IFEs gibt Münchener und Zugereiste, die das „Café am Wiener Platz“ für das Zentrum des Stadtteils Haidhausen halten. Tradition hat das Haus auf jeden Fall; Frühstück serviert der Wirt Gabriel Lewy  – ja, der Ex von Iris Berben – wie vor zwanzig Jahren von 8 bis 24 Uhr: Eier mit Speck, Erdnussbutter, Cocktailwürstchen oder Zimt-Rosinen-Brioche. Szenegänger fühlen sich am Tresen und in den Nischen nach wie vor wohl. Touristen auch. Die sitzen am liebsten auf den Lederbänken am Fenster und verfolgen das quirlige Treiben auf dem Wiener Platz.
Hier kann man prima den Tag verdämmern oder gleich nach dem Frühstück in den Biergarten gegenüber wechseln. IFDen Hofbräukeller an der Isar gibt es seit 1892, die Fassade ist im Stil der Neurenaissance gestaltet. Der Biergarten unter uralten Kastanien ist riesig, zur Mass isst man hier Haxen, Leberkäse  oder Spinat-Käseknödel. Ein kostenloser „Schnorrerteller“ steht auch auf der Karte. Den bekommen Kinder, die vom Teller ihrer Eltern mitessen. Aber die meisten Genießer geben ihre Kinder mal kurzzeitig im „Kinderland“ des Hofbräukellers ab, wo die Kleinen von Fachkräften unterhalten werden, damit Vatti seine Mass in Ruhe trinken kann.

IFAuf dem Weg in den Biergarten muss man unbedingt bei Curtis & Curtis reinschauen. Lee Curtis restaurierte Möbel in London, bevor er nach München kam und hier mit seiner Frau Eva einen Laden für handgearbeitete Massivholzmöbel im Stil des 19. Jahrhunderts eröffnete. Der ganze Laden duftet nach Holz, die Oberflächen muss man einfach mal streicheln, und außerdem gibt es lustige Accessoires für die, die gerade keinen Schrank, kein Bett oder keinen Schreibtisch brauchen. Kleine Empfehlung: die witzigen Kleiderhaken.
Schräg gegenüber, am Wiener Platz 2, hat der „Livingroom“ romantische Landhaus-Möbel, dazu noch Kitschiges und Nostalgisches, Nützliches für Bad und Küche, und mittendrin kann man sich auf einen Kaffee und einen Muffin oder einen Gurkensalat niederlassen. 
IFIFAuch einen Besuch wert: Eins der Markthäusl auf dem Wiener Platz, das sich „Wein trifft Schokolade“ nennt; dort kann man wunderbare Mitbringsel erstehen und gleichzeitig lernen, wie gut dunkle Schokolade mit Rotwein harmoniert. Das muss man wirklich mal probieren!

IFAchtung, liebe männliche Leser: Um die Ecke, Innere Wiener Straße 55, gibt es einen Laden, an dem keine Frau vorbei gehen kann. Marlene Schmuck hat Schuhe, Schuhe und Schuhe – Ballerinas, Stiefel, UGGs, Turnschuhe und Pumps, Sandalen und natürlich Highheels vom Feinsten!
Die Herren können ja schon mal in den Biergarten gehen …

Oder nach nebenan, in die Buchhandlung Waldmann, in der es englische, spanische und französische Bücher, sehr gute Empfehlungen und ein wunderbares Sofa zum Schmökern gibt. Frau Waldmann betreibt außerdem einen Jugendleseclub: die Bücherfresser. Alle vierzehn Tage treffen sich junge Bücherfreunde zwischen 10 und 18 Jahren hier und lesen sich durch die Neuerscheinungen. In diesem Jahr sind die Bücherfresser zu einer der sechs Jugendjurys ernannt worden, die den Deutschen Jugendliteraturpreis auswählen. Die Bücherfresser vertreten die Meinung, dass Jugendbücher für Leser bis 88 Jahren empfohlen werden können. Stimmt eigentlich!

IFIFJetzt sollte man endlich mal losgehen und sich in der Stein-, Preysing- und Kellerstraße oder den anderen Straßen der Umgebung die herrlichen Haus-Fassaden angucken. Da stehen Prachtbauten aus den Zeiten des Jugendstils, des Neubarock, der Neurenaissance und des Spätklassizismus, also aus der Zeit von ca. 1860 bis ca. 1920. Da kann man Erker und Türmchen, Giebel und viel Stuckdekor entdecken, und immer mal wieder eine hübsche Madonna auf einem Sockel. Alle Fassaden sind fachgerecht restauriert und ansehnlich gestrichen. Ach, könnte man doch mal die eine oder andere Wohnung von innen sehen! Irgendwann steht man dann am Johannisplatz vor der 1852 bis 1874 erbauten Pfarrkirche St. Johann Baptist mit dem 97 m hohen Westturm. Und da kann man natürlich hinein und sich die Orgel anschauen, die den Namen „Max Reger“ trägt, benannt nach dem Komponisten, Organisten und Dirigenten Max Reger (1873 bis 1916), der in Haidhausen lebte.

Und jetzt? In den Biergarten natürlich! Oder auf einen Eierlikör ins Johannis Café mit seinem ganz speziellen Charme. Aber das ist nur was für Eingeweihte!
Fotos: CO