Havanna ist blau

Havana-short shadows

Die touristischen Highlights von Havanna hat die deutsche Fotografin Eva-Maria Fahrner-Tutsek gleich links liegen gelassen. Weit musste sie nicht gehen, schon im Stadtteil „La Habana Vieja“, dem alten Havanna, fand sie das Kuba der Kubaner. Für ihren Band „Havana – Short Shadows“ hat sie Szenen des alltäglichen Lebens eingefangen, echte Straßenfotografie eben. Da hängen frisch gewaschene, strahlend weiße Laken in einer Ruine, eine Sonnenblumenverkäuferin hockt auf einem Schemel am Straßenrand, ein vergilbtes Foto von Fidel Castro klebt in einem schmutzigen Schaufenster. Die Bilder sind kommentarlos abgedruckt, nur hinten im Buch findet man Angaben zur Straße oder zum Gebäude der jeweiligen Aufnahme. Ergänzt werden die stillen Bilder von einem kleinen Einführungstext der Fotografin und einem Essay über das Wesen und die Geschichte der Dokumentarfotografie von Fotograf Michael Freeman und einem über das Leben in Havanna des Schriftstellers Leonardo Padura, beide sind ein Muss zum Verständnis der Bilder. Denn Leonardo Padura bekennt: “Mein Havanna klingt nach Musik und alten Autos, es riecht nach Gas und Meer, und seine Farbe ist das Blau.“

Eva-Maria Fahrner-Tutsek: Havana – short shadows, 164 S., Hirmer, 39,90 Euro Foto: Hirmer

Frauen entdecken

Meisterinnen des Lichts

Stimmt schon – erfunden hat die Fotografie ein Mann; der Franzose Louis Daguerre. Und es sind Männer wie August Sander, Henri Cartier-Bresson oder Irving Penn, dank derer das neue Medium längst zu einer international anerkannten Kunstform avanciert ist. Aber dass auch Frauen höchst eindrucksvoll mit der Kamera umgehen konnten und können, belegt nun aufs Schönste und Nachdrücklichste dieser Band: „Meisterinnen des Lichts“ heißt er und das völlig zu Recht, denn die Aufnahmen einer Germaine Krull, Gertrude Käsebier oder Susan Meiselas sind in der Tat überragend. Ingesamt 55 Frauen stellt der Kunsthistoriker Boris Friedewald vor, und wenn man auch ein wenig erstaunt feststellt, dass Diane Airbus ebenso fehlt wie Barbara Klemm und Annie Leibowitz – jede Auswahl hat notwendigerweise Lücken, aber die Entdeckungen, die man in diesem informativen Buch machen kann, wiegen den Mangel durchaus auf.

Boris Friedewald: Meisterinnen des Lichts. 240 S., 230 Abb. Prestel. 22 Euro. Foto: Prestel