Sachbuch: Wenn die Liebe endet

Es sind keine Liebesgeschichten, die die Scheidungsanwältin Rita Brockmann-Wiese für dieses Buch aufgeschrieben hat, obwohl einige als große Liebe begannen. Wie die des Studentenpaares, das sich in Boston mehr amüsiert als studiert und dann mit Kind in der Realität nicht klarkommt. Oder die des schwulen Paares, das sich vor Gericht um seinen Hund streitet. Oder die der Ehefrau, die immer mit Selbstmord droht, wenn ihr Mann sich trennen möchte, und es dann lange nach der Trennung tatsächlich tut.

Zusammen mit dem Journalisten Dr. Gerhard Spörl hat die Autorin ihre Erfahrungen mit Scheidungen zu zwanzig manchmal richtig tragischen Geschichten verdichtet, die gut geschrieben einen tiefen Blick in zwischenmenschliche Abgründe gestatten. Sehr interessant, aber selten lustig.

Rita Brockmann-Wiese: Schluss. Aus. Vorbei! 176 S. Verlag J.H.W.Dietz. 22 Euro. Foto: Dietz

 

 

Kunst: Bei den Nazis beliebt

Die berühmte Stunde Null nach dem Zweiten Weltkrieg, in der alles neu anfing, unbelastet von der schrecklichen Vergangenheit, hat es weder in der Politik, noch in der Wirtschaft oder der Gesellschaft gegeben –  und jetzt hat eine Berliner Ausstellung noch einmal umfassend dokumentiert, dass auch die Kunst mit dem alten Personal weitermachte: Die meisten der „Gottbegnadeten“ – so der Titel, den Adolf Hitlers Propagandaminister Joseph Goebbels 1944 genau 114 Malern und Bildhauern in Anerkennung ihrer Verdienste für das Nazi-Regime verlieh – werkelten ab 1945 in ihren Ateliers unbehelligt weiter und durften sich zudem über zahlreiche öffentliche Aufträge, Lehrtätigkeiten und Auszeichnungen freuen. Ein Ergebnis: rund 300 Kunstwerke, die bis heute überall in der Republik stehen, liegen oder hängen und die der höchst lesenswerte Katalog akkurat auflistet – ein ziemlich tristes Kapitel der deutschen Kunst- und Nachkriegsgeschichte.

Raphael Gross Wolfgang Brauneis: Die Liste der Gottbegnadeten. Künstler des Nationalsozialismus in der Bundesrepublik. 216 S., 4 Karten. Prestel Verlag. 34 Euro. Foto: Prestel