IFWas für ein schönes, altmodisches Wort: Trinkhalle. Sieht man da nicht Scharen von Gesundheitsbewussten vor sich – fein gekleidet, mit Stock und Hut an einer sprudelnden Quelle unter einem hohen Glasdach mit feinen Bechern lustwandeln? Sieht es nicht aus wie auf Thomas Manns Zauberberg?

IFMitnichten! Trinkhallen heißen mancherorts Wasserhäuschen oder Spätverkauf, gern auch Büdchen, Späti oder Kiosk, und diese Namen beschreiben ihre so gar nicht romantische Funktion viel besser. Sie entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts, als das städtische Wasser oft verseucht war und man die Arbeiter von zu viel Bier abhalten wollte. In den Frankfurter Trinkhallen gab es damals schon Mineralwasser in Flaschen (wie bis heute), aber jetzt bekommt man dort auch Zeitschriften und Zigaretten, Kaugummi und Brötchen, Cola und Schnaps.
Eine besonders adrette Ausgabe der Trinkhallen steht im Frankfurter Nordend, Ecke Friedberger und Bornheimer Landstraße, die obendrein noch eine besondere Aussicht zu bieten hat. Denn von hier aus

kann man zuschauen, wie die Anwohner auf dem Markt schräg gegenüber am Friedberger Platz freitags Obst und Gemüse aus der Region kaufen – und wie sich der Platz ab 17 Uhr füllt, immer mehr Menschen herumstehen und plaudern, lachen und auch mal laut werden, Bier und Wein trinken und es sich überhaupt gut gehen lassen. Offiziell ist der Wochenmarkt um 18 Uhr beendet, aber die große Party geht hier meist weiter. Die Nachbarn wünschen sich, dass um 22 Uhr Schluss ist, und bekräftigen das auch schon mal mit vielen Trillerpfeifen gleichzeitig, aber leider stört das nicht alle Partymacher. Trotzdem hat gerade ein Gericht entschieden: Der Markt bleibt.
 
Wir gehen lieber vor 22 Uhr in Richtung Berger Straße und schauen mal ins „Klabunt“, die legendäre Kneipe, in der es Satire-Lesungen und Comic-Ausstellungen gibt. Seit langem heißt es, das Haus würde abgerissen. Aber noch serviert man hier gespritzten Sauren (nach dem dritten soll man ihn mögen) und Schnitzel mit Grüner Sauce.
 
Geht man die lebendige Berger Straße mit den vielen Kneipen, Bars, Restaurants und Cafés in Richtung Innenstadt, kommt man am Merianplatz mit seinem denkmalgeschützten „Volksbrausebad“ von 1888 vorbei, in dem, so die Chronik, 1895 etwa 46 000 Menschen geduscht haben sollen.
 
IFEin paar Schritte weiter, in der Berger Straße 41, steht eine Schwarzbunte im Schaufenster und wirbt für frisch gemachte Quiche. Der „Käseladen am Merianplatz“ mit seinem kleinen, aber sehr feinen Angebot gilt als der beste in ganz Frankfurt.

Gleich nebenan im „Wohnraum“ gibt es wunderbare Kleinigkeiten zum Verschenken und Unbedingt-selbst-haben-wollen – witzige Eierbecher und Frühstücksbrettchen, farbige Decken und kitschige Kronleuchter, Basttaschen und Hasenkissen, einfach herrlich!
 
IFAm Ende der Berger Straße muss man auf jeden Fall durch den Bethmann-Park schlendern, da kommen historische Gefühle auf! Denn der Park, der 1783 von dem Frankfurter Bankier Johann Philipp Bethmann angelegt wurde, hatte schon einige illustre Gäste: 1813 besuchte Napoleon ihn, 1815 Goethe, 1863 Kaiser Franz Joseph von Österreich. Und jetzt wir! Seit 1941 gehört der Park der Stadt und wird als Schau- und Lehrgarten genutzt. 1989 entstand darin eine chinesische Grünanlage, der „Garten des Himmlischen Friedens“.
 
Wer mehr Grün braucht, der fährt jetzt mit der lustigen Frankfurter U-Bahn, die so schön nostalgisch wirkt und oft als Straßenbahn oberirdisch fährt, zum berühmten „Palmengarten“, in dem man neben Palmen auch Rosen und Bambus, Rhododendren und Kakteen, einen Heidegarten, Mittelmeerbeete und eine Steppenwiese erkunden kann. Eintritt 7 Euro.
IFWer mehr auf Grün mit Nährwert steht, geht über die Zeil, der langen Einkaufsstraße mit den üblichen Geschäften, in die Hasengasse, in die Kleinmarkthalle vom Ende des 19. Jahrhunderts mit ihren 156 Marktständen. Der Duft von frischen Kräutern und orientalischen Gewürzen, von gerade gebackenem Brot und unlängst geerntetem Gemüse, von Wein und Olivenöl, von Fleisch und Fisch lässt Hobbykoch-Herzen schneller schlagen. Hier gibt es natürlich auch die sieben Kräutlein, die für die Grüne Soße gebraucht werden, schön verpackt in weißem Papier. Mitnehmen!

 
IFUnd jetzt? Ins Museum! Frankfurt hat da jede Menge zur Auswahl. Vielleicht wollen Sie sich ja mal das berühmte Tortenstück ansehen? Das ist das MMK – das Museum für Moderne Kunst, 1981 vom Wiener Architekten Hans Hollein errichtet. Es beherbergt jetzt etwa 4500 Kunstwerke von 440 Künstlern von 1960 bis heute.
Oder Sie schlendern zum Main, überqueren eine der Brücken und besuchen an der Museumsmeile z. B. das „Städel“, das auch auf die Stiftung eines Frankfurter Bankiers zurückgeht. Bis Mitte Juni wird in dem 1878 bezogenen Bau noch eine sehenswerte Nolde-Retrospektive gezeigt.
 
Sie sind genug gegangen? Und wollen auch keine Kunst mehr sehen? Okay, auf nach Sachsenhausen, das ist nicht weit. Und dort sofort in die Textorstraße ins Feuerrädchen oder ins Germania oder auch ins Kanonesteppel, das sind die drei berühmtesten Apfelweinkneipen mit wunderbaren Innenhöfen.
Wie, da sind Ihnen zu viele Touristen? Das macht den Frankfurtern gar nichts aus. Hier genießen alle zusammen ihren Ebbelwoi ausm Bembel, dazu Handkäs mit Musik, Rindswurst, Leiterchen mit Sauerkraut, Schneegestöber mit Brot oder hartgekochte Eier mit „grii Soß“. Noch Fragen? Fotos: CO