Lyon ist viel zu groß – mehr als 500 000 Einwohner – , um die Stadt zu Fuß kennen zu lernen. Nur den Altstadt-Kern rund um den riesigen Platz Bellecour auf der Halbinsel zwischen Saone und Rhone sollte man auf einem Spaziergang erkunden. Der Bellecour ist 62 000 qm groß und damit der drittgrößte Platz Frankreichs. In der Mitte des sonst leeren Areals steht ein Reiterstandbild König Ludwig XIV, von den Lyonern nur „das Pferd“ genannt. Im Winter dient der Platz als Eisbahn und für ein Riesenrad, im Sommer finden hier Konzerte, Feste und auch mal Demonstrationen statt.

Place des Jacobins mit Brunnen

Direkt am Platz ist das Tourismusbüro und dort fahren auch die Hop-on-hop-off-Busse ab. Zuerst geht es dann zum Place des Jacobins, der 1556 gebaut und 1856 mit einem kolossalen Brunnen geschmückt wurde. Er gilt als der schönste Platz Lyons und wurde ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Auf den Bänken rundherum trifft man sich abends und schaut den privaten Tanzgruppen zu, die hier auch mal Tango tanzen.

Die Oper von Jean Nouvel

Dann geht es vorbei an der beeindruckenden Oper, deren Fassade von 1826 vor einem Neubau von Jean Nouvel mit tonnenförmigem Dach von 1989 steht, und dem wunderschönen Rathaus von ursprünglich 1646, das nach zwei Bränden im 19. Jahrhundert vollständig restauriert wurde.

Nächste Station: Das Musée des Beaux Arts, das in einem prachtvollen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert einen Überblick über 5000 Jahre Kunstgeschichte gibt. Sehenswert!

Als nächstes steuert der Bus eines der etwa 150 Fassadengemälde an, das „La fresque des Lyonnais“, das 800 qm groß ist und berühmte Menschen aus Lyon zeigt, unter anderem Antoine de Saint-Exupéry, Abbé Pierre und Paul Bocuse.

das Musée des Confluences

Entweder fährt der Bus jetzt durch die schönen Stadtviertel Perrache und Confluence bis zum extravaganten Musée des Confluence , einem Gebäude der Wiener Architektengruppe Coop Himmelb(l)au aus viel Stahl und Glas, dessen Bau zehn Jahre länger dauerte als geplant, und statt 60 Millionen schließlich 300 Millionen Euro gekostet hat. Das Museum möchte „globales Wissen mit Schwerpunkt Naturwissenschaften“ vermitteln.

das Wahrzeichen Lyons: die Kirche Notre Dame de Fourvière

Oder der Bus quert jetzt die Saone und fährt hinauf zur Kirche Notre Dame de Fourvière, die auf dem Platz einer Marienkapelle aus dem Jahre 1168 steht. 1643 gelobte der Rat der Stadt eine alljährliche Prozession zur Kapelle, falls die Stadt von der Pest-Epidemie errettet würde. Und sie wurde gerettet. Auch heute noch steigen die Stadtoberen jeden 8. September den Berg hinauf. Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 dann versprachen die Bürger Lyons, die Kirche zu vergrößern und zu verschönern, sollte die Stadt von preußischer Besatzung verschont werden. Schon 1872 legte man den Grundstein für die heutige, prächtige, dreischiffige Wallfahrtskirche mit vier oktogonalen Ecktürmen aus weißem Werkstein. Im Inneren hat man nicht an Friesen, Kapitellen, Gesimsen, Engeln und Heiligenstatuen gespart und die Decken und Wände mit farbigen und goldenen Mosaiken verziert. Die Kirche gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und ist Wahrzeichen der Stadt Lyon.

Steigen Sie jetzt nicht wieder in den Bus, gehen Sie lieber die steilen, romantischen Treppen hinunter, dann kommen Sie direkt zu den uralten, engen Gassen rund um die Kirche St. Jean, dort kann man herrlich in kleinen Läden shoppen und in einem der vielen ansehnlichen Lokale eine ausgiebige Pause machen.

Denn dann müssen Sie noch ein weiteres Highlight Lyons besuchen: ein Traboule. Nie gehört? Lyon hat mehr als 300 davon. Traboules – vom Lateinischen transambulare gleich hindurchspazieren – sind in der Renaissance gebaute Verbindungsgänge zwischen Gassen, die durch Hinterhöfe und Häuserblocks, über schmale Wendeltreppen und Terrassen führen, nie Sonnenlicht bekommen und ewig schummerig und unheimlich wirken. Diese praktischen Gänge werden von den Einheimischen seit jeher als vor Wind und Wetter geschützte Abkürzungen benutzt, durch die man auch im heißen Sommer Lebensmittel transportieren, durch die man aber auch ganz einfach flüchten konnte – und immer noch kann.

Fotos: CO