“(Ich habe) gelernt, mich 40 Minuten auf die Hinterbacken zu setzen und    gar nichts zu tun, mich in den zeit- und zustandslosen Raum  zurückzuziehen, in dem man einfach nur ist. Heute erlebe ich das beispielsweise, wenn ich koche. Ich finde vollkommene Erfüllung im Zerschnippeln einer Möhre.“

 
Der Autor Frank Schätzing in der Rubrik „Fragen an das Leben“ in Chrismon 3/25. Foto: wikipedia

Unser Lieblings-Cartoonist Peter Butschkow, der in Berlin geboren wurde und heute in Nordfriesland lebt und arbeitet, mag es auch bequem.
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Cartoon-Abdruck kostenpflichtig www.peter-butschkow.de

Motel One, Bremen

Das Motel One in Bremen hat das, was alle Motel Ones auszeichnet: Die Zimmer sind klein und schlicht, aber mit guten Matratzen und praktischen Duschbädern. Das Frühstücksbüfett in der großen Halle ist üppig, aber nicht preiswert, abends gibt es an der gutsortierten Bar leckere Drinks. Und auch hier liegt das Hotel mitten in der Stadt, die Straßenbahn fährt vor der Tür ab, zum Hauptbahnhof sind es nur tausend Meter, zum Rathaus, dem Roland und den Bremer Stadtmusikanten geht man gerade mal zehn Minuten. DZ ab ca 103 Euro. Foto: Motel One

Alles hängt zusammen

Wie geht das eigentlich mit der Bestäubung? Verteilen auch Säugetiere Samen? Was machen die Reiher auf den Elefanten? Und wofür brauchen wir so dringend Bäume? Für Menschen ab sechs Jahren hat die spanische Illustratorin Marian Ruiz sich mit diesen Fragen beschäftigt und sie mit zauberhaften Zeichnungen und kleinen Texten erklärt.
Und so lernen schon die Jüngsten mühelos, was Plankton ist, wie Symbiosen funktionieren und warum wir unser Ökosystem unbedingt schützen müssen.

Marina Ruiz: Freunde in der Natur – entdecke das erstaunliche Ökosystem der Erde, Laurence King Verlag, 48 S., 18 Euro.


 

Mama ist die Beste

In Düsseldorf hat man sich jetzt mit einem Thema beschäftigt, das uns alle angeht: Mama – mother, mère, madre, moeder, mor, mae. Der Untertitel umreißt den Zeitraum: von Maria bis Merkel. 
Die Ausstellung und auch der sehenswerte Katalog beschäftigen sich mit Alltagsthemen wie „Care-Arbeit“, „(K)ein Kind bekommen“ und „Familienkonstellationen“ sowie mit der „Mutterschaft in der Kunst“ , „Maria als Modell“ und „Die Mutter und die Fotografie“. Gezeigt werden Zeichnungen, Fotos, Gemälde und Objekte, mit dabei sind z.B. das „Ehrenkreuz der Deutschen Mutter“ (aus der NS-Zeit), Antibabypillen – und eine Barbiepuppe.

   
Kunstpalast: Mama – von Maria bis Merkel Hirmer Verlag, 200 S., 159 Abb., 45 Euro.

Die Ausstellung im Kunstpalast Düsseldorf läuft bis zum 3. August.

Bis 18. Mai: In Saarbrücken zeigt das Saarlandmuseum – Moderne Galerie die Ausstellung  „Radikal! Künstlerinnen und Moderne 1910 bis 1950“ mit 60 Künstlerinnen aus 20 Ländern, um die bis heute weitgehende Unsichtbarkeit weiblicher Künstler in der Moderne zu durchbrechen. Sehr sehenswert!
Foto: Gazbia Sirry, Lied der Revolution 1952, Privatsammlung Bahrain, Gazbia Sirry Estate
9. April bis 31.8.: Die Fondation Louis Vuitton in Paris präsentiert „David Hockney 25“ mit Gemälden aus den letzten 25 Jahren in 11 Räumen: die größte Schau, die dieser Großmeister der Moderne bisher hatte.

