Tatsächlich – sie klappern. Silves, die kleine Stadt in Südportugal, nicht weit von Faro an der Algarve, ist ein Hotspot für Störche. Und die klappern mit ihren langen Schnäbeln! Die Adebare sind in erster Linie nicht ihren Partnern treu, sondern ihren Nestern, und davon gibt es in Silves auf praktisch jedem Turm, jedem Pfeiler, jeder hohen Mauer bisweilen ziemlich ausladende Exemplare. Im April sind jeweils zwei fleißige Tiere dabei, ihre Nester auszubauen und für die Brut vorzubereiten. Und nähert sich ein fremder Artgenosse, dann wird geklappert, was die Schnäbel hergeben!
Silves liegt am Fluss Arade, der sich 75 km lang durch das Hinterland der Algarve bis zum Atlantik schlängelt und den Störchen ausreichend Nahrung bietet. Wenn man von der Küste nach Silves fährt, hat man kurz vorm Überqueren der Arade einen phantastischen Blick auf die Stadt mit ihren alten Gassen und dem riesigen Castelo dos Mouros aus rotem Sandstein, dem Maurenkastell, hoch oben am Berg. Die Burg wurde während der islamischen Besetzung von 711 bis Ende des 9. Jahrhunderts erbaut. Im 15. Jahrhundert entstand sie endgültig so, wie man sie heute sehen kann – mit einer mächtigen Zisterne und einem 60m tiefen Brunnen, zehn Wehrtürmen und einer umlaufenden, begehbaren Mauer. Dort oben liegt einem Silves zu Füßen, und auch den Störchen kann man ins Nest schauen.
Gleich unterhalb der Burg lädt das Café Inglês auf seine Terrasse zu Kaffee und Pasteis de Nata, die unglaublich leckeren Vanille-Blätterteig-Stückchen, oder zu Stockfisch mit Salat, dazu gibt es am Sonntag Nachmittag Konzerte, von Klassik bis Jazz ist alles dabei.
Eine Treppe weiter hinunter steht man schon vor der Kathedrale von Silves, die ab Ende des 13. bis ins 15. Jahrhundert erbaut und nach mehreren Einstürzen erst im 18. Jahrhundert fertig gestellt wurde. Der Chor der Kirche ist aus rotem Sandstein, der sich auffällig von den weißgekalkten Wänden des Kirchenschiffs abhebt. Hohe, schmale Fenster, Kreuzrippengewölbe, achteckige Säulen und ein schlichter Altar machen das Gotteshaus sehr sehenswert.
Schlendert man jetzt die mit den typischen kleinen, quadratischen Granit-Pflastersteinen belegte „Rua da Sé“ hinunter, an der früher die wichtigsten Kaufleute ihre Läden hatten, erreicht man durch einen Torbogen der mittelalterlichen Stadtmauer die „Praca do Municipio“, den Platz vor dem mächtigen, zart gelb gestrichenen Rathaus. Schauen Sie unbedingt in das Café in den Rathausarkaden, es hat wunderschöne Fliesenbilder – Azulejos – an den Wänden.
An einer Seite des Platzes steht ein Schandpfahl, die Rekonstruktion eines Prangers aus dem 16. Jahrhundert. Der sieht harmlos, sogar hübsch aus, aber es gruselt einen schon bei der Vorstellung, dass er einst auch benutzt wurde.
Vom Rathaus führen mehrere schmale Gassen mit der schönen Pflasterung hinunter zum Fluss, vorbei an vielen kleinen Geschäften. Empfehlenswert: getrocknete Feigen gespickt mit Mandeln, Honig aus der Umgebung, aber auch bunte Tücher.
Nach dem Shoppen hat man Hunger, ganz klar. Entweder man stellt sich vor dem „Rui“ in die manchmal lange Schlange der Wartenden, um dann bei kühlem Vinho Verde Scampis mit Knoblauch, Muscheln oder fangfrischen Fisch zu genießen. Erstklassig! Oder man schlendert an der Markthalle vorbei zur „Churrasqueira Valdemar“, wo köstliche Hähnchen auf der Straße gegrillt werden, die mit Salat und hausgemachten Pommes Frites an Plastiktischen vertilgt werden. Unschlagbar lecker! 

Fotos: CO