Natürlich laufen auch in Quimper in der Westbretagne reichlich Menschen gestreift herum. Sie sind eben schick, die bunten Ringel-Shirts, und von sehr guter Qualität. Jedenfalls, wenn man sie bei der Traditionsfirma Armor Lux kauft, die nördlich von Quimper ihren Sitz hat. Angeblich retteten gestreifte Hemden früher ins Meer gespülten Seeleuten das Leben, weil sie in den Wellen besser zu sehen waren. Egal, heute laufen Jean und Marie, James und Mary, Hans und Maria geringelt durch die Bretagne.
Im kleinen Quimper (ca 63 000 Einwohner) gibt es allein vier Armor Lux-Läden, einen genau gegenüber des Musée des beaux-arts von 1867 am Place Saint Corentin. Das Museum ließ der Comte Jean-Marie de Silguy (1785 bis 1864) für seine Sammlung aus Gemälden, Zeichnungen und Drucken aus mehreren Jahrhunderten errichten. Gleich nebenan steht die Kathedrale Saint-Corentin aus dem 12. Jahrhundert, die ab 1239 im gotischen Stil zu Ende gebaut wurde. Schon mit bloßem Auge kann man innen ihre Besonderheit erkennen: Sie hat einen Knick in der Hauptachse. Möglicherweise hat man dadurch beim Bau einen sumpfigen Untergrund umgangen.
Auf Bretonisch bedeutet Kemper übrigens Zusammenfluss, und Quimper liegt denn auch an drei Flüssen – Jet, Steir und Odet, die hier auf einander treffen und der Stadt viele hübsche Brücken beschert haben.
Die berühmtesten Söhne der Stadt sind heute die Designer Ronan (geb. 1971) und Erwan Bouroullec (geb. 1976) , die sehr erfolgreich ein gemeinsames Designbüro in Paris führen und für international renommierte Firmen Möbel und Stoffe entwerfen.
Nach der Kathedrale sollte man über die Place St. Corentin zum Café du Finistère schlendern und sich dort auf die Terrasse setzen, Kaffee trinken und dem alltäglichen Leben der Franzosen zuschauen.
Geht man danach etwa hundert Meter die Rue Élie Freron hinauf, erreicht man rechts den Jardin de la Retraite . In dem kleinen Garten auf zwei Ebenen wachsen Bananen, Palmen, Olivenbäume, Myrthen und Lavendel, Zypressen und Pinien, zum Teil sind die Pflanzen bis zu 150 Jahre alt. Auf einer der zahlreichen Bänke kann man gut einen weiteren Zwischenstopp einlegen.
Dann allerdings geht es flugs durch schmale Gassen und über kleine Plätze mit malerischen Fachwerkhäuschen zur Markthalle am Quai de Steir. Wer in der Stadt eine Wohnung oder ein Haus gemietet hat und selbst kocht, kann sich hier mit Muscheln und Fisch, Artischocken und Austern, Salat und Gemüse eindecken. Herrlich! Aber natürlich servieren die Kneipen rundherum auch gern ein Dutzend Schalentiere.
Wer anschließend ein wenig an der Odet spazieren möchte, kommt schnell zum Musée de la Faience, in dem man alles über die jahrhundertealte Geschichte der Keramikherstellung in Quimper erfahren und viele schöne handgemachte Beispiele anschauen kann.
Nach so viel Beschaulichkeit ist noch ein Stück Naturgewalt angesagt: Nur 60 km nach Westen entfernt ragt das felsige Kap Point du Raz mit seinen drei Leuchttürmen empor, umtost von hohen Gischten, heftigem Wind und aufgetürmten Wassermassen. Ein gewaltiges Erlebnis!