Wenn man morgens kurz vor halb zehn vor dem Eingang zu Monets Garten im kleinen normannischen Dorf Giverny steht, dann könnte man auf die Idee kommen, dass man den herrlichen Garten nur mit den paar anderen Neugierigen besichtigen kann, die gerade um einen herum stehen. Ist man dann aber erst einmal am Kassenhäuschen vorbei und durch den gigantischen Andenkenladen hindurch, dann muss man leider erkennen, dass mehrere Gruppen in Busstärke an einem anderen Tor hinein gelassen wurden. Monets Garten ist einfach immer voll, denn er ist in der ganzen Welt bekannt. Und er ist wirklich wunderschön!
Der verwitwete Maler Claude Monet (1840 bis 1926) mietete sich 1883 zusammen mit seinen beiden Söhnen, seiner späteren Frau Alice Hoschedé und deren sechs Kindern in Giverny ein und begann den Garten anzulegen. Sieben Jahre später konnte er das Anwesen kaufen und sogar noch angrenzendes Land dazu. Aus dem ehemaligen Nutzgarten machte er einen Ziergarten mit geraden Perspektiven und rankenden Pflanzengewölben. Er wählte Blumen nach Farben und Wuchshöhe aus und sorgte vom Frühjahr bis spät in den Herbst für Blütenpracht. Er selbst kommentierte das so: “An meinem Garten arbeite ich kontinuierlich und mit Liebe, am nötigsten brauche ich Blumen, immer, immer. Mein Herz ist stets in Giverny.“
Schlendert man heute auf den Sandwegen durch die Kletterrosenspaliere, so kann man sich wegen des Gedränges kaum mehr vorstellen, dass hier der weltberühmte Maler oft lange und ganz still vor einzelnen Blüten stand. Wenn man dann den Tunnel unter der viel befahrenen Straße, die den Garten teilt und deren Asphaltierung Monet einst bezahlte, durchquert hat, kommt man in den Wassergarten mit dem vom Künstler angelegten Teich voller Seerosen, mit hohen Trauerweiden und Bambus, mit Glyzinien und Azaleen und mit der zierlich geschwungenen, japanischen Brücke. Die Wege rundherum sind so eng, dass man sich an einander vorbei zwängt, und doch erhascht den einen oder anderen das ehrfürchtige Gefühl: Hier hat er gestanden und seine Seerosen gemalt.
Die verdrängten nämlich ab 1897 nach und nach alle anderen Motive. Damals beschäftigte der Maler sieben Gärtner, die jeden Morgen mit dem Boot zu jeder einzelnen Seerose fuhren, um sie zu entstauben.
Auf dem Rückweg muss sich jeder Tourist natürlich auch das Atelier und das rosa gestrichene Wohnhaus des Künstlers anschauen, das perfekt restauriert wurde. Das Esszimmer erhielt wieder den fröhlich gelben, die Küche einen knallblauen Anstrich, und überall hängen japanische Holzstiche wie zu Monets Zeiten. 1966 hat sein Sohn Michel das Anwesen der „Academie des Beaux-Arts“ vermacht.
Beim Abschied weiß man, was Monet einst meinte: „Eine Trennung von Giverny träfe mich hart….nie wieder fände ich einen so schönen Ort.“
Fotos: CO/ Fondation Claude Monet