Diesmal: Naumburg

Naumburgs Dom

Na endlich! Im dritten Anlauf wurde jetzt der Naumburger Dom als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannt. Wer dieses großartige Ensemble besucht, versteht wirklich nicht, warum es so lange gedauert hat.
Naumburg liegt an der „Straße der Romanik“ mitten in Sachsen-Anhalt, und der Dom ist ein beeindruckendes Beispiel für die Baukunst der Romanik, hat aber auch schon Elemente der Frühgotik. Weltberühmt wurde er wegen der zwölf einzigartigen, lebensgroßen Stifterfiguren, die ein unbekannter Meister geschaffen hat. Unter ihnen die „schönste Frau des Mittelalters“, Uta von Naumburg . Man vermutet, dass es sich um Uta von Ballenstedt (1000? bis 1046), die Ehefrau des Markgrafen Ekkehard II. von Meißen handelt, allerdings sprechen die Krone und ihr Mantel eher dagegen, außerdem war sie schon 200 Jahre tot, als die Figuren geschaffen wurden. Für das 13. Jahrhundert noch völlig unüblich, zeigen alle Stifter realistische Gesichtszüge mit einer außerordentlichen Ausdruckskraft. Utas Gesicht wurde denn auch immer wieder – besonders im Nationalsozialismus – als Sinnbild der reinen, deutschen Frau gesehen. Selbst Umberto Ecco, der italienische Professor für Semiotik und Medienwissenschaften und Romanautor, bekannte in seiner „Geschichte der Schönheit“, Uta sei seine erste Wahl, wenn er mit einer Figur aus der Kunstgeschichte essen gehen könnte.
Der Leipziger Maler Neo Rauch sorgte für ein weiteres Kunstwerk im Dom, er gestaltete drei Fenster in der Elisabethkirche, die in rotem und weißem Glas die Geschichte der heiligen Elisabeth von Thüringen erzählen.
Man sollte nicht versäumen, sich den gut gemachten Film in der Sakristei anzuschauen, der die Geschichte des Doms anschaulich macht. Und dann geht man zur Erholung am besten in den Domgarten, der fast einen Hektar groß ist und neben vielen Bäumen auch Teiche und die Pflanzenwelt des Mittelalters bietet, die dem Naumburger Meister als Vorbild für Kapitelle und Friese diente.

Am Markt

Vom Domplatz aus schlendert man dann am besten durch die Fußgängerzone, dem Steinweg und der Herrenstraße zum Marktplatz von Naumburg mit seinem Rathaus von 1528 und dem wunderschönen Renaissance-Portal. Direkt hinter dem „Schlösschen am Markt“ steht die Wenzelkirche von 1426 mit einer barocken Innenausstattung. Die schöne Orgel wurde 1746 von Zacharias Hildebrandt erbaut und von

Die wunderbare Hildebrandt-Orgel

Johann Sebastian Bach und Gottfried Silbermann eingeweiht. Der Turm der Wenzelkirche ist 72m hoch und hat eine Wohnung, in der von 1513 bis 1987 insgesamt 36 Türmer lebten. Heute gibt es dort eine öffentliche Aussichtsplattform.
Geht man abschließend durch die Wenzelstraße und die Wenzelsgasse, dann erreicht man in der Straße Weingarten das Nietzsche Haus, in dem Friedrich Nietzsche (1844 bis1900) zeitweise mit seiner Mutter und seinen Geschwistern lebte. Heute ist dort ein Dokumentationszentrum zu seinem Leben und Werk untergebracht.
Von dort schlendert man an der Wenzelsmauer entlang, den Resten der Stadtbefestigung, und erreicht über den Kramerplatz mit der Kirsche St. Peter und Paul und über den Othmarsplatz mit der Othmarskirche wieder den Dom. Spätestens jetzt sollte man sich auf dem Domplatz in einem Cafe niederlassen und das gewaltige Bauwerk noch einmal auf sich wirken lassen.
Fotos: CO