Bourse de Commerce, Paris

Die Kuppel der Börse

Frankreichs Hauptstadt hat ein neues, sehr beeindruckendes Museum in einem uralten Gebäude neben der kolossalen Kirche Saint Eustache bekommen. Einst stand hier ein Schloss, das Königin Katharina von Medici 1571 erbauen ließ. 1755 stellte man an gleicher Stelle einen riesigen Getreidespeicher mit einer hölzernen Kuppel auf, die 1802 abbrannte und dann durch ein Stahlskelett erst mit Kupferabdeckung, später mit Glas ersetzt wurde. Das schöne Gebäude diente auch für Feste, so feierte 1810 Kaiser Napoleon hier seine Heirat mit Marie Louise von Österreich.
1889 zog die Börse in den Rundbau, seit 1975 stehen Kuppel und Bemalung unter Denkmalschutz, die letzten Jahrzehnte stand der Bau ungenutzt und marode mitten in Paris.

Die Beleuchtung der Brüder Bouroullec

Doch 2016 erhielt der Milliardär und Kunstsammler Francois Pinault für 50 Jahre die Genehmigung zur Nutzung des Gebäudes, und der ließ es umgehend vom japanischen Architekten Tadao Ando zu einem Museum umbauen, das im vergangenen Sommer eröffnet wurde.
Ando, geboren 1941 und unter anderem Pritzker-Preisträger, ist bekannt für minimalistische Bauten, bevorzugt aus Sichtbeton, und so hat er in die vorsichtig restaurierte Börse einen 50cm starken Betonring mit einem Durchmesser von 29 Metern gestellt, der nur wenige Schlitze als Durchgang aufweist. Darüber wurde in neun Meter Höhe ein Wandelgang platziert, von dem man einerseits in die riesige Ausstellungsfläche hinunterschaut und andererseits das herrlich restaurierte, zehn Meter hohe und 140 Meter lange Rundgemälde mit Handelsszenen auf fünf

Auch der Betrachter ist aus Wachs und brennt

Kontinenten aus dem 19. Jahrhundert bestaunen kann. Über allem schwebt die wunderbare Glaskuppel. Sieben Ausstellungsräume hat Ando um die Rotunde angeordnet, alle strahlend weiß gestrichen. Für Möbel, Hinweisschilder und Dekorationselemente waren die Designer-Brüder Ronan und Erwan Bouroullec zuständig, auch die hinreissende Beleuchtung im Treppenhaus stammt aus ihrem Atelier.
Wer das Glück hat, die Börse noch in diesem Jahr anschauen zu können, wird die spektakuläre Installation in der Rotunde genießen: Der Schweizer Künstler Urs Fischer hat Giambolognas monumentale Plastik „Der Raub der Sabinerinnen“ von 1582, etliche Stühle und einen Herrn in blauem Jackett im Raum verteilt – und das ganze Ensemble ist aus Wachs, mit Dochten versehen und brennt seit Mai allmählich ab!

Fotos: CO