Wenn Sie auch zu denen gehören, denen die Selfie-Stangen-Mode mächtig auf die Nerven geht, hier die gute Nachricht: In Rom begegnet man den Dingern zwar immer noch rudelweise an der  und am Fontana di Trevi, aber sonst kann man ihnen ganz gut entgehen.

Denn glücklicherweise gibt es auch in Roms Innenstadt noch Plätze, an denen man nur wenigen Touristen begegnet. Zum Beispiel auf der kleinen Piazza Mattei mit der Fontana delle Tartarughe, dem Schildkrötenbrunnen. Der Brunnen wurde 1588 fertig gestellt und sollte acht Delphine tragen, da der Wasserdruck aber zu schwach war, wurden nur vier Delphine aus Bronze eingesetzt. 1658 kamen dann auf Betreiben von Papst Alexander VII. vier Schildkröten hinzu, von denen 1979 eine gestohlen wurde. Heute sind alle vier Schildkröten Kopien.

Der Platz ist umgeben von schönen Palästen, die alle einst der Familie Mattei gehörten. In einem davon befindet sich „La Yogurteria di Piazza Mattei“, in der es phantastischen Frozen Yogurt gibt. Boah, ist der lecker!

Wir schlendern anschließend zur Via Arenula und dann an den Tiber, den wir ein paar Schritte weiter auf der Fußgängerbrücke Ponte Sisto von 1479 nach Trastevere überqueren. Schauen Sie unbedingt nach rechts, von der Brückenmitte kann man den Petersdom schon sehen.

Wir spazieren jetzt am Fluss entlang zur Villa Farnesina, die 1508-11 für den toskanischen Bankier und Geschäftsmann Agostino Chigi als Landsitz vor den damaligen Toren der Stadt erbaut wurde, und als einer der bedeutendsten Profan-Bauten der Hochrenaissance in Rom gilt. Heute ist die Villa Museum und birgt eine wichtige grafische Sammlung. Versuchen Sie auf jeden Fall hinein zu kommen, denn in der Loggia haben Raffael und seine Schüler Decke und Wände mit Fresken bemalt, die Szenen aus dem Märchen von Amor und Psyche zeigen.

Ein Stückchen weiter erreicht man den riesigen Bau Carcere Regina Coeli , von 1643–54 als Konvent erbaut und seit 1881 als Gefängnis genutzt. Zu den zeitweise über 1000 Häftlingen zählten auch Sandro Pertini, der spätere Staatspräsident saß hier zur Zeit des Faschismus ein, der Schriftsteller Cesare Pavese und der Regisseur Luchino Visconti.

Gleich hinter dem Gefängnis steht auf dem Hügel Gianicolo ein Leuchtturm, den nach Argentinien ausgewanderte Italiener ihrer Heimat 1911 schenkten. Von hier hat man einen spektakulären Blick auf die Altstadt Roms!

Weiter geht’s am Tiber bis zur Ponte Sant’ Angelo, der angeblich schönsten Brücke der Welt, 134 gebaut vom römischen Kaiser Hadrian als Zugang zu seinem Mausoleum, der Engelsburg. Hoffentlich ist die Schlange vor der Kasse nicht zu lang, denn den gewaltigen Bau sollte man auf jeden Fall besichtigen. Als im Jahre 590 in Rom die Pest wütete, soll Papst Gregor I. dem Großen der Erzengel Michael über der Burg erschienen sein und ihm das Ende der Pest verkündet haben. Ab da nannte man das Mausoleum Engelsburg. In ihr ließen sich einige Päpste luxuriöse Wohnungen einrichten, zu denen ein Geheimgang vom Vatikan führt. Zeitweilig diente die Burg auch als Gefängnis, der Bildhauer Benvenuto Cellini und der Okkultist und Hochstapler Alessandro Cagliostro waren hier eingekerkert. Von der großen Terrasse im fünften Stock hat man einen herrlichen Blick über die Altstadt und hinüber zum Petersdom.

Wer da anschließend nicht hin möchte, der spaziere über die schönste Brücke zur Piazza Coronari und weiter durch die Via dei Coronari bis zur Piazza Navona, einem der wirklich schönsten Plätze überhaupt, der 46v.Chr. erstmals von Julius Cäsar für Wettkämpfe bebaut wurde. Heute gibt es ringsherum jede Menge Lokale, wo man bei einem kühlen, völlig überteuerten Weißwein den Römerinnen beim Flanieren zuschauen kann.

Fotos: CO