Deutschlands schöne Ecken entdecken ist immer eine gute Idee. Wie wäre es also mal mit Parks? Die übrigens sogar für Menschen ohne grünen Daumen durchaus eine Reise wert sind. Denn viele Anlagen sind ja auch geschichtlich ziemlich interessant, und Muskau und Wörlitz gehören bereits zum Unesco-Welterbe.

Also auf nach Muskau an Sachsens Grenze zu Polen.

Der Landschaftspark in der Oberlausitz ist 830 ha groß, wurde zwischen 1815 und 1845 von Hermann Fürst von Pückler-Muskau und seiner Frau Lucie von Hardenberg angelegt und hat eindeutig englische Vorbilder. 1845 musste der Fürst seinen Park aus Geldnot verkaufen, begann aber sofort mit der nächsten Anlage: Branitz – später mehr davon.

Zuerst schauen wir uns Muskau vom Fahrrad aus an, denn der Park ist ja riesig. Gleich hinter dem Schlossteich, an dem das alte und das neue Schloss liegen, geht es über die erste der insgesamt elf Brücken über die Neiße und einen Seitenarm – die Hermannsneiße – durch üppige Wiesen bis zum Eichsee, der 1832 ausgehoben und geflutet wurde, und von dort über die englische Brücke nach Polen (Ausweis nicht vergessen!). Dort radelt man durch dichte Wälder mit herrlichen alten Kastanien in einem großen Bogen zurück nach Deutschland über die Doppelbrücke. Nach einem Abstecher zur Orangerie und zur Schlossgärtnerei landet man wieder am Schlossteich.

Nach der Pleite 1845 zog das Fürstenpaar 36 km weiter nach Branitz bei Cottbus und begann auch dort umgehend mit der Umgestaltung der Gartenanlage. Der dabei entstandene Park rund um Schloss Branitz ist mit Innenpark und „Pleasureground“ 112 ha groß, mit den landwirtschaftlichen Flächen rundherum umfasst das Areal 622 ha. Der Pleasureground mit Blumenbeeten, Plastiken und Ziergehölzen direkt am Schloss war dem Fürstenpaar und seinen Gästen vorbehalten. Der Innenpark mit künstlichen Seen, Kanälen und Hügeln wurde von Anfang an für alle geöffnet.

Der Fürst hatte von seiner sechsjährigen Reise in den Orient, die er von 1834 bis 1840 unternahm, eine Leidenschaft für Pyramiden mitgebracht und ließ 1856 eine See- und eine Landpyramide im Innenpark als Grabstätten errichten. Er und seine Frau sind dort begraben.

Unser Spaziergang durch den Park darf nicht ohne Besichtigung des Schlosses mit dem Pückler-Museum enden, denn dort kann man erleben, wie die Fürsten wohnten, welche Andenken aus Ägypten ihre Räume schmückten, und außerdem kann man in einer lustigen kleinen Kutsche auf Schienen durch Ansichten des Parks fahren. Und einen Liebesbrief des Fürsten an seine Frau bekommt man auch noch mit.

Fast hundert Jahre älter ist der Wörlitzer Park bei Wittenberg. Das Schloss, gebaut zwischen 1769 und 1773, gilt als eines der frühesten klassizistischen Schlossbauwerke außerhalb Englands und wurde für Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817) errichtet, war aber genau wie der Park immer für die Allgemeinheit geöffnet. Der Landschaftsgarten ist der erste englische Garten auf europäischem Festland gewesen und wurde folglich auch lange als “Englischer Garten von Wörlitz“ bezeichnet.
Er entstand an einem Seitenarm der Elbe und ist 112,5 ha groß. Alle Teile des Gartens sind durch ein System von Sichtachsen verbunden. Rund um den Wörlitzer See gibt es neben dem Schloss eine Synagoge, die St. Petri-Kirche, den Flora- und den Venustempel, ein Pantheon, die Villa Hamilton und das Museum Gotisches Haus. Beim Spaziergang durch die Grünanlage entdeckt man neben mehr als einem Dutzend schöner Brücken viele klassische Skulpturen und ein paar Seilfähren, mit denen man gemächlich über den See gebracht wird. Ein ganz wunderbar stilles Erlebnis.

PS. Die Bundeskunsthalle in Bonn zeigte 2016 die Ausstellung „Parkomanie“ über Muskau, Branitz und Babelsberg, das auch vom Fürsten Pückler geplant wurde. Damals ist ein Katalog erschienen, den man noch bekommen kann.

Fotos: CO