Finnland: Die Mumins feiern ihren 80. Geburtstag! 1945 erfand die Autorin und Künstlerin Tove Jansson die schnurrige Familie, die anfangs auf der Flucht war und schließlich im idyllischen Mumintal ein neues sicheres Zuhause fand. Seither gehören die Abenteuer der Mumins zum kulturellen Erbe Finnlands – in Büchern, auf Mützen, Geschirr, Bettwäsche und auch auf Ostereiern.
Foto: Mumin-Shop
Recycling: Die Kölner Firma Feuerwear fertigt  in Handarbeit Taschen, Rucksäcke, Gürtel, Kulturbeutel und Hunde-Halsbänder und einiges mehr aus gebrauchten Feuerwehrschläuchen. Mit einigem Erfolg: In den letzten 20 Jahren wurden 282 Tonnen Schläuche verarbeitet.

Ostern: Der famose Jahreshase von Fürstenberg ist da. Amelie heißt die   Häsin, die gerade an einer Blüte schnüffelt. Das tut sie übrigens auch ganz in Gold oder Weiß und mit braunem Fell und gelber Blüte.
 Gartensaison: Genau das Richtige für die Frühlingssonne ist Paletti, das schicke Gartensofa von Fatboy  mit den wasserabweisenden und UV-beständigen Bezügen mit breiten Streifen in Blau/Weiß oder Orange/Salbeigrün oder mit Baumrindenmuster. Fotos: Fürstenberg

Museum  der Arbeit, Hamburg

Ab 1863 baute man in der Hansestadt den Bach Barnebeke (daraus entstand der Name Barmbek) zum Osterbekkanal um, an dem sich dann mehrere Fabriken niederliessen.  Mit dabei war die New York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie (NYH), die aus dem Hafen importierten Kautschuk bekam und zu Hartgummi- Produkten wie Kämmen oder Tabakpfeifen verarbeitete. 1954 gab die NYH den Firmensitz auf.
1997 zog in die schön restaurierten Fabrikgebäude das Museum der Arbeit ein, das die Geschichte der Arbeit in Hamburg seit der Industrialisierung ausstellt. Gezeigt werden Maschinen, Werkzeuge, Kleidung und viele Fotos, erzählt werden Lebensgeschichten von vielen Arbeitern. In einer großen Druckerwerkstatt  kann man die Entwicklung des graphischen Gewerbes verfolgen. Im Hof des Museums steht u.a.  das Schneiderad (380 Tonnen schwer, Durchmesser 14,2 m), genannt T.R.U.D.E (Tief runter unter die Elbe), mit dem zwischen 1997 und 2000 die Elbe untertunnelt wurde. Foto: Die T:R:U:D:E am Museum der Arbeit  hamburg.de 

Bucerius Kunst Forum, Hamburg noch bis 1.Juni 2025:
In her hands. Bildhauerinnen des Surrealismus
  
Licht – entschieden die Kuratorinnen – brauchen diese Skulpturen, und zwar jede Menge. Also zogen sie die Vorhänge zurück und ließen in den großen, diesmal kaum unterteilten Raum des Bucerius Forums das Tageslicht hinein.
Und das haben die drei fast unbekannten surrealistischen Bildhauerinnen, die Schweizerin Isabelle Waldberg (1911-1990), die Dänin Sonja Ferlov Mancoba (1911-1984) und die Brasilianerin Maria Martins (1894-1973), wirklich verdient, schließlich waren sie in Paris vor 1939 Teil der Avantgarde, deren Arbeiten bis heute verblüffen. Sehr kleine Objekte  aus Holz („Lebende Zweige“ von Sonja Mancoba) stehen nun neben bemalten Eisenobjekten („Wandkonstruktion“ von Isabelle Waldberg) und riesigen Bronzeobjekten („The Impossible“ von Maria Martins). Das Ergebnis: eine ungewohnte, leicht irritierende und sehr beeindruckende Schau. Foto: Bucerius Kunst Forum

