So beschaulich geht es in dieser schönen alten Stadt noch zu: Die junge Frau rollt auf ihrem schweren, schwarzen Hollandrad die kleine Gasse entlang über den in frühes Sonnenlicht getauchten Platz vor der „Onze Lieve Vrouwebasiliek“. Die Kirche stammt aus dem 11. Jahrhundert und war einst Mittelpunkt der Stadt Maastricht. Die französischen Besatzer nutzten sie Ende des 18. Jahrhunderts als Pferdestall, aber seit dem 19. Jahrhundert wird hier wieder gebetet.

Die frühe Radfahrerin strampelt vorsichtig an den hochgestellten Korbstühlen der Cafés vorbei, grüßt den Straßenfeger, umkurvt den kleinen Milchtransporter, und stoppt vor der weit offenen Tür der Basilika. Eine ganze Weile verharrt sie bewegungslos mit Blick auf den Altar, bekreuzigt sich schließlich und steigt ganz entspannt wieder auf ihr Fahrrad und radelt davon.

Wenn Sie von hier Richtung Maas gehen, stoßen Sie bald auf die Reste der mittelalterlichen Stadtmauer, die um 1230 gebaut wurde. Am anderen Ufer des Flusses liegt der Stadtteil Wyck mit dem Kulturzentrum Centre Céramique und dem spektakulären Kunstmuseum Bonnefanten, das der italienische Architekt Aldo Rossi gebaut hat und das 1995 eröffnet wurde.

Ein Stück weiter geht’s auf dieser Seite an der Maas entlang zum kleinen Platz „Graanmarkt“. Dort ist es Zeit für eine Kaffeepause im Café d’Artagnan, das nach dem berühmten Musketier Charles de Batz-Castelmore d’Artagnan benannt wurde, der am 25. Juni 1673 bei der Belagerung Maastrichts fiel. Im Aldenhofpark nicht weit von hier erinnert seit 2003 eine Statue an ihn.

Sie schlendern jetzt den Onze Liebe Vrouwewal entlang und erreichen kurz vor dem Stadtpark das Helpoort (Höllentor) , das mit seinen knapp 800 Jahren als ältestes Stadttor der Niederlande gilt. Gegenüber steht das Pesthuys (Pesthaus), eigentlich eine Wassermühle von 1775, in deren Nähe Pestkranke in Baracken leben mussten.

stadtsp-2Wenn Sie jetzt durch die malerischen, mittelalterlichen Gassen in Richtung der St. Servatius-Basilika am riesigen Platz „Vrijthof“  (eingezäunter Platz/ Kirchplatz) gehen, kommen Sie am Faliezusterklooster von 1647 vorbei, an einer Franziskanerkirche aus dem 14. Jahrhundert und an noch mehr Stadtmauerresten in der Straße „Lang Grachtje“. Sie kreuzen das Flüsschen Jeker und durchqueren das Universitätsviertel an der Lenculenstraat, in dem auch am frühen Morgen schon jede Menge entspannte Radler unterwegs sind.

stadtsp-7Die imposante Servatius-Basilika wurde ab dem 10. Jahrhundert in Etappen dort errichtet, wo seit 549 bereits eine hölzerne Gedächtniskirche für den 384 in Maastricht verstorbenen Servatius, den Bischof von Tongeren, stand. Weil seinerzeit immer mehr Pilger in die kleine Kirche kamen, entschied man sich für den Bau einer großen dreischiffigen Kreuzbasilika. Ein paar Schritte weiter stößt man auf ein dunkelrot gestrichenes Haus, in dem einst die Herzöge von Brabant Gäste wie Kaiser Karl V. empfingen. Heute dokumentiert hier das „Museum aan het Vrijthof“ die Kulturgeschichte der Stadt Maastricht.

Überquert man nun den schönen Platz und biegt in die „Grote Staat“ ein, dann liegt gleich links die Dominikanerkirche aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Nachdem die französischen Besatzer 1796 das dazu gehörende Kloster aufgelöst hatten, diente die Kirche nur sporadisch als Gotteshaus, länger als Archiv, als Probenraum für das städtische Orchester, als Ausstellungshalle und bis vor zehn Jahren sogar als Fahrrad-Parkhaus. Seit 2006 residiert hier nun die  – laut dem britischem „Guardian“ – schönste Buchhandlung der Welt. Sie ist wirklich sehenswert!

Und Kaffeetrinken kann man in der Kirche auch noch – ganz entspannt übrigens. Fotos: CO