Manfred_Schneider_Schneiders_WerbeagenturEr starb am 25. April 2014 an einer Lungenentzündung. Manfred war ein überaus erfolgreicher Werber, ein sehr kreativer Kopf, ein charmanter Plauderer, ein kluger Gesprächspartner, ein feiner Zuhörer und ein großartiger Mensch. Er war maßgeblich an der Entwicklung von KuNo beteiligt und wir vermissen ihn sehr.

 
Ende voriger Woche ist Manfred Schneider, Mitinhaber und Kreativchef der Hamburger Agentur Schneiders, an den Folgen einer akuten Leukämie gestorben. Zu den Stationen des vielfach ausgezeichneten Werbers gehörten BBDO, Ogilvy, TBWA und seine eigene Agentur Head’s. Lothar Leonhard, Ex-Chef der deutschen Ogilvy-Gruppe, erinnert in einem sehr persönlichen Nachruf an den früheren Weggefährten.
 
Manfred, nun doch. Wir alle hatten am Anfang gehofft – nach deiner Entlassung als geheilt glücklich geglaubt – du hast es geschafft. Wir sprachen miteinander über ein zweites Leben, das dir geschenkt war. Deine Skepsis, ob du die Leukämie wirklich überwunden hattest, schrieben wir der kräfteverzehrenden Therapie und der mühevollen Rückkehr ins Leben zu. Aber die Krankheit kam wieder, rasend schnell, und du hattest keine Chance mehr. In unserem letzten Gespräch am Telefon schienst du nicht nur gefaßt, sondern nahezu heiter zu sein.

 

Heute frage ich mich, ob du da schon deinen Frieden mit dem Unausweichlichen gemacht hattest und uns die Ängste nehmen wolltest. Wir verabredeten uns nach Ostern. Ich wollte dich alsbald in Hamburg besuchen. Und dann erging es mir wie dir mit deinem Freund und ehemaligen Partner in der Head’s Communication, die du mit Hans Joachim Timm Mitte der achtziger Jahre in der Abflughalle des alten Frankfurter Flughafens gegründet hattest. Nach seinem Schlaganfall wolltest du einige Tage später zu ihm fahren; es war zu spät.
 
Wir haben beide am selben Tag 1976 bei Heumann, Ogilvy & Mather angefangen, du kamst von BBDO aus Düsseldorf, ich von Wilkens aus Hamburg. Du als CD, ich als Etatdirektor, arbeiteten wir eng auf vielen Etats zusammen, die schnell deine Handschrift trugen, Shell, Neckura, Palmin, Ferrero, ITT, Kaba, American Express. Und natürlich dein Evergreen, der Tarzan für Wick Blau, dem es den Schrei verschlägt. So wurden wir ganz schnell in der Frankfurter Diaspora enge Freunde, verbrachten gute Zeiten miteinander und mit beiden Familien.
 
Als ich im Herbst 1982 in der Nachfolge von Reiner Erfert und Johannes Kastner die Führung der Frankfurter Lintas übernehmen sollte, war meine Bedingung: nur zusammen mit dir. Nach nur etwas mehr als einem Jahr ging ich zurück zu Ogilvy. Dort war eben doch meine berufliche Heimat entstanden. Ich habe das damals als Verrat an dir empfunden und mich geschämt. Aber du warst großzügig wie immer, und ich konnte dich 1992 noch einmal gewinnen als freier CD für Ogilvy. Schnell warst du wieder ein kreatives Schwergewicht, aber ein Jahr später hatte dich TBWA gewonnen, zuerst in Frankfurt, dann in München.
 
Und wir hatten wieder intensive Zeiten miteinander, diesmal die Münchner Jahre, Skilaufen, Wandern, Sonnenuntergänge am Chiemsee. Und ich lernte Michaela kennen, deine zweite Frau. Mit ihr hast du in Hamburg, deiner Heimatstadt, Schneiders gegründet, eine kleine, sehr erfolgreiche Werbeagentur. Deiner Kreativität war kein Alter anzumerken; die Liste der Awards wurde immer noch länger. Du hast alles gewonnen, was in die kreative Ehrenlegion führt, ADC-Nägel in allen Farben, Löwen in Cannes, Ramses, Montreux, Comprix. Andere haben mit Bruchteilen deiner Ehrungen für großen Wind für sich gesorgt. Dir war das pfauenhafte Imponiergehabe nicht gegeben. Aber nicht nur für mich waren dein Charme, deine Bescheidenheit, dein Wortwitz, dein Fleiß und deine Zuverlässigkeit weitaus wertvoller.

 
Du hinterläßt Michaela, die dich zutiefst menschlich in diesen schweren Monaten begleitet hat. Und zwei Söhne, auf die du so stolz warst. Einer ist dir nach vielen anderen Versuchen beruflich erfolgreich gefolgt. Ich habe meinen ältesten Freund verloren. Noch kann ich nicht glauben, deine Stimme nie wieder zu hören. Ich glaube nicht an ein Leben danach. Aber sollten die recht haben, die daran glauben, dann sehen wir uns doch wieder in nicht allzu ferner Zeit. Lothar Leonhard