Cover VerzweigtGewachsen: Der erste Baum der Menschheit war wohl der der Erkenntnis, von dem Adam und Eva besser nicht gegessen hätten. Auf Kinderzeichnungen tauchen neben einem Haus und einem Auto auch meist Bäume auf, zwar stilisiert aber gut erkennbar. Und die meisten von uns schmücken Weihnachten ganz traditionell einen Tannenbaum. Wenn man erst einmal darüber nachdenkt, fallen einem viele Situationen ein, in denen Bäume wichtig für uns sind. Wir finden sie schön, sie zu betrachten beruhigt uns. In Gedichten stehen sie fest verwurzelt, besungen wird „mein Freund, der Baum“. Sie werden oft unendlich alt und nähren derweil uns und viele Tiere; sie stehen für den Kreislauf des Lebens und für die Natur schlechthin. Kein Wunder also, dass die beiden Kuratoren Andrea Firmenich und Johannes Janssen für die soeben zu Ende gegangene Ausstellung „Verzweigt“ im Bad Homburger Museum Sinclair-Haus eine Fülle von Gemälden, Zeichnungen, Skulpturen, Filmen und Rauminstallationen zeitgenössischer Künstler gefunden haben, die sich mit dem Thema Baum beschäftigen. Da ist Sigmar Polke mit der Skizze eines geschmückten Tannenbaums, da sind Mark Wagner mit seiner Collage aus Dollarnoten und Laura Ford mit ihrer Installation aus Stahl und Samt „Tree Girl with Birds“. Im eindrucksvollen, informativen Katalog sind sie alle dargestellt, die Tuschezeichnung von Joseph Beuys ebenso wie die mit Buntstift gemalten von Tom Wesselmann oder ein Foto von Robert Maplethorpe.
Andrea Firmenich, Johannes Janssen: Verzweigt – Bäume in der zeitgenössischen Kunst. 160 Seiten, 29,80 Euro, Wienand Verlag Foto: Wienand