Vor wenigen Wochen habe ich mit Freuden entdeckt, dass genau vor meinem Budapester Lieblingsthermalbad (Rudas, mit 29 Grad warmem Wasser im Schwimmbecken) eine neue Straßenbahnhaltestelle entstanden ist. Bis dahin lag das Bad genau zwischen zwei Stationen. Ich war begeistert.

Begeistert bin ich auch immer noch über die Verschönerung einer der wichtigsten Postkarten-Idyllen der Hauptstadt: Wenn man noch vor wenigen Jahren aus einem der Hotels am östlichen (Pester) Donauufer aus dem Fenster geschaut hat, sah man auf der gegenüber liegenden (Budaer) Seite, unterhalb des barocken Burgschlosses, eine Reihe hässlicher, teils verfallener Mietshäuser. Sie waren mit langfristigen Verträgen  an Maler und Bildhauer vermietet. Die Orban-Regierung erließ schließlich eine entsprechende Verordnung, und ein Bauunternehmer aus dem Freundeskreis des Ministerpräsidenten fegte die Häuser weg. Anschließend errichtete er einen weitläufigen romantischen Park am Hang desselben langgezogenen Hügels: Rosenbüsche, Springbrunnen, Wasserfälle, Terrassen, gar eine Rolltreppe. Über alledem eine neue Bastei – mit herrlichem Blick auf die Donau, die Brücken und das östliche Häusermeer der Stadt. Eine breite und hohe Tafel, von alten Bäumen ein wenig verdeckt, verkündet, wieviel Euros Brüssel zur Pracht hinzugeschossen hat. Die Zahl hat sehr viele Nullen und auch dazu beigetragen, dass die gotische Mathiaskirche und die Zinnen der Fischerbastei etwas nördlicher auf demselben Hügel nun in blendendem Weiß erstrahlen. Kein Zweifel, die Touristen-Viertel der Stadt werden ständig schöner.
Doch nicht immer klappt alles so gut: 2013, als die Schulbuchverlage verstaatlicht wurden, gab es zum Unterrichtsbeginn keine Schulbücher, stattdessen staunende Schüler, unglückliche Lehrer und jede Menge Improvisation. Und als im vergangenen Jahr ein Freund der Regierung zum Tourismus-Amts-Leiter im westungarischen Bükk-Gebirge ernannt wurde, stellte dessen Firma für viel Geld neue Wegweiser-Tafeln auf. Denn der Wald im Bükk ist dicht und dunkel. Bald berichteten erfahrene Jäger, dass etwa die Hälfte der Schilder in die Irre führt. Immerhin, die andere Hälfte weist den richtigen Weg – wenn nur alle Waldbesucher wüssten welche. „Ach was!“ sagte mir ein  Fremdenführer aus der Gegend, „am lustigsten ist es, wenn wir uns verirren. Das ist bei mir fest im Programm. Und wie glücklich meine Schäfchen sind, wenn wir die kleine Eisenbahnstation wiederfinden. Das sind die Geschichten für zuhause.“ 

MelegyUnser Kolumnist, der Ungar Péter Pál Meleghy, ist Autor vieler Reiseführer und Kochbücher und schreibt für verschiedene deutsche Zeitschriften. Er lebt in Hamburg und Budapest und betreibt die Website www.ungarnaktuell.de.