäuser in Deutschland, seine Baugeschichte ist nicht eindeutig geklärt, reicht aber vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert.
Am Markt steht auch das eher schlichte Stadtschloss, das Herzog Georg Wilhelm, Regent des Fürstentums Lüneburg mit Sitz in Celle, von 1693 bis 1696 hier errichten ließ. Links daneben, in dem Gebäude mit dem Stufengiebel von 1561, lebten von 1822 bis 1826 die Eltern des Dichters Heinrich Heine, der sie hier auch gelegentlich besuchte.
IFWenn man jetzt durch die Straßen „An den Brodbänken“, „Rosenstraße“ und „Bei der Abtspferdetränke“ geht, erreicht man das Hotel „Bergström“ mitten im Wasserviertel. Es besteht aus acht historischen Bauten mit Wassermühle, Wasserturm und Speicher und spielt als Hotel „Drei Könige“ eine nicht unbedeutende Rolle in den „Roten Rosen“.
Kurz vor dem Hotel biegen wir „Am Stintmarkt“ links ab und schlendern an der Ilmenau entlang, vorbei an prächtigen Giebelhäusern aus der Renaissance mit vielen Kneipen und Gartenlokalen. Gegenüber der Brücke „Lüher Straße“ gab es die älteste Kneipe Lüneburgs mit vegetarischer Küche, das „Pons“, was nichts anderes als Brücke bedeutet.
IFÜberquert man die Brücke, so steht rechterhand der „Alte Kran“, erstmals erwähnt 1346, mit dem man Salz aus den Lüneburger Salinen und Ostseeheringe verlud. Bedient wurde er von acht Männern, die zwei große Treträder bewegten, die wiederum Ketten antrieben.

Linkerhand sieht man die Schaufassade des „Kaufhauses“, hinter der heute ein Hotel in einem Neubau residiert. Das „Kaufhaus“, auch „dat Heringshus“ genannt, war einst das Lagerhaus für jede Art von Waren für Lüneburger und auswärtige Händler.
Schräg gegenüber muss man unbedingt die „Lüneburger Bonbon Manufaktur“ besuchen. Wenn man Glück hat, werden gerade kunterbunte Giebelhäuschen gekocht, getrocknet, geschnitten und hübsch verpackt ins Regal gestellt. Es gibt aber auch Lakritz und Lollis, Marmeladen und Fruchtgummis, Nougat und Toffees. Alles sehr verführerisch!
IFGenau wie bei „Edelmann & Paulig in der Straße „Bei der Abtspferdetränke“, einer Schokoladenmanufaktur, die auch mal süße Fußballer und pralle Hasen, Brautpaare und Motorräder, Schoko-Bitburger und High-Heels ins Schaufenster stellt.  Apropos süß: Gleich um die Ecke, „Am Berge 26“, findet man die zweite Schokoladenmanufaktur, die „Pralüne“, wo man sich einzelne, handgemachte Pralinen aussuchen kann. Es gibt aber auch selbst gemachtes Eis in abenteuerlichen Geschmacksrichtungen, Schoko-Basilikum zum Beispiel.
Kaum ist die leckere „Pralüne“ im Mund geschmolzen, da stehen Sie schon auf dem mittelalterlichen, wunderschönen Platz „Am Sande“, an dem sich ein prachtvoller Giebel an den nächsten schmiegt. Er ist 225 Meter lang und 40 Meter breit, hier wurden einst Waren umgeschlagen.
An einem Ende des Platzes erhebt sich ein schwarzweißer Renaissancebau mit sieben Giebeln, in dem einst eine Brauerei, heute die Handelskammer ihren Sitz hat. 
Am anderen Ende des Platzes steht die St. Johanniskirche von 1310, eine fünfschiffige, gotische Hallenkirche aus Backstein mit einer der bedeutendsten Orgeln Norddeutschlands. Der Legende nach soll sich der Baumeister vom Dach des Gotteshauses gestürzt haben, als er vom anderen Ende des Platzes aus sah, dass sein Kirchturm schief geraten war.
Geht man an der Kirche rechts vorbei, erreicht man nach wenigen Schritten den „Wasserturm“, der 1906 auf den Resten der mittelalterlichen Wallanlage als Wasserwerk erbaut wurde. Er hat eine Aussichtsplattform in 56 Meter Höhe (es gibt einen Fahrstuhl!), bietet regelmäßig Ausstellungen, und jeden ersten Sonntag im Monat gibt es „Jazz im Turm“.
IFWenn Sie jetzt Hunger haben und Appetit auf deftige Hausmannskost wie Brathering mit Bratkartoffeln oder Rouladen mit Rotkohl, dann empfehlen wir Ihnen die Gaststätte „Zum alten Brauhaus“ von 1505 mit dunkel getäfelter Wirtsstube, kleinem Innenhof und flinker Bedienung.

Doch lieber einen Imbiss mit nach Hause nehmen? Dann ab zu Käse Hensel in der Kuhstraße 1. Dort kann man wählen zwischen Frischkäse von Kuh oder Ziege, Camembert und Brie, Greyerzer und Appenzeller und etwa 500 anderen Sorten. Einfach köstlich!
Sollten Sie jetzt tatsächlich noch mehr Gründe suchen, um mal nach Lüneburg zu fahren, bitte sehr, da haben wir noch drei:
  1. Vom 3. bis 5. Oktober feiert man die „Sülfmeistertage“, um die zu ehren, die im Mittelalter für die hochprofitable Salzgewinnung sorgten.
  2. Vom 23. Oktober bis 6. November findet das „Krimifestival“ statt, mit Lesungen von Simon Beckett, Don Winslow und Nele Neuhaus.
  3. Ab 26. November kann man bis 23. Dezember drei verschiedene Weihnachtsmärkte besuchen. Hoffentlich schneit es!

Fotos: CO