Steht man vor seinem etwas erhöhten Eingang, dann hat man derzeit einen guten Blick auf die gigantische Baustelle „Stuttgart 21“ zum Umbau des Hauptbahnhofs und der Verlegung der Bahntrassen unter die Erde. 2022 soll das Projekt fertig gestellt sein – heißt es zur Zeit, dann wird es insgesamt 6,526 Milliarden Euro gekostet haben – hieß es 2013, nachdem man 2009 noch mit 4,526 Milliarden gerechnet hatte. Aber wer weiß, vielleicht werden die Stuttgarter ihren Bahnhof dereinst genauso lieben wie ihr Museum.
Wenn man jetzt die Konrad-Adenauer-Straße in Richtung Charlottenplatz schlendert, kann man gleich links in die Kanalstraße einbiegen, und ist damit im Bohnenviertel angekommen. Schon im 15. Jahrhundert siedelten sich hier, knapp außerhalb der Stadtmauern, Gerber und Färber, Brenner und Schmiede, Töpfer und Ofenbauer und auch Weinbauern an. An ihren Fassaden ließen sie Kletterbohnen empor ranken – so kam das Viertel zu seinem Namen. In den wenigen engen Gassen, in denen einmal im Jahr ein „Bohnenviertelfest“ (diesmal vom 23. bis 25. Juli) gefeiert wird, gibt es jede Menge Kneipen und Restaurants, Weinstuben und Cafés, eine Kochschule und ein Hotel, Galerien, Schmuck- und Modeläden.
Im Designhotel „Der Zauberlehrling“ (Rosenstraße 38) mit Zimmern namens „Barolo“, „Camouflage“ oder gar „Titanic“ erwartet jeden Gast ein ganz spezielles Ambiente. Im Gourmetrestaurant nebenan gibt es auch Kochkurse für Fleischliebhaber und Asiafans. Wunderbar bodenständig wird bei den „Drei Mohren“ in der Pfarrstraße gekocht, Flädle-Suppe und Zwiebelrostbraten zum Beispiel.
Etwas einfacher geht’s um die Ecke im „Hüftengold“ (Olgastraße 44) zu, dafür kann man ab sieben Uhr Rührei mit Speck bekommen und um 24 Uhr immer noch über seinem Weinchen hängen. Vorher vertilgt man mittags ein indisches Curry, danach hausgemachtes Eis und köstlichen Kuchen, um schließlich abends beim „Schwabenstolz“ (Maultaschen) zu landen.
In der Olgastraße 54 findet man übrigens auch einen der schönsten Blumenläden überhaupt, der ganz selbstbewusst einfach nur „Der Blumenladen“ heißt. Karin Engels 300 qm großer Laden ist das Paradies für Pflanzenfreunde und längst eine Institution in Stuttgart. Frau Engel schmückt auch Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und Empfänge.
Sollten Sie noch ein paar Mitbringsel suchen, gehen Sie am besten in die Esslingerstraße, dort gibt es bei Seifen-Lenz (Nr. 24) genau das und auch Kerzen und bei „Samt und Sonders“ Accessoires für jeden Geschmack. Apropos Geschmack: Auch Wuffmeister und Miezekatzen finden bei „Wau miau“ (Esslinger Straße 18) Leinen und Halsbänder, Fressnäpfe, Kratzbäume, Kosmetik und ein schönes, neues Bett.
Ganz hervorragend einkaufen kann man schließlich in der Markthalle, die auch nicht weit weg ist. Folgen Sie einfach der Marktstraße zum Rathaus und gehen dann rechts durch die Bärenstraße. Im Untergeschoss der Jugendstil-Markthalle, die gerade 100 Jahre alt geworden ist, bekommen Sie an 43 Ständen Oliven und Artischocken, Lammkoteletts und Laugenbrezeln, Endivien und Rapunzel, Himbeeren und Mangos, alles höchst verlockend arrangiert und absolut frisch.
Fotos: CO/wikipedia/Tourismusbüro/Der Blumenladen/Markthalle