Vor 160 Jahren begann seine Geschichte (seine Ursprünge reichen allerdings zurück bis ins Mittelalter), und bis heute erfreut er sich ungebrochener Beliebtheit. Und das ist kein Wunder, denn der Bremer Bürgerpark ist in Deutschland einzigartig.
Die MARIE schippert durch den BürgerparkDa ist schon mal seine sagenhafte Entstehungsgeschichte. Angeblich hatte die Gräfin Emma von Lesum (975 oder 980 bis 1038) von ihrem Grundbesitz den Bürgern von Bremen Weideland versprochen und zwar so viel, wie ein Mann in einer Stunde umrunden konnte. Ihr Schwager, Benno von Sachsen, fürchtete um sein Erbe und bestimmte einen lahmen Bettler, den Weg abzuschreiten. Der aber kroch um ein ziemlich großes Areal, das die Gräfin den Bremern dann für ihre Kühe überließ. Diese  Bürgerviehweide für bis zu 1000 Stück Vieh ist die Urzelle des heutigen Bürgerparks.
Lange Zeit blieb es bei dieser Nutzung, bis das „Comité zur Bewaldung der Bürgerweide“ 1866 den Landschaftsgärtner Wilhelm Benque (1814 bis 1895) mit dem Anlegen eines Erholungsparks auf 76 Hektar beauftragte. Heute erstreckt sich die Anlage aus Bürgerpark und anschließendem Stadtwald auf 200 Hektar zwischen dem Hauptbahnhof und dem   Blockland und gehört damit zusammen mit dem EnglischenGarten in München, dem Tiergarten in Berlin und dem Hamburger Volkspark zu den größten Parkanlagen in Deutschland. Er ist zu 70 % bewaldet, 15% sind Liegewiesen und 7,5% Wasserflächen.
Wenn Sie vom Hauptbahnhof kommen, laufen Sie zuerst am Hollersee mit seiner großen Fontäne vorbei, hier findet jedes Jahr ein kostenloses Freiluftkonzert statt, bei dem u.a. zu einem üppigen Feuerwerk Händels Feuerwerkmusik gespielt wird.
Direkt am See liegt auch das luxuriöse Parkhotel, in dem nicht nur Bremer gerne ihre Hochzeit feiern.
Kurz danach liegt rechterhand das „Schweizerhaus“ von 1872, in dem der jeweilige Parkdirektor mit seiner Familie lebte. Angeblich wurde hier erst 1970 eine Ölheizung installiert.
Auf dem Weg zum Emmasee überqueren Sie jetzt die große Parkwiese, lassen den Claus-Albert-Addix-Brunnen links und den Minigolfplatz rechts liegen und mieten am Emmasee ein Ruderboot oder besteigen die „MARIE“, das Fahrgastschiff, das Sie in anderthalb Stunden unter Brücken hindurch, vorbei am Tiergehege mit Damwild, Bergziegen, Schafen, Enten und Bentheimer Schweinen, vorbei an der Waldbühne zum Meiereisee bringt. Dort steht die „Meierei“, auf deren herrlicher Terrasse Sie unbedingt Pause machen sollten. Dienstag und Mittwoch ist hier übrigens Schnitzeltag!
Oder Sie bleiben in der MARIE sitzen und lassen sich am Aussichtsturm, dem ehemaligen, aus der Nazi-Zeit stammenden, Befehlsbunker und am Alten Schießhaus vorbei zurück zum Emmasee schippern. Besonders jetzt im Frühjahr tut das viele frische Grün und die bunten Tupfer der vielen Blumen so richtig gut!
Spazieren Sie jetzt in Richtung Marcusbrunnen  und machen Sie auf einer der vielen Bänke noch eine ausgiebige Pause – bevor Sie wieder zum Hauptbahnhof gehen und fröhlich nach Hause fahren! Fotos: Bürgerpark

„Nur weil dir dein Vater Ölwechsel und Fahrradreparieren beibringt, heißt das nicht, dass er dich für gleichberechtigt mit Jungs hält.“

Die Schauspielerin und Autorin Caroline Peters in der Rubrik „Was ich gern früher gewusst hätte“ im Zeit Magazin vom 24.12. 2024. Foto: jozo pr

Unser Lieblings-Cartoonist Peter Butschkow, der in Berlin geboren
wurde und heute in Nordfriesland lebt und arbeitet, ist schon voller Vorfreude auf Ostern.

