Sehenswerte Plätze von historischer Bedeutung hat Wien wirklich mehr als genug. Eine besondere Attraktion ist der Platz „Am Hof“, der 1155 durch den Bau einer Residenz für Heinrich Jasomirgott aus dem Hause Babenberg, einem österreichischen Herzogengeschlecht, entstand, gebildet aus einem Häuserkomplex rund um einen Platz – den Hof. Im Laufe der Jahrhunderte fanden hier Minnesang-Wettbewerbe mit Walther von der Vogelweide statt, für kaiserliche Hochzeiten und Hinrichtungen nutzte man ihn, zwei Päpste hielten Reden, und hier stand auch die Litfaßsäule, durch die man im Film „Der dritte Mann“ (1948) in Wiens Kanalisationssystem einsteigen konnte. Statt der Litfaßsäule steht dort natürlich seit 1648 die Mariensäule, zuerst aus Sandstein, seit 1667 dann aus Bronze. Die vier Putten am Sockel, auf dem Maria Immaculata hoch oben steht, symbolisieren den erfolgreichen Kampf gegen Hunger, Krieg, Unglauben und die Pest. Zu den wunderbar restaurierten Häusern am Platz gehören die Kirche am Hof von 1386,  das Zeughaus (Nr 10), in dem heute die Berufsfeuerwehr residiert, das Collaltopalais (Nr 13), in dem 1762 der sechsjährige Wolfgang Amadeus Mozart das erste Mal auftrat, und der erste Stahlbetonbau Wiens mit klassizistischer Verkleidung – knapp hundert Jahre alt -, in dem heute das Hotel Park Hyatt Vienna beheimatet ist.

Geht man ein paar Schritte durch die Drahtgasse, ist man schon am nächsten bedeutenden Ort, dem Judenplatz. Mitten darauf befindet sich seit dem Jahr 2000 das „Mahnmal für die österreichischen jüdischen Opfer der Schoah“ der britischen Künstlerin Rachel Whiteread. Es stellt eine versteinerte Bibliothek dar, die Buchrücken sind nicht lesbar, die Flügeltüren sind verriegelt. Die endlos vielen Ausgaben ein und desselben Buches stehen für die 65000 Opfer und ihre Leidensgeschichten.

Der Judenplatz  hieß bis 1421 „Schulhof“ und war das Zentrum des Gettos, in dem um 1400 etwa 800 Juden in 70 Häusern lebten. Von 1423 bis 1437 nannte man ihn dann Neuen Platz, seither Judenplatz. Bei Ausgrabungen von 1995 bis 98 fand man Reste der größten mittelalterlichen Synagoge, die 1421 beim kollektiven Selbstmord der Juden niederbrannte, als sie der Zwangstaufe entgehen wollten. Am Judenplatz Nr. 8 steht das Misrachi-Haus von 1694, in dem das Jüdische Museum Wien  eine Datenbank mit den Namen und Schicksalen aller österreichischen Opfer des Nazi-Regimes aufgebaut hat. Unter dem Museum sind die Reste der Synagoge zu besichtigen.

Rund um den Judenplatz stehen wie so oft in Wien schön restaurierte Häuser, darunter die Böhmische Hofkanzlei von 1709 und das Haus der Genossenschaft der Kleidermacher von 1837. An der Gastgewerbefachschule erinnert eine Tafel daran, dass hier einst – in einem Vorgängerhaus – Wolfgang Amadeus Mozart wohnte. Gegenüber vom Schoah-Mahnmal steht das Lessingdenkmal des Bildhauers Siegfried Charoux, dessen 1932 entstandene Plastik 1939 von den Nazis eingeschmolzen wurde. 1962 schuf er eine neue, die seit 1981 hier steht.

Jetzt haben Sie doch bestimmt nagenden Hunger und stechenden Durst? Wie gut, dass gleich um die Ecke, in der Kurrentgasse 8, das Ofenloch in sein historisches Gewölbe lockt. Wo einst römische Legionen lagerten und im 13. Jahrhundert eine jüdische Garküche die Bewohner versorgte, kocht man seit 1704 im Ofenloch traditionelle Mehlspeisen und Co., wie Kalbstafelspitz, Duett von Paradeiser und Schafskäse, Alt Wiener Backhendl und natürlich Kaiserschmarren. Dazu genehmigt man sich einen Grünen Veltliner oder einen Muskateller.

So beschwingt kann man jetzt entweder um die Ecke im Kino Artis  Blockbuster in der Originalfassung anschauen, wenige Schritte weiter in der Krugergasse bei Kurt ein köstliches Frozen Yogurt verputzen oder man geht ein wenig shoppen. Zum Beispiel bei Kokon in der Renngasse. Da gibt es nämlich neben hübschem Geschirr und feinen Textilien, bunten Bechern und handgemachten Quilts auch jede Menge putzige Stehrümchen – und davon hat man ja bekanntlich nie genug. Fotos: CO