Sind Sie auch Fan des Deutschland Tickets? Ist es nicht großartig, in der ganzen Bundesrepublik einen Bus/eine Straßenbahn/einen Regionalzug zu besteigen und einfach durch die Gegend zu fahren? Städte kann man so ganz prima erkunden, ohne sich die Füße wund zu laufen. Man muss auch nicht mehr mit den völlig unterschiedlichen Tarifen an den komplizierten Ticket-Automaten kämpfen! Also los, völlig kostenlos den Hop-on-hop-off Service des öffentlichen Nahverkehrs nutzen!
Zum Beispiel die Ringbuslinie 68 in München.

Die sogenannte Goethepost
Einsteigen kann man gleich am Hauptbahnhof. Zuerst geht es die Bayerstraße entlang, dann biegt der Bus ab, fährt immer geradeaus bis zum Goetheplatz, dort steht die umgangssprachlich genannte Goethepost, ein eindrucksvolles Postamt und Wohngebäude mit geschwungener Front, das 1932 im Stil der Neuen Sachlichkeit erbaut wurde.
Danach überquert der Bus die Isar und fährt im Südosten der Stadt durch Giesing mit seiner abwechslungsreichen Architektur. Falls Sie Durst haben, können Sie jetzt aussteigen und etwa „Die kleine Kneipe“ in der Silberhornstraße 8 für ein erfrischendes Bier besuchen.
Der Bus fährt weiter zum Ostfriedhof, auf dem unter anderen der ermordete Modedesigner Rudolph Moshammer und der Schlagersänger Rex Gildo begraben liegen. Wer also Lust auf einen etwas ungewöhnlichen Spaziergang hat, nur zu!
Der Bus erreicht danach Haidhausen, wo an der Orleansstraße ein großes Wohn- und Geschäftsviertel unter dem Namen „Orleanshöfe“ geplant ist. Seit 2006 plant man, nun soll wohl bald gebaut werden.
Weiter geht’s zum Prinzregentenplatz in Bogenhausen mit dem Prinzregententheater und seinen hochherrschaftlichen Häusern im „Barockisierenden Jugendstil“, wie uns Wikipedia verrät. In Nr. 16 hatte Adolf Hitler ab 1929 eine luxuriöse Wohnung mit neun Zimmern, die zum größten Teil von Verleger Hugo Bruckmann finanziert wurde. Dort entstand am 30. April oder 1. Mai 1945 auch das berühmte Badewannenfoto, auf dem die Fotografin Lee Miller, die mit den amerikanischen Truppen nach Deutschland gekommen war, ein Bad nimmt. Heute arbeitet in der Wohnung eine Polizeidienststelle.

Der chinesische Turm
Dann fährt man per Bus wieder zurück über die Isar und hinein in den Englischen Garten. Am Chinesischen Turm sollte man aussteigen und ein wenig im Park spazieren gehen. Er ist 3,75 qkm groß, bietet ein japanisches Teehaus, den Rundtempel Monopteros, das Rumfordhaus, den Kleinhesseloher See, den berühmten Eisbach und eben den Chinesischen Turm mit einem riesigen Biergarten – neben üppigen Bäumen, Büschen und vielen Blumen natürlich.
Jetzt kommen wir nach Schwabing und links in die Leopoldstraße, hier und in den Nebenstraßen kann man wunderbar bummeln, Boutiquen und Kneipen sind jede Menge vorhanden. Dann biegt der Bus in die Theresienstraße und hält an den drei Pinakotheken, der Alten, der Neuen und der Modernen. Die Neue Pinakothek ist zur Zeit für eine grundlegende Sanierung geschlossen, wahrscheinlich bis 2030. In der Alten Pinakothek, die der Architekt Leo von Klenze zwischen 1826 und 1836 erbaut hat und nach der teilweisen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg von Hans

Das Museum Brandhorst
Döllgast 1952-57 rekonstruiert wurde, befindet sich eine umfangreiche Sammlung europäischer Malerei vom Mittelalter bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Pinakothek der Moderne, entworfen von Stephan Braunfels und 2002 fertiggestellt, präsentiert moderne Kunst, Graphik, Architektur und Design. Nicht weit entfernt gibt es auch noch das Museum Brandhorst mit seiner Fassade aus 36 000 bunten Keramikstäben, entworfen vom Berliner Architektenbüro „Sauerbruch Hutton“ und 2009 eröffnet, das in einer Dauerausstellung das Werk Cy Twomblys und noch bis 17. August die Schau „Fünf Freunde“ (John Cage, Merve Cunningham, Jasper Johns, Robert Rauschenberg und Cy Twombly) zeigt.
Nach so viel Kunst haben Sie jetzt bestimmt Lust auf einen leckeren Capucchino und dazu ein Stück Käse- oder Apfelkuchen. Das Café im Museum Brandhorst ist darauf bestens vorbereitet. Und danach bringt sie der 68er wieder zum Hauptbahnhof. Fotos: München