Cartoon-Abdruck kostenpflichtig www.peter-butschkow.de

Classik  Hotel Alexander Plaza, Berlin

In der Rosenstraße zwischen Hackescher Markt und Alexanderplatz residiert das Hotel Alexander Plaza in einem Prachtbau mit Erker und Turmspitze, den sich der Pelzhändler Siegfried Abrahamson 1900 bauen ließ. Heute steht das Haus unter Denkmalschutz.
 Der Innenhof ist mit einem Glasdach zum hellen, freundlichen Frühstücksraum geworden, die Halle mit einer ovalen Bar und kleinen Sitzgruppen gemütlich eingerichtet. Die 94 Zimmer haben schöne Holzböden, eine kleine Sitzecke, Kaffeemaschine und Wasserkocher.
Falls Sie nach einem anstrengenden Tag in der Hauptstadt ausspannen möchte: Im Untergeschoss gibt es eine Sauna mit Ruhebereich. Wer lieber Stress abbauen möchte, kann das hier auch: auf Laufband, Crosstrainer oder Hometrainer.
DZ ab ca 114,75 Euro. Foto: Hotel Alexander Plaza

Kumm endlisch!

Das Motto dieses Buches über die Kulturhauptstadt 2025 ist die sächsische Aufforderung „Damber ne rum, kumm endlisch“ (Trödel nicht rum, komm endlich). Die beiden Autoren haben sich jedenfalls daran gehalten, Chemnitz und Umgebung ausführlich besucht  – und sind zu dem Ergebnis gekommen: Da muss man dieses Jahr unbedingt hin.
Denn wer sich z.B. für Architektur interessiert, kann hier im „sächischen Manchester“ frühe Industriebauten und Kirchen aus dem 14. Jahrhundert entdecken, wer Literatur liebt, sollte sich auf die Spuren von Stephan Hermlin und Stefan Heym machen, die beide in Chemnitz geboren wurden, und wer gern Kunst guckt, der findet in Chemnitz das famose Museum Gunzenhauser und das ebenfalls sehr sehenswerte Schlossbergmuseum.
Und auf der Website https://chemnitz2025.de/programm  sind alle Veranstaltungen für das ganze Kulturjahr aufgeführt.

K.M. Bresgott, J.-H. Claussen: Streifzüge durch Chemnitz und das Erzgebirge, 128 S., 140 Fotos, Monumente Publikationen, 22,90 Euro. Foto: Monumente

Denkmal im Stadtpark

Bis Ende 2025: In Wien feiert man „200 Jahre Johann Strauss“  mit jeder Menge Bällen, Aufführungen, Konzerten, und natürlich wird immer wieder Walzer getanzt.
7. März – 22. Juni: Im Odysseum in Köln startet „Marvel: Die Ausstellung – Universe of Super Heroes“ als eine Reise durch 85-jährige Geschichte des wohl einflussreichsten Comic-Verlages der Welt, dem wir solche tollen Helden wie Spider Man und Doctor Strange verdanken.
8. März: Unter dem Motto „Machen, was nötig ist: Gleichstellung jetzt!“ appellieren Gewerkschaftsfrauen anläßlich des internationalen Frauentages an die neue Bundesregierung.
14. März – 28. September: In der Bundeskunsthalle zeigt man „Susan Sontag – sehen und gesehen werden“. Die Ausstellung beschäftigt sich mit Sontags Überlegungen zu Fotografie und ihrer Rolle als Film-Fan und Regisseurin.
27.-30. März: Auf der Leipziger Buchmesse stellen wieder über 2000 Aussteller aus 40 Ländern ihre Neuerscheinungen vor. Mit dabei  ist auch wieder eine Halle voller Manga Comics, und Gastland ist in diesem Jahr Norwegen. Tagestickets gibt es ab 23 Euro. Foto: CO

Potsdam: Das Museum Barberini eröffnet das Barberini Studio mit Bildungsangeboten für Kinder und Erwachsene. Neben Vorträgen, Konzerten, Lesungen und Geburtstagsfeiern gibt es Workshops, Kinderkunstaktionen, Fortbildungen für Lehrer und Aktionen für Menschen mit Demenz.

