Stadtsp. 01 Whitney Museum NYC 2014 - JobstWer jetzt das Glück hat, nach New York reisen zu können, der muss unbedingt das neue Whitney besuchen. Seit 1. Mai ist der fabrikähnliche Bau vom italienischen Stararchitekten Renzo Piano für die Öffentlichkeit geöffnet, und jeden Morgen stehen lange Schlangen vor dem „Whitney Museum of American Art“ und warten auf Einlass. Denn das, was von außen wie aufeinander gestapelte Kästen mit Feuerleitern und Kränen aussieht, verbirgt grandiose Ausstellungsräume voller Atmosphäre mit großen Terrassen davor, die spektakuläre Ausblicke auf Manhattan erlauben. Tout New York ist sich einig: Der Umzug aus dem einst von Marcel Breuer gebauten, einschüchternden Kollossalbau an der Madison Avenue an das Ende der Highline, der begrünten Hochbahntrasse, macht das Whitney zum angesagten Hotspot. Bis Ende September wird auf den rund 4600 Quadratmetern des 422 Millionen Dollar teuren Neubaus die höchst sehenswerte Ausstellung „America is hard to see“ mit etwa 400 Werken aus den eigenen Depots gezeigt. Absolut sehenswert!

Entweder erholt man sich anschließend auf der Highline und genießt das üppige Grün dieses Parks auf Stelzen oder man schaut sich im angesagten Gansevoort District um. Da bietet sich ein Drink auf dem Dach des „Gansevoort Hotels“ oder des „Standard“  an oder ein Bummel durch Luxusläden von Stella McCartney oder  Diane von Fürstenberg.

Oder man schlendert die Hudson Street hinunter bis zur Bank Street, denn dort beginnt die Bleecker Street mit ihren Nacht- und Jazzclubs, dem berühmten „Village Gate“ (Nr. 160) und „The Bitter End“ (Nr. 147). Um die Ecke, in der MacDougal Street, findet man immer noch das „Cafe Wha?“, in dem einst Bob Dylan und Jimi Hendrix, Bruce Springsteen und Velvet Underground ihre Karrieren begannen. Benannt wurde die Bleecker Street Anfang des 19. Jahrhunderts nach der Familie Bleecker, durch deren Farmland die Straße führte. Robert de Niro wuchs hier auf und Alicia Keys, Anna Wintour und Julianne Moore leben in der Gegend.

Bevor man zu den Clubs, den kleinen Restaurants und lustigen Kneipen kommt, spaziert man erst einmal an vielen noblen Läden vorbei, denn auch die Bleecker Street wird immer modischer. Zwischen Bank- und Christopher Street haben sich Marc Jacobs und Michael Kors, Steven by Steve Madden, Zadig & Voltaire und Club Monaco angesiedelt. Dazwischen befindet sich die Urzelle der heute weltberühmten „Magnolia Bakery“, die mit kleinen, sehr delikaten und fantasievollen Cupcakes Furore machte. Auch hier: Lange Schlangen vor der Tür, um einen der Tages-Cupcakes zu ergattern. Freitag zum Beispiel gibt es „German chocolate cake with coconut caramel pecan icing“. Klingt irgendwie ziemlich süß!

Wenn Sie dann zur Christopher Street kommen, sollten Sie die nicht einfach so überqueren, biegen Sie lieber mal kurz links ab und machen einen Abstecher in den Christopher Park. Dort steht seit 1992 ein Duplikat der Skulptur „Gay Liberation“ von George Segal, die ein schwules und ein lesbisches Paar zeigt. Mit ihr soll an die so genannten „Stonewall riots“ erinnert werden, bei denen sich 1969 in der Kneipe „Stonewall Inn“ Schwule und Lesben erstmals vehement für ihre Rechte einsetzten und sich gegen eine Razzia der Polizei massiv wehrten. Daraus entstand ein Jahr später die Christopher Street Day Parade, die es mittlerweile weltweit an vielen Orten gibt.

Zurück auf der Bleecker Street kann man sich jetzt eigentlich ein Frozen Yougurt im „16 handles“ gönnen. 16 handles deshalb, weil man eigenhändig an Armaturen sechzehn verschiedene Flavours zapfen kann. „Euro Tart“ vielleicht? Oder „Peanut Butter Confession“? Oder „Mint Chocolate Chip“? Heute muss es wohl mal „Salted Caramel“ sein!

Stadtsp. Washington_Square_02lgFalls Sie doch lieber etwas Herzhaftes möchten, bietet sich schräg gegenüber die „Trattoria Spaghetto“ an. Dort sitzt man draußen an kleinen Tischen, genießt seine Spaghetti Putanesca oder Penne Arrabiata und schaut den New Yorkern bei ihrem Alltag zu: die einen hetzen schwer bepackt mit Plastiktüten vorbei, die anderen ziehen schreiende Kleinstkinder hinter sich her, noch wieder andere lassen sich von einem Chauffeur vor der Kirche „Our Lady of Pompeii“ gegenüber absetzen und entschwinden zum Gebet. Sind die Nudeln vertilgt, geht’s weiter durch die Bleecker bis zur Thompson Street und dann bis zum Washington Square. Denn dort gibt es noch viel mehr zu schauen: Selfie-knipsende Studenten nach bestandenen Prüfungen im lila Talar, Dog-walker mit sieben friedlichen Vierbeinern an sich verheddernden Leinen, hier ein melancholischer Posaunist und dort drei fröhliche Doo-Wopper, Feuerschlucker, Hütchenspieler, Fake-Taschen-Verkäufer und Einrad-Artisten. New Yorker eben!

Fotos: CO/wikipedia