Der alte Schwede am Markt

Natürlich ist man nicht allein auf diesem schönen Areal. Jeder Tourist schaut sich schließlich den Rathausplatz von Wismar an. Denn „Am Markt“ stehen nicht nur das Rathaus und die Wasserkunst, dort findet man auch wunderbar restaurierte Bürgerhäuser, in denen heute Restaurants mit einladenden Terrassen residieren. Da ist zum Beispiel der „Alte Schwede“ , das älteste Bürgerhaus Wismars. Es entstand um 1380 im Stil der Backsteingotik mit dem typischen treppenförmigen Giebelaufbau, seinen Namen erhielt das Haus erst zur Zeit der schwedischen Herrschaft (1648 bis 1803). Seit 1878 lädt darin ein Restaurant zu Mecklenburger Spezialitäten. Gleich nebenan befindet sich das Reuterhaus , in dem 1859 der plattdeutsche Erzähler Fritz Reuter mit dem Verleger Dethloff Carl Hinstorff einen Vertrag über die Herausgabe seiner Schriften abschloss. Die DDR ließ das Haus vollständig verfallen, aber nach 1988 wurde es rekonstruiert. Das Hotel Reuterhaus bietet heute zehn Zimmer, und im Restaurant serviert man Soljanka, Ente nach Mecklenburger Art und gebratenen Dorsch.

Die Wasserkunst am Markt

Wer einen Tisch vor einem der beiden Lokale ergattert, kann mit Muße die schöne Wasserkunst gegenüber bewundern. Der kleine Turm entstand 1602 über einem hölzernen Brunnen mit unterirdischem Wasserreservoir, das durch die Metelsdorfer Quellen vor den Toren der Stadt gespeist wurde. Von der Wasserkunst aus führten Leitungen aus Holz vor allem in die Wismarer Brauhäuser. Vorher, so ab 1430, gab es viele Wasserträger, die das kostbare Nass direkt ins Haus lieferten.

Sehenswert sind auch das Rathaus, ein klassizistischer Putzbau von 1819, der auf den Resten eines eingestürzten Baus von 1319 errichtet wurde, und die Stadtwache von 1858.

Geht man jetzt am Cafe Hegede vorbei zur Krämerstraße, dann steht man an der Ecke Lübsche Straße vor dem Karstadt Stammhaus. Am 14. Mai 1881 eröffnete hier Rudolph Karstadt sein erstes „Tuch-, Manufactur- und Confectionsgeschäft“, das wegen der günstigen Preise schnell Erfolg hatte. Schon bald gab es 24 weitere Läden in ganz Norddeutschland. Als 1884 Karstadt eine Filiale in Lübeck eröffnete, sollen Thomas und Heinrich Mann zu den ersten Kunden gezählt haben.

Am Ende der Fußgängerzone in der Krämerstraße liegt die Löwenapotheke. Dreihundert Jahre lang residierte in diesem Haus ein Medikamentenhandel, jetzt kann man hier ganz gemütlich Kaffee oder Tee trinken.

Die Frische Grube

Nun geht’s durch die Bohrstraße zur „Frische Grube“, einer der ältesten Straßen Wismars. Der künstliche Wasserlauf, der den riesigen Mühlenteich mit der Ostsee verbindet, entstand Mitte des 13. Jahrhunderts. Er lieferte Trink- und Löschwasser und betrieb zwei Mühlräder. Heute hat hier die Berufsfeuerwehr ihren Sitz.

Der Kanal Frische Grube

Der Bierbrauer und Kaufmann, Ratsherr und spätere Bürgermeister Heinrich Schabbell ließ gleich nebenan 1569 ein reich verziertes Giebelhaus bauen, „Der Stadt zur Zierde und Ehr“, wie er befand. Heute ist im Schabbelhaus das stadtgeschichtliche Museum untergebracht.

Schräg gegenüber steht die St. Nikolai-Kirche, die als Meisterwerk der Spätgotik gilt. Sie wurde von 1381 bis 1487 gebaut und ist ein beeindruckender Prachtbau aus ca. drei Millionen Steinen, 85 m lang, 58 m breit und mit einer Turmhöhe von 64 m. Seit 2002 steht sie auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes.

Wenn Sie jetzt die Frische Grube entlang spazieren, kommen Sie bald an den Ziegenmarkt und von dort gegenüber zum Alten Hafen, wo man zu Ausflügen und

Hafenrundfahrten aufbrechen kann. Oder man flaniert an den Fischerbooten vorbei, kauft frisch Gefangenes oder leckere Fischbrötchen.

Aber man kann auch ins Auto steigen und auf die Insel Poel fahren und im Café Frieda mit angeschlossener Galerie köstlichen frisch gebackenen Kirschkuchen mit Sahne probieren und einem Ringelnatz-Abend lauschen.

Lieber kein Kuchen? Dann fahren Sie doch ins Seebad Wendorf im Nordwesten von Wismar und setzen sich auf die Terrasse vom Hotel Seeblick mit herrlicher Aussicht auf die Seebrücke, die Ostsee und die Insel Poel. Und, wenn Sie mögen, einem süffigen Gin Tonic.

Fotos: CO