Touristen trifft man hier selten, aber die Hamburger besuchen ihren Stadtpark ganz oft und überaus zahlreich. Schon in den ersten Frühlingstagen, wenn bemützte Cabriofahrer vorwitzig das Verdeck zurückklappen, tummeln sich Spaziergänger und Jogger, Radelfahrer und Skater, Nordic-Walker und Hundesitter, bolzende Jungs und schicke Winterhuder an Fitnessgeräten, Kinderwagen-Schieber und Großfamilien mit Picknickdecken, enthusiastische Griller und schüchterne Pubertiere mit der ersten Freundin – kurz tout Hambourg im größten Grün der Stadt.
Und das schon seit über hundert Jahren. 1901 nämlich kaufte der Senat das Privat-Gehölz von den Erben Adolph Sierichs, einem Goldschmied und Großgrundbesitzer, und angrenzende Flächen, um einen Volkspark anzulegen. Denn Hamburg wuchs schnell, und alle innerstädtischen Grünflächen waren bebaut worden. Ab 1910 kümmerte sich Oberbaudirektor Fritz Schumacher um das Projekt, später unterstützt von Gartenbaudirektor Otto Linne.
Im sierichschen Gehölz steht das 1885 erbaute, mittlerweile denkmalgeschützte Forsthaus und seit 1915 ein imposanter Wasserturm, der ab 1930 dann zum Planetarium  wurde. Zur Zeit wird der Bau restauriert und erweitert und bleibt deshalb bis Anfang 2017 geschlossen. Aber dann sollte man unbedingt auf die Aussichtsplattform mit großartigem Blick auf Park und Stadt hinauf steigen – und natürlich eine der tollen Veranstaltungen unter der 21 Meter überspannenden Sternenkuppel besuchen!
 
Geht man vom Planetarium zur großen Wiese, auf der vom Kriegsende bis Anfang der fünfziger Jahre etwa 2000 Flüchtlinge in sogenannten Nissenhütten lebten, dann überquert man die einzige Straße, die den Park teilt, die Otto-Wels-Straße. An ihr liegt das sierichsche Forsthaus und auf der anderen Seite das legendäre, ein wenig in die Jahre gekommene Landhaus Walter mit riesigem Biergarten und dem Downtown Bluesclub.
Hält man sich links von der großen Wiese, kommt man bald zu einem ziemlich großen Planschbecken für die Kleinsten mit Spielplatz und Bänken auf dem Grün für die Großen. Von dort geht’s dann durch lichten Wald mit Teichen und Beeten zum Rhododendron Pfad  mit mannshohen Büschen, die im Mai und Juni gelb, rot, weiß und violett blühen. Wunderschön!
 
Ein kleines Stück weiter stößt man auf die Freilichtbühne, auf der am 19. Juni die Puhdys + City + Karat auftreten, gefolgt von Lionel Richie und Simply Red im Juli und Helge Schneider im August.
Spaziert man jetzt durch den Rosengarten mit immerhin etwa 4000 Rosenstöcken, kommt man vorbei am Lesecafe, das gern von Müttern mit kleinen Kindern besucht wird. Hundert Meter weiter ist man schon am Stadtparksee mit Freibad, Liegewiesen, Biergarten und der kleinen Liebesinsel, auf der man Tret- und Ruderboote und Kanus mieten und Stand-Up-Paddling lernen kann. Hier am südöstlichen Ende des 148 Hektar großen Parks wird er vom Goldbekkanal begrenzt, und dort direkt am Wasser laden zwei nette Lokale zu einem Besuch ein: die Bucht, in der die Cocktails besonders lecker sind, und das Café Sommerterrassen, wo Wiener Schnitzel, Spagetti Pesto und Wikinger Spieße serviert werden.
IWer jetzt genug spaziert ist, geht zur U-Bahn-Station Saarlandstraße und fährt zurück in die Stadt. Wer noch mag, schlendert am See, der Liebesinsel und diversen Sportplätzen vorbei, lauscht den Meisen, Kleibern, Rotkehlchen, Spechten und Krähen, schaut nach den Graugänsen, Enten und Schwänen, sieht vielleicht Kaninchen, Eichhörnchen, Kormorane, Libellen, oder sogar Eulen, Füchse und Waschbären. Und Pinguine. Die aber sind aus Bronze, zieren einen Brunnen und wurden 1912 von August Gaul entworfen – eine von den zahlreichen Skulpturen, die im Park verstreut stehen. Wenn man dann die Otto-Wels-Straße wieder überquert hat, gibt es noch ein Kleinod zu entdecken, die „Trinkhalle“, ein 1916 von Fritz Schumacher entworfener Backsteinbau, in dem damals 50 verschiedene Heilwässer ausgeschenkt wurden. Heute ist es ein Café mit Frühstück, Mittagstisch und hausgemachten Limonaden. Fotos: CO