TEA, Santa Cruz de Tenerife

Innenhof des TEA

Auf den ersten Blick ist es alles andere als attraktiv, das Kunst- und Kulturzentrum „TEA“ (Tenerife Espacio de las Artes) in Teneriffas Hauptstadt. Von außen ist es nur ein langer, sehr flacher Bau aus dunkelgrauem Beton mit Glasbausteinen. Eine Glasfront hat nur der Shop – dann aber kommt man durch ein schmalesTor in einen beeindruckenden Innenhof, der leicht abfallend einmal durchs ganze Gebäude reicht und der auch für Theateraufführungen und Konzerte genutzt wird. Links und rechts gewähren große Glasfronten Einblick ins Untergeschoss mit der Bibliothek und vielen Arbeitsplätzen.
Das „TEA“ wurde vom Schweizer Architekten-Duo Herzog & de Meuron zusammen mit dem ortsansässigen Architekten Virgilio Guitérrez entworfen und 2008 fertig gestellt. Auf über 20 000 qm gibt es neben der Bibliothek Ausstellungsflächen, Kino- und Vortragssäle und das Zentrum für Fotografie.
Das Gebäude schmiegt sich ans Ufer des meist ausgetrockneten Barranco de Santos, gegenüber liegt der sehenswerte Markt „Nuestra Senora de Africa“, über eine Brücke erreicht man die Altstadt von Santa Cruz de Tenerife. Foto: CO

Deutsches Historisches Museum, Berlin, noch bis 6. April 2025:
Was ist Aufklärung? Fragen an das 18. Jahrhundert 
 
Ja, was ist denn eigentlich Aufklärung, hat sich das Historische Museum in Berlin gefragt und ist auf jede Menge weitere Fragen gekommen. Denn in der bis heute wichtigsten Epoche der jüngeren Menschheitsgeschichte, die das ganze 18. Jahrhundert prägte, wurde nicht nur rationales Denken zur Richtschnur allen Handelns erklärt, man kämpfte gegen Vorurteile, trat für religiöse Toleranz und die allgemeinen Menschenrechte ebenso ein wie für das Recht auf Bildung und wollte den Fortschritt auch durch verstärkte Hinwendung zu den Naturwissenschaften befördern. Zu all diesen und mehr Bereichen finden sich Beispiele, Schautafeln, Texte, Fotos und Filme. Eine wirklich interessante, gut gemachte Ausstellung, die man nicht versäumen sollte.
Foto: Modell eines menschlichen Auges im Behältnis, Nürnberg, um 1700 © Deutsches Historisches Museum 

Was suchen Sie: Möbel oder frischen Fisch? Beides gibt es an der Großen Elbstraße in üppiger Auswahl. Aber auch wenn Sie kein Sofa, kein Bett, keine Schollen oder Kabeljau suchen, ist die lange Straße an der Elbe einen schönen Spaziergang wert.
Für den Weg dorthin empfehlen wir den Bus 111, der fährt vom U- und S-Bahnhof Elbbrücken schon mal kreuz und quer durch die Hafencity, dann an den Landungsbrücken vorbei, wo die Hafenfähren und Ausflugschiffe ablegen, hoch in die Davidstraße in Richtung St. Pauli. Dabei kann man mal einen Blick in die Herbertstraße (Sie wissen, Frauen dürfen da nicht rein!) und kurz danach auf die berühmte Davidwache werfen. Dann biegt der Bus in die Reeperbahn ein, und es geht vorbei an Dönerläden, Sexshops und der verruchten Kneipe „Ritze“, kurz nach dem Beatlesplatz fährt der Bus links rum in Richtung Fischmarkt.

