IFEigentlich muss man mit der Kutsche anreisen! Schließlich hat Schwerin ein Märchenschloss, und das steht auch noch auf einer kleinen Insel mitten im See. „Neuschwanstein des Nordens“ wird es genannt, und tatsächlich ist es mit seinen Erkern und Türmen, goldenen Kuppeln und Zinnen und dem riesigen Schlossgarten ein romantisches Relikt aus vergangenen Zeiten, ein Zeugnis des Historismus und der Neorenaissance. Es entstand zwischen 1845 und 1857, allerdings auf den Grundfesten der Burg Weligrad, die bereits 965 gebaut wurde, und der späteren Festung Heinrichs des Löwen (1129-1195), der Schwerin das Stadtrecht verlieh. Heute residieren der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und ein Museum im Schloss, das seit Juni 2014 einer von neun neuen Kandidaten Deutschlands für die Weltkulturerbe-Liste ist. Das würde sicherlich auch den als „Petermännchen“ bekannten Schlossgeist sehr freuen, den gutmütigen Kobold mit Laterne, Schwert und Schlüsselbund, dem in der Hoffassade des Schlosses eine Skulptur gewidmet ist.

IFGleich gegenüber auf dem Platz vor dem Theater im „Alten Garten“ finden im Sommer immer die grandiosen Schlossfestspiele statt. Am 3. Juli 2015 geht es wieder los, dann mit „La Traviata“ von Giuseppe Verdi. Ab Oktober kann man schon mal Karten reservieren lassen.

IFAber erst einmal geht man durch die Schlossstraße zur Puschkinstraße und dort zum Marktplatz mit Rathaus und dem imposanten „Neuen Gebäude“ von 1783, auch genannt Säulengebäude oder Krambudengebäude, denn errichtet wurde es einst als Markthalle. Heute kann man sich hier zu Kaffee und Kuchen niederlassen. Am besten mit Blick auf das umstrittene Löwendenkmal, das der Bildhauer Peter Lenk 1995 schuf und auf dem unter anderem die derb-realistische „Gesäßhuldigung“ der Bardowicker Bürger für Heinrich den Löwen zu sehen ist. Die zeigten dem verbannten König nämlich zum Abschied ihre nackten Hintern.

IFDas Rathaus an der Ostseite des Marktes steht hier seit 1338, zuerst war es wohl ein gotisches Giebelhaus. Nach zwei Stadtbränden baute man es 1567 im Stil der Renaissance wieder auf und ergänzte alle hundert Jahre einzelne Teile. Heute befindet sich hier das Tourismusbüro. Wer jetzt ein paar Schritte weiter in die Puschkinstraße geht, der kommt schnell zu einem Fachwerkhaus von 1572, in dem „Das Kontor Schwerin“ als Kunstkaufhaus und Museum arbeitet, ein überaus interessantes Projekt zur Unterstützung von Künstlern und Kunsthandwerkern der Region.
Schräg gegenüber, in der Puschkinstraße 51, finden Sie die lustige Keramikwerkstatt „Loza Fina“, wo Sie beim Drehen und Bemalen der zarten Keramiken zuschauen dürfen  , und natürlich können Sie auch gern einkaufen.
Genauso wie bei „Dezug – Design zum Gebrauch“  hinter dunkelblau gefliester Fassade, wo es Möbel, Leuchten und Wohnaccessoires internationaler Marken gibt.
An der nächsten Ecke lädt das Weinhaus Wöhler seit 1895 zu Speis und Trank, heutzutage auch mit Hotel. Wer jetzt also Appetit auf hausgemachtes Sauerfleisch mit Remoulade und knusprigen Bratkartoffeln hat, der ist hier goldrichtig.Anschließend bummelt man durch die Friedrichstraße zum Pfaffenteich, dem aus einem Mühlenteich entstandenen 12 ha großen Binnensee, der vermutlich so heißt, weil einst die Domherren am Ufer ihre Gärten bestellten. Heute werden hier häufig Drachenbootrennen ausgetragen.

IF IFAuf dem Rückweg zum Schloss schaut man sich am besten noch den Schelfmarkt an, der im 18. Jahrhundert entstand und um den sich Handwerker und andere Gewerbetreibende ansiedelten. Auch Glaubensflüchtlinge aus Frankreich fanden hier eine neue Heimat. Aber jetzt schnell zum Schloss, denn da legen die Dampfer der „Weißen Flotte“ ab, die uns in anderthalb Stunden kreuz und quer über den Schweriner See fahren, vorbei an den Inseln Kaninchenwerder und Ziegelwerder bis zum Ziegelsee und zum Störkanal. Leinen los – und: Ahoi!

Fotos: CO.