Auskunft ohne Grenzen

Heute, in den Zeiten von GPS und Google Maps, sind sie weitgehend entbehrlich, aber bis vor ein paar Jahrzehnten wurden sie dringend gebraucht, wenn es darum ging, sich in der Welt zurechtzufinden. Und so haben Karten (und Atlanten) denn auch eine lange Karriere hinter sich, wie der britische Historiker Philip Parker in diesem höchst informativen Buch beweist. Sie beginnt um 6000 v. Chr. in der kleinasiatischen Siedlung Çatalhöyük mit einer kruden Zeichnung auf einem Stein, um danach immer wieder neue und oft verblüffende Anläufe zu verzeichnen, die Erde möglichst genau darzustellen, bis dann im 16. Jahrhundert gleich zwei Kartenwerke entstehen, die bis heute als Klassiker gelten: die prächtigen Atlanten der Kartografen Abraham Ortelius und Gerardus Mercartor. Seither wurden die Karten immer präziser – und gelegentlich auch perfider. So wurden aus politischen Gründen Grenzen verschoben oder Namen falsch wiedergegeben. Fazit nach 250 Seiten spannender Lektüre: Karten ersetzen zwar kein Geschichtsbuch, aber wie der Mensch sein Wissen über seinen Planeten erweiterte, darüber geben sie sehr anschaulich Auskunft.  PM
 

Philip Parker: Karten, die die Welt veränderten. 272 S., ca. 180 Abb. Haupt-Verlag. 38 Euro 
Foto: Haupt-Verlag

 Stilwechsel
 

Er hat sich ziemlich viele Wohnungen eingerichtet, in Paris allein fünf, aber auch in Rom, Monte Carlo und Hamburg. Der Modemacher Karl Lagerfeld (1933 bis 2019) hat dabei für jedes Domizil einen eigenen Stil gefunden und konsequent durchgehalten. In dem großformatigen Prachtband von Patrick Mauriès und Marie Kalt werden sie alle gezeigt und der jeweils konsequente Stil detailliert erklärt. Einen extremen Bruch vollzieht Lagerfeld zum Beispiel, als er Anfang der 80er Jahre nach Monaco zieht und seine Wohnung dort im kühlen Memphis Stil einrichtet, der kurz zuvor in Mailand entstanden war. Bis dahin hatte er in Paris im Hotel Pozzo di Borgo  gelebt, für dessen Ausstattung er sich von der Mode Madame Pompadours und Ludwig XV. anregen ließ. Bei jedem Wohnungswechsel verkaufte Lagerfeld die meisten Möbel seiner vorherigen Behausung, nur wenige Lieblingsstücke durften mit umziehen. Aber seine geliebten Bücher und seine Katze Choupette waren natürlich immer dabei.

Marie Kalt, Patrick Mauriès: Im Hause Lagerfeld.240 S., ca. 200 Abb. Prestel-Verlag. 79 Euro Foto: Prestel Verlag

 


 

Autorenporträts

Das kommt davon, wenn zwei Profis, die mittlerweile längst Legenden ihrer Metiers sind, schon in früher Zeit beschließen, zusammen zu arbeiten: Dann kann man jetzt den Fotoband „Männer, die Rosen schneiden“ bewundern, sicher eines der schönsten und zugleich sympathischsten Bücher des letzten Herbstes. Aber die Fotografin Isolde Ohlbaum und der Verlagsmann Michael Krüger teilen eben auch schon seit langem eine tiefe Liebe zur Literatur und einen ebenso großen Respekt vor deren Autoren. Und so sind im Laufe von fünf Jahrzehnten ganz wunderbare, zugleich erhellende und diskrete Aufnahmen entstanden: von dem (Titel stiftenden) Grandseigneur Gregor von Rezorri etwa, dem jovialen Universalgenie Umberto Eco oder dem umtriebigen Theatermann George Tabori. Immer mit dabei: Krüger. Und wenn das vielleicht auch ein bisschen eitel ist – so kurzweilig war es schon lange nicht mehr, großen (und nicht ganz so großen) Geistern beim Leben zuzusehen und dazu Krügers witzige Anmerkungen zu lesen. PM

Isolde Ohlbaum/Michael Krüger: Männer, die Rosen schneiden. 220 S. Schirmer Mosel. 39,80 Euro Foto: Schirmer Mosel