Fischauktionshalle

Dort verlassen wir den Bus und besichtigen die traditionsreiche Fischauktionshalle direkt an der Elbe, die 1894 von der damals preussischen Stadt Altona an der Grenze zu Hamburg errichtet wurde, um weiter frische Ware an den reichen Nachbarn verkaufen zu können. Die Rivalität um den Fisch endete am 1. April 1938 mit der Eingemeindung Altonas ins Stadtgebiet Hamburgs.
Die schöne Halle, geplant nach dem Vorbild römischer Markthallen als dreischiffige Basilika aus genietetem Buddelstahl, dient heute als Event-Location. Bei Hochwasser wird die Halle regelmäßig überschwemmt.
Wenn im Sommer sonntags morgen von 5 bis 9 Uhr 30 auf dem eigentlichen Fischmarkt gegenüber Obst, Gemüse, Socken, Antiquitäten, Fisch, Bratwürste und heißer Kaffee angeboten werden, gibt es in der Fischauktionshalle Frühstück mit Musik.
Nun schlendern wir die Große Elbstraße entlang, und schon findet man die ersten Möbelläden, zum Beispiel Freistil, das junge Label des sonst eher konservativen Herstellers Rolf Benz, und Vitamin Design mit den schönen Holztischen und – stühlen.
Und dann steht man schon vor dem Stilwerk, dem Designkaufhaus in einer ehemaligen Malzfabrik mit 28 schicken Läden: u.a. Ligne Roset, Poggenpohl, Siematic und White Wall. Seit mehr als 25 Jahren wird hier zeitgenössisches Design verkauft.
Gegenüber ist in einem ehemaligen Speicher das Ginn Hotel eingezogen – mit 130 Zimmern und im achten Stock einer tollen Terrasse, einer Bar und einem Restaurant mit phantastischem Blick über Hafen und Elbe. 

Köhlbrandtreppe

Ein Stück weiter bietet The Rug Company schöne Teppiche an.Gegenüber kann man über die Köhlbrandtreppe, die seit 2001 unter Denkmalschutz steht, in die Oberstadt gelangen. Die Treppe wurde 1887 erbaut, damit die Hafenarbeiter von der Endhaltestelle der Straßenbahn leicht in den Hafen hinabsteigen konnten. Zwischen den beiden Treppen befindet sich ein Brunnen mit den Wappen von Altona und Preußen und den Gottheiten Merkur und Neptun als Symbole für den Handel und das Meer.
Schauen Sie auch mal nach links, dort ist die berühmte Kneipe „Zum Schellfischposten“, in der Inas Nacht mit Ina Müller aufgezeichnet wird. Eintrittskarten gibt es für den winzigen Laden nicht, aber draußen auf dem Platz darf man dabei sein, und hier reiht sich auch der Shantychor auf, der immer mal „What shall we do with the drunken sailor“ durchs offene Fenster schmettert.

Der Schellfischposten

Ein paar Schritte weiter, und Sie stehen vorm hübsch braun gestrichenen „Weinland“: das älteste Haus Altona wurde 1772 gebaut und empfiehlt sich heute unter anderem für opulente Hochzeitsfeiern. Gleich daneben gibt es leckere Steaks bei „Mash“ und Hummer, Lachs und Kabeljau bei Hummer Pedersen, einer von Hamburgs Institutionen.
Aber Sie können natürlich auch bei Steffen Henssler reinschauen, der hier sein feines Lokal hat.
Falls Sie lieber selbst kochen möchten, gehen Sie ein paar Schritte weiter zum FrischeParadies,da können Sie die frischesten Fische, herrliches Gemüse und hochwertiges Fleisch kaufen. Dazu bietet man auch Gewürze und Soßen, Weine, Sekt und Champagner und leckere Desserts an.
Appetit haben Sie jetzt sicher bekommen, aber falls Sie im Hotel übernachten und nicht selbst kochen können, gehen Sie einfach weiter geradeaus an der langen flachen Halle entlang, in der frühmorgens frischer Fisch an Händler und Gastronomen verkauft wird. Am Ende führt Sie links eine Treppe hoch in das wohl beste Fischrestaurant Hamburgs: das Fischereihafen Restaurant, in dem Sie Jakobsmuscheln, Aal, Hummer und Austern, Scholle, Steinbutt, Seezunge und natürlich auch Labskaus serviert bekommen. Na dann: Hummel, Hummel!
Fotos: CO

“Licht ist fundamental bei meiner Arbeit, mein wichtigstes Baumaterial.“

Der italienische Architekt Renzo Piano, geboren 1937, der u.a. das Centre Pompidou (mit Richard Rogers und Gianfranco Franchini) in Paris, das Museum Nemo in Amsterdam und die Fondation Beyeler in Riehen/Basel baute, in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung vom 18. Januar 2025. Foto: wikipedia