Wenn das Wetter mitspielt, hat Meran eigentlich alles, was man so braucht. Ringsum ziemlich beeindruckende Berge, Wasser, das mitten durch den Ort rauscht und an dem es sich vortrefflich spazieren lässt, eine beschauliche Altstadt mit vielen hübschen Lädchen unter ehrwürdigen Arkaden und jede Menge gemütliche Kneipen, wo Tiroler Speck und Spinatknödel noch die meisten glücklich gemacht haben.
Fährt man mit dem Zug nach Meran, dann nähert man sich der Stadt in einem großen Bogen rund um den berühmten Pferderennplatz, der eine 5 km lange Bahn hat und auf dem 1935 das erste Rennen stattfand. Jeden Ostermontag und jeden letzten Sonntag im September gibt es hier ganz große internationale Veranstaltungen.
 
Der Zug – hochmodern, super pünktlich und gut ausgelastet – zuckelt mittlerweile in den hübschen kleinen Hauptbahnhof ein. Am besten ist man übrigens mit der Mobilcard unterwegs, da kann man für 15 Euro am Tag durch ganz Südtirol – vom Brenner bis nach Kaltern, von Reschen bis nach Innichen – fahren.
 
 

Gleich gegenüber vom Bahnhof, in einem überschaubaren Park, steht ein Denkmal für Andreas Hofer, der in Südtirol als Nationalheld verehrt wird. Hofer (1767 bis 1810) führte einen Volksaufstand gegen Napoleons Besatzungs-Truppen an und wurde dafür hingerichtet.

 
Hinter dem Denkmal verläuft eine schöne Allee, die Mainhardstraße (oder, da Südtirol durchgehend zweisprachig ist: Via Mainardo) in Richtung Zentrum, am Rennweg biegt man rechts ab und geht zum Fluss Passer. Gleich gegenüber ist die Therme mit Frei- und Hallenbad, mit Sauna und Poollandschaft, mit Inhalationszentrum und Kindergarten, mit Bistro und Friseur. Hier wird gekurt, wenn’s die Krankenkasse denn zulässt.
Zurück über die Passer, die vom Timmelsjoch herunter zur Etsch fließt, und hinein ins imposante Kurhaus Meran mit Spiegel- und Jugendstilsaal, alles so extrem elegant, dass man sich das unbedingt anschauen muss. Direkt am Kurhaus startet der Sissi-Wanderweg, der etwa 3 km lang zum Schloss Trautmannsdorff und seinen phantastischen Gärten führt, in denen sich schon Österreichs Kaiserin Elisabeth (Sissi) erholte.
 
Wer in der Stadt bleiben möchte, biegt jetzt links ab, in die Leonardo-Da-Vinci Straße und geht zum Domplatz mit der Pfarrkirche St. Nikolaus, die 1465 geweiht wurde, auf zehn wuchtigen Säulen steht, ein Netzgewölbe hat und 52 m lang ist.
Durch die Via Passiria erreicht man dann schnell den Pulverturm der Burg Ortenstein, die im 13. Jahrhundert erbaut und nur noch als Ruine erhalten ist. Sie war einst Teil der Stadtmauer. Nicht weit davon überspannt der Steinerne Steg, eine wild romantische Brücke mit zwei Bögen von 1616, die Passer.
 
Zurück zum Domplatz, dort beginnt die Laubengasse mit ihren wunderschönen Arkaden, zierlichen Erkern und zahlreichen Torbögen. Die flussseitigen Wasserlauben und die gegenüberstehenden Berglauben wurden im 13. Jahrhundert von den Grafen von Tirol erbaut und sind seither die Einkaufsstraße von Meran. Hier gibt es natürlich Tiroler Speck, aber auch Bücher und Spielzeug, Schuhe und Handtaschen, Schmuck, Blumen und Schüttelbrot.
Am Ende der Laubengasse erreicht man den beschaulichen Kornplatz, dort steht das Frauenmuseum, in dem man anhand von Mode, Accessoires und Alltagsgegenständen die Geschichte der Frauenbilder und -rollen im Laufe der Zeiten verfolgen kann. Bis in den September 2016 läuft zusätzlich die Sonderausstellung „Gewonnene Zeit – Neues ZeitAlter für Frauen“, die sich mit Umbrüchen und Neuanfängen im Rentenalter beschäftigt. Sehr spannend.
Bevor man jetzt wieder zum Bahnhof spaziert, sollte man sich zum Beispiel in die Tavernetta Hans setzen und Surfleisch, Schlutzkrapfen, Brettlmarende und Keschtn bestellen. Das kennen Sie nicht? Also nichts wie hin und alles probieren!
 
Fotos: CO