Die Alexander-Newski-Kathedrale
Als Tourist in Tallinn steigt man natürlich auf den Domberg, dem Wahrzeichen der Stadt, mit Schloss, Kathedrale und vielen schönen Bürgerhäusern. Bis 1877 war die Oberstadt eigenständig und völlig getrennt von der Unterstadt, in der das normale Volk lebte. Schon im 10. Jahrhundert gab es hier oben Holzbefestigungen, die Anfang des 13. Jahrhunderts durch eine Burg ersetzt wurden, die wiederum 1239 der dänische König Waldemar zerstörte. Danach residierten hier verschiedene Orden, ab 1346 der Deutsche Orden.
Die russische Zarin Katharina die Große ließ dann die Reste der Burg abreißen und ab 1767 ein Barockschloss nach dem Vorbild St. Petersburgs errichten. Heute arbeitet hier das estnische Parlament.
Wer gut zu Fuß ist, sollte die 215 Stufen des „Langen Hermann“ hinaufsteigen. Der Turm an einer Schlossecke wurde zwischen 1360 und 70 errichtet und im 16. Jahrhundert auf die heutige Höhe von 45,6 m aufgestockt, samt Domberg steht man also 90 m über dem Meer und hat einen großartigen Blick auf die Stadt und die Ostsee. Bei guter Sicht kann man bis ins 80 km entfernte Helsinki schauen.
Gottesdienst in der Kathedrale
Jeden Morgen wird auf dem „langen Hermann“ die estnische blau-schwarz-weiße Fahne gehisst, dazu erklingt die Nationalhymne.
Gegenüber des Schlosses steht die Alexander-Newski-Kathedrale, der wunderschöne rosa-weiße Bau mit seinen fünf Zwiebeltürmchen von 1900. Damals gehörte Estland zum Zarenreich, und die Kathedrale sollte die russische Vorherrschaft demonstrieren; als Estland kurzzeitig Selbständigkeit erlangte, wäre die Kirche 1924 fast abgerissen worden. 1940 wurde Estland erst von den Russen, dann von Deutschland und anschließend wieder von den Russen
Der Marktplatz
besetzt. Erst 1992 konnte sich das Land für selbständig erklären.
In die Unterstadt geht man am besten über die Straße „Pikk jalg“, ein langer, gemächlich abwärts führender Weg entlang der gewaltigen Stadtmauer bis zum „Raekoja Plats“ mit dem gotischen Rathaus von 1404 und der ältesten Apotheke Europas, die 1422 erstmals erwähnt wurde. Gehen Sie unbedingt hinein, vorn gibt es heutige Medikamente, im hinteren Teil zeigt man, wie Kranke im Mittelalter behandelt wurden.
Am Rathausplatz gibt es auch schöne Cafes, in denen man gut eine Pause einlegen kann.
Das Viru Tor
Wenn Sie mögen, gehen Sie zurück in die Straße Pikk, dort drücken die Esten gerade ihren Unmut über den Krieg gegen die Ukraine vor der russischen Botschaft mit Plakaten und Spruchbändern sehr deutlich aus. Und das, obwohl 25% der Esten russische Wurzeln haben.
Bummeln Sie jetzt die Straße Viru hinunter, vorbei am Restaurant „Olde Hansa“, in dem Elch und Wildschwein zu Honigbier serviert werden, ganz so, wie man es in der Hansestadt Tallinn bereits im 15.Jahrhundert zubereitete. Oder Sie gehen einfach weiter bis zur Stadtmauer und dem „Viru Tor“. Hier endet die Altstadt.
Aber falls Sie an Zeitgeschichte interessiert sind, empfehlen wir einen Besuch im Hotel „Viru“, gleich gegenüber. Dort gibt es im obersten Stockwerk ein KGB Museum, in dem man sehen kann, wie und womit die Sowjetunion einst die Esten überwachte, und wo man sich noch heute ein wenig gruseln kann. Fotos:CO