Der Garten der Virginia Woolf von Caroline ZoobSein Garten und ihr Werk. Jedes Kind braucht einen Namen, jedes Buch braucht einen Titel. Natürlich macht der Name Virginia Woolf auf dem Cover mehr Eindruck als der von Leonard Woolf. Aber ein bisschen geschummelt ist es schon, denn der Garten, der in diesem Buch ausführlich beschrieben und gezeigt wird, ist eigentlich das Werk von Leonard Woolf, dem Ehemann Virginias, der ihn plante, gestaltete und viel mehr bearbeitete als seine schriftstellernde Gattin, die dies in ihrem Tagebuch auch bestätigte:  Der Garten sei „allein Leonards Werk“.

Die Autorin Caroline Zoob, die von 2000 bis 2011 selbst „Monks House“, das Haus der Woolfs auf dem Anwesen, bewohnte und sich um den Garten kümmerte, hat seine Geschichte und das Leben seiner Besitzer kenntnisreich und liebevoll beschrieben. 1919 hatten Leonard und Virginia das kleine Haus mit wenig Komfort, aber einem großen Garten mit Apfel-, Pflaumen-, Kirsch- und Feigenbäumen, mit Himbeeren und Johannisbeeren, mit Kohl, Kartoffeln, Erbsen und Artischocken, mit Rosen und Dahlien in Sussex für 700 Pfund gekauft. In den folgenden Jahren legte Leonard Mühlstein-Terrassen und einen Italienischen Garten an, grub Teiche in die Wiesen und gestaltete Rabattenwege, säte, schnitt, grub um und erntete: Der Garten war der Lebensmittelpunkt des Verlegers und Schriftstellers Leonard Woolf.

Virginia reagierte auf seine Begeisterung gelegentlich mit Ablehnung („Wir wässern die Erde mit unserem Geld“) und dann wieder mit Enthusiasmus: „Noch nie war der Garten so herrlich – er blendet uns schier mit Rot & Rosa & Violett & Malvenblau.“ Die schwer depressive Autorin verfasste in ihrer „Schreibklause unter der Rosskastanie“ ihre wichtigsten Werke, versammelte ihre Freunde hier um sich und kochte das Obst und Gemüse aus dem Garten ein. Sie bezeichnete sich als glücklich verheiratet, war eine begehrte, erfolgreiche Schriftstellerin ohne Geldsorgen, und doch war ihre Krankheit stärker. Am 28. März 1941 beschwerte sie ihre Manteltaschen mit großen Steinen und sprang in den nahen Fluss. Leonard lebte noch 28 weitere Jahre in „Monks Haus“ und bestellte den Garten.
Das Buch „Der Garten der Virginia Woolf“ bietet neben dem faszinierenden Text viele wunderschöne Bilder der Fotografin Caroline Arber, aufschlussreiche gezeichnete Pflanzpläne und von der Autorin selbst gestickte und dann fotografierte Gartenpläne.