Radler und Wanderfreunde wissen es natürlich längst, aber auch der Rest der Welt darf ruhig erfahren, dass am Niederrhein geradezu ideale Bedingungen für Naturfreunde herrschen. Nettetal zum Beispiel, eine Gemeinde aus sechs Ortschaften, die seit dem 1. Januar 1970 zur Stadt zusammengeschlossen sind, liegt kurz hinter Viersen direkt an der holländischen Grenze und hat neben den malerischen Flüssen Nette und Renne zwölf hübsche Seen und viele dichte Waldgebiete zu bieten.

Ein guter Startplatz zur Erforschung der Gegend ist der Krickenbecker See im Naturschutzgebiet. Dort gibt es einerseits ein schönes Hotel mit Restaurant und hauseigener Backstube und andererseits das „Infozentrum der Biologischen Station Krickenbecker See e.V.“, in dem man ausführliche Dokumentationen über Fauna und Flora der Umgebung und über z. B. das Rohrdommel-Projekt und die Lebensweise der ortsansässigen Biber bekommt. Das Infozentrum bietet auch geführte Wanderungen und Fahrrad-Exkursionen zu Fischottern, Fledermäusen, Wildtieren und Wasservögeln an.

schloss

IFDrei verschiedene Rundwanderwege von maximal 10 km Länge starten hier an der Fußgängerbrücke über die Seen Hinsbecker und Glabbacher Bruch direkt am Schloss Krickenbeck, das jetzt ein Tagungshotel ist. Gebaut wurde das Wasserschloss 1903/04 im Stil der Neorenaissance, nachdem das neugotische Schloss von 1857 abgebrannt war.

Wer sich allerdings erst einmal einen Überblick verschaffen möchte, der fährt zum Taubenberg, parkt an der Jugendherberge und folgt den Hinweisschildern zum Galgenberg und zur Schöffenschlucht, wo im Mittelalter Gericht gehalten wurde. Nicht weit davon steht der Aussichtsturm Taubenberg, ein 28,8 m hoher Holzturm, der 1970 gebaut und 2005 restauriert und mit einer Stahlkonstruktion verstärkt wurde. Der Aufstieg ist zwar mühsam, aber er lohnt: Man hat einen wunderbaren Rundblick auf die Seen und Wälder, vom Krickenbecker Schloss bis nach Holland.

Auf dem Weg zum Naturschutzhof bleiben wir noch im Stadtteil Hinsbeck an der riesigen katholischen Pfarrkirche St. Peter hängen, einer Backstein-Hallenkirche von 1863 mit einem 64 m hohen Turm und einem Taufbecken aus Bronze von 1441. In jedem Stadtteil von Nettetal gibt es übrigens so eine gigantische Kirche.
Hinter dem Hinstecker Gotteshaus wurde 1927 ein kleiner Friedenspark angelegt mit einem Ehrenmal für die Gefallenen aller Kriege. Seit etwa zehn Jahren stehen dort Bronze-Büsten aller Kanzler der Bonner Republik. Zur Enthüllung von Helmut Schmidts Büste war 2008 sogar Franz Müntefering erschienen.
Man kann dort auch sehr komfortabel übernachten, gleich neben der Kirche steht das Hotel Josten mit sehr ruhigen, großen Zimmern und extrem nettem Personal. Nur das W-Lan ist etwas müde.

Zwischen Hinsbeck und dem Stadtteil Leuth findet man den Naturschutzhof, der seit 1985 vom „Nabu“ betrieben wird. Auf 1,5 ha kann man dort einen Bauern-, einen Stein – und einen Kräutergarten betrachten, man kann Teichbewohnern und Gästen der „Insektenhotels“ zuschauen, einen Vogelnester- und einen Apfelsortenlehrpfad erkunden und Hühnern, Bienen und Schafen beim Leben zusehen. Anschließend gibt es dann hervorragenden selbst gebackenen Kuchen im „Landcafé Stemmeshof“ gleich nebenan.

Und wenn man schon mal in Leuth ist, dann kann man auch gleich den Tomatenhof Brunen besuchen und zwischen rund zwei Dutzend Sorten Tomaten wählen: Ob Sie nun Fleischtomaten, Cocktailtomaten, Cherrytomaten oder Paprikatomaten am liebsten mögen oder rote, schwarze, grüne oder orangefarbene bevorzugen, hier gibt es sie alle.

bistroUnd wenn Ihnen das jetzt Appetit gemacht hat, dann empfehlen wir die „Lüthemühle“, in der man in gemütlichem Ambiente Wildschwein mit Feldsalat oder Flammekuchen mit Pfifferlingen serviert bekommt, während gegenüber die Pferde über die Koppel galoppieren. Falls Sie aber ein kleines Bistro bevorzugen, bietet sich im Ortsteil Breyell das „Am Kiependraeger“ an, in dem eine kleine, feine, täglich wechselnde Karte Regionales anbietet.

brueggWer noch keinen Hunger hat, dem sei noch schnell ein Ausflug nach Brüggen ans Herz gelegt. Denn dort gibt es eine Burg von 1289, eine Wehranlage von 1770, ein Rathaus und ein Kloster, beide von 1756. Und nach erschöpfenden Besichtigungen hat’s natürlich auch in Brüggen jede Menge Kneipen, Gasthäuser und Restaurants.

Fotos: CO/Viersen/Brüggen