Mord in Grün

grünes Gift

Woran ist Kaiser Napoléon Bonaparte eigentlich gestorben? Schließlich wurde er nur 51 Jahr alt, da kann man doch schon mal fragen. In Frankreich glaubte man lange an eine Arsen-Vergiftung, denn bei der Exhumierung wurde das Gift in seinem Körper gefunden, und er hatte auf St. Helena in einem Raum mit grüngemusterter Tapete geschlafen. Deren intensives Grün konnte aber nur mit Arsen-Pigmenten hergestellt werden, mit denen der deutsch-schwedische Chemiker Carl Scheele 1775 zur Begeisterung aller Stoff- und Tapetenhersteller die bis dahin magere Palette von Grüntönen erweitert hatte.

Die Autorin Lucinda Hawksley, Expertin für die Kunst der Präraffaeliten, erzählt in ihrem neuen Buch die Geschichte des Arsens, seine Gewinnung, Verarbeitung und Verwendung im täglichen Leben im 19. Jahrhundert, wobei ihm der Einsatz als Mordwaffe den Beinamen Erbschaftspulver eintrug. Illustriert werden die unterhaltsamen Texte mit jeder Menge wunderschöner Tapeten-Beispiele u.a. von William Morris (1834-1896), dem Gründer der Arts and Crafts Bewegung in England.

Ach so, eins noch: Napoléon ist wohl an Magenkrebs gestorben, wie ein Forscherteam in Basel 2010 feststellte.

Lucinda Hawksley: Gefährlich schön. Giftige Tapeten im 19. Jahrhundert. 256 S. Gerstenberg. 45 Euro. Foto: Gerstenberg

Träume ohne Grenzen

Gartenträume

Kaum zu glauben, aber es gibt Gartenverrückte, die geben lieber ihren liebsten Menschen auf, als ihren Garten. So geschehen 1826, als sich Graf Hermann von Pückler-Muskau nach der Scheidung von seiner Frau Lucie von Hardenberg in England nach einer reichen Erbin umsah. Übrigens mit Einverständnis der verlassenen Gattin, denn auch sie war völlig gartensüchtig und das Paar war pleite. Der Graf, später Fürst, fand zwar keine reiche Heiratswillige, sein Park Muskau musste verkauft werden, doch begannen der Fürst und seine Geschiedene sofort einen neuen Park – Branitz – zu planen. So haben wir denn heute zwei herrliche Parkanlagen, die wir dem Fürsten verdanken.
Grenzenlose Gartenträume haben die Autorin Marina Heilmeyer und der Fotograf Hans Bach ihr Buch über diese und noch zwei weitere Parks, Brody und Forst, genannt, in dem sie unter anderen auch die Geschichte des Fürstenpaares erzählen, ergänzt mit großartigen Fotos aller Parkanlagen.
Ach, würd es doch bald Frühling, damit man losreisen könnte!
Marina Heilmeyer, Hans Bach: Grenzenlose Gartenträume. Brody, Forst, Muskau, Branitz. Deutsch/Polnisch, 128 S., 52 Abb., Edition Braus, 29,95 Euro Foto: Edition Braus

Die Lust am Leben

Leidenschaft Lesen

Der amtierende amerikanische Präsident soll ja geäußert haben, dass er den Geruch von Büchern hasse – man darf ziemlich sicher sein, dass Isolde Ohlbaum nie ihre Kamera auf ihn richten würde. Statt dessen hat die mittlerweile 64-Jährige in ihrem jüngsten Fotoband wieder einmal und wieder mit aller Liebe jene versammelt, die ohne Bücher vermutlich nicht leben könnten: Autoren und Leser. Eine verschworene Gemeinde zieht da an unseren Augen vorbei, versunken in ein Meer von Buchstaben, und ob wir sie nun am Schreibtisch unterm Dach, in der Leseecke am Fenster oder vorm Grabbelkisten-Antiquariat unter freiem Himmel treffen – sie alle bestätigen aufs schönste, was Elke Heidenreich in einem der vielen bedenkenswerten Zitate bemerkt, die den Aufnahmen beigefügt sind: „Die Lust an der Literatur ist auch die Lust am Leben.“

Isolde Ohlbaum: Lesen & Schreiben – Eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher. 176 S., 32 Euro, Ars Vivendi
Foto: Ars Vivendi