Stil: Afro Hairstyle

Die Haare dunkelhäutiger Menschen sind anders als die von weißen, aber bei jedem Individuum, ganz gleich welcher Hautfarbe, gehören sie eng zur Identität dazu.
So konnte man im 15. Jahrhundert in Afrika an den oft kunstvollen Frisuren auch vieler Männer die hierarchische Stellung erkennen.
In der Zeit der Sklaverei nutzte man Frisuren auch, um Botschaften an andere zu übermitteln, sogar Karten für Fluchtwege sollen damals in Frisuren eingekämmt gewesen sein. Nach dem Ende der Sklaverei mühten sich Schwarze oft, sich an die weiße Gesellschaft anzupassen, indem sie sich ihre Haare mit Chemikalien oder durch Bügeln glätten ließen. Das Selbstverständnis der „People of Colour“ brachte im letzten Jahrhundert das „Natural Hair Movement“ hervor, der natürliche „Afro“ wurde sogar zu einem politischen Statement,
und heute tragen die meisten Farbigen stolz ihre Haare so wie sie gewachsen sind.
Zu diesem ebenso wichtigen wie spannenden Thema ist Ende 2021 eine große Ausstellung in Kent, Ohio, geplant, und der zugehörige Katalog ist auf Englisch jetzt erschienen. Neben vielen Fotos, Gemälden und Zeichnungen von Frisuren, Kämmen, Plakaten und Skulpturen, Glättungsmitteln und Brennscheren gibt es aufklärende, beeindruckende Essays zur Geschichte der Schwarzen und ihrer Haare.

Text auf Englisch

Tameka Ellington: Textures. The History and Art of Black Hair, 200 S., 150 Abb., 39,90 Euro, Hirmer
Foto: Hirmer
 


Design: Colani, der Überraschende

Wenn das nicht eine steile These ist: Das Werk des exzentrischen Designers Luigi Colani (1928 bis 2019) wird im Berliner Bröhan Museum www.broehan-museum.de  dem Jugendstil gegenüber gestellt; dazu ist dieser informative Katalog erschienen.
Mit seinen skulpturalen, futuristischen Formen, die allerdings meist industriell gefertigt werden konnten, wollte Colani dem Postulat der schlichten Formen der „Form follows function“ – Ära etwas entgegen setzen. „Wie im Jugendstil, als angewandte Künstler, Bildhauer und Designer gegen industrielle Massenware revoltierten, müssen auch wir einen neuen Jugendstil entwickeln,“ meinte Colani.
Und in der Tat, besonders in seinen erotischen Porzellan-Skulpturen und seinen Sitzmöbeln entdeckt man die Vorbilder aus dem Jugendstil.
Die Ausstellung soll noch bis Ende Mai gezeigt werden, ist aber natürlich zur Zeit geschlossen.

Tobias Hoffmann (Hrsg.): Luigi Colani und der Jugendstil 152S. Wienand 29,80 Euro Foto: Wienand