Diese Stadt ist natürlich immer eine Reise wert, schließlich hat sie den Stephansdom und die Hofreitschule zu bieten, Schloss Schönbrunn und Schloss Belvedere. Aber in diesem Jahr wird auch noch die Ringstraße 150 Jahre alt, und das feiert man gleich mit mehreren Ausstellungen. Im Jüdischen Museum gibt es noch bis 18. Oktober „Ringstraße. Ein jüdischer Boulevard“ und im wunderschönen Prunksaal der Nationalbibliothek „Wien wird Weltstadt. Die Ringstraße und ihre Zeit“ bis zum 1. November zu sehen.

Der Bau des Prachtboulevards  begann 1857, als Kaiser Franz Josef I. beschloss, die mittelalterlichen Festungsanlagen rund um die Innenstadt und das davor entstandene Glacis mit Alleebäumen, Fußwegen und Laternen abzureißen, denn die Stadt wuchs und brauchte mehr Platz. „Es ist Mein Wille…“ begann das Dekret seiner Majestät, mit dem er das gewaltige Projekt für die nächsten 50 Jahre in Gang setzte. Zur Finanzierung der offiziellen Bauten wie dem Parlament und dem Burgtheater wurden Grundstücke an Privatleute verkauft, und so entstanden jede Menge Prachtbauten an der Ringstraße.
Stadtsp.Urania_NachtAm einfachsten ist es, am Schwedenplatz in die „Ring Tram“ zu steigen, die für 8 Euro nonstop in 25 Minuten um den knapp 6 km langen Parcours fährt, dazu wird in acht Sprachen alles Sehenswerte erklärt. Allerdings befahren auch die Tram-Linien 1 und 2 Teilstücke des Rings, und da kann man aussteigen, wann immer man will. Zum Beispiel gleich an der ersten Haltestelle am Julius-Raab-Platz, denn dort steht direkt am Donaukanal die „Urania“, ein 1909 vom Jugendstilarchitekten Max Fabiani erbautes Volksbildungshaus mit Theater (heute ein Kino) und Sternwarte.
 
Nächste Station: Dr. Karl-Lueger-Platz, mit dem Denkmal des Bürgermeisters Karl Lueger, der den Wienern eine Hochquellwasserleitung, die Gas- und Elektrizitätsversorgung und die Straßenbahnen bescherte, aber wegen seines „Radau-Antisemitismus“ höchst umstritten war.
Stadtsp. Prückel.15An der Ecke des Platzes steht ein mächtiges, schön restauriertes Mietshaus mit dem „Café Prückel“ im Erdgeschoß, das es seit 1909 gibt und das vorn noch heute im Stil der 50er Jahre eingerichtet ist und hinten in seinen ursprünglichen Jugend-Stil zurückversetzt wurde. Vielleicht haben Sie ja gerade Lust auf einen „Kleinen Braunen“ und einen Blick in die Zeitung?
Wenn es üppiger sein darf, ist das „Plachutta“ in der Wollzeile nicht weit. Spezialität dort ist der Tafelspitz, der in Kupfertöpfen serviert wird und den man in ganz bestimmter Reihenfolge verzehren muss: Zuerst die Brühe mit Gemüse, dann das Mark aus den Knochen auf geröstetem Brot, dann das Fleisch mit frischem Meerrettich. Aber das Plachutta serviert auch ganz ausgezeichnete Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat – köstlich!

Ein kleiner Verdauungsspaziergang im gegenüberliegenden Stadtpark kommt jetzt sicher gerade recht. Der Park war Wiens erste öffentliche Grünanlage und wurde 1862 eröffnet. Heute stehen dort überall Denkmäler, zum Beispiel für Franz Schubert, Franz Lehar und Anton Bruckner. Am meisten fotografiert wird die vergoldete Statue von Walzerkönig Johann Strauss junior (1825-1899), die 1921 von Edmund Hellmer geschaffen wurde. Sie ist ein beliebtes Motiv für Touristen aus aller Welt, so begehrt, dass es mittlerweile Kopien in Japan, China und auf Kuba gibt.
Zurück in die Straßenbahn und vorbei am Schwarzenbergplatz mit dem wunderbaren Café Schwarzenberg und der imposanten Staatsoper, die 1869 mit der Premiere von Mozarts „Don Giovanni“ eröffnet wurde.

Die Tram hält jetzt am Burgring mit direktem Zugang zur Hofburg, in der Sisi-Museum, Silberkammer und Kaiserappartements zu besichtigen sind. Auf der anderen Seite des Rings bewacht Königin Maria Theresia, die von 1740 bis 1780 regierte, auf ihrem Denkmal von 1888 die mächtigen Bauten des Naturhistorischen und des Kunsthistorischen Museums, die beide zu den berühmtesten Museen der Welt gezählt werden. In Maria Theresias Rücken schließt sich das MuseumsQuartier mit Kunsthalle, Architekturzentrum, Leopold Museum und einigem mehr an. Ein großartiges, aber auch erschöpfendes Programm für den, der alles sehen möchte.
 

Anschließend besteigt man entweder wieder die Tram und fährt vorbei an Parlament, Rathaus, Universität, Votivkirche und Börse zurück zum Schwedenplatz, oder man schlendert durch den Volksgarten, in dem Johann Strauss 1867 die Instrumentalfassung seines Donauwalzers erstmals dirigierte, zum prächtigen Burgtheater oder kurz „der Burg“.

 
Gleich daneben steht das Palais Lieben-Auspitz mit dem legendären „Café Landtmann“, in dem schon Attila und Paul Hörbiger, Hans Moser und Gustav Mahler, Gary Cooper und Marlene Dietrich, Thomas Mann und Sigmund Freud, Curd Jürgens und Romy Schneider ihre „Wiener Melange“ tranken. Der richtige Platz also, um sich in dieser großartigen, aufregenden Stadt ein wenig zu erholen.
 
Fotos: CO/Prückel/